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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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auf und sind alt und verbraucht. Das gestaltet sich bei jedem anders.« Nach einem weiteren Gähnen leckte er sich die Pfote. »Doch die grundsätzliche Antwort lautet nein, Mensch. Den Sterblichen ist kein unbegrenztes Dasein vergönnt. Nichts lebt ewig, nicht einmal die unsterblichen Feen.«
    »Und vergiss nicht, dass die Zeit hier tückisch ist«, fügte ich hinzu, während ich gleichzeitig noch über diesen Widerspruch nachgrübelte, dann aber beschloss, ihn zu übergehen. »Du kannst ein Jahr im Feenreich verbringen, und wenn du dann zurückkehrst, sind zwanzig oder vielleicht sogar hundert Jahre vergangen. Wir bleiben auf keinen Fall länger hier als absolut notwendig.«
    »Entspann dich, Ethan. Ich wollte bestimmt nicht vorschlagen, dass wir uns ein Ferienhaus im Wilden Wald zulegen.« Kenzie klang unbekümmert, aber ihr Blick wirkte sehr nachdenklich. »Es war einfach nur … eine Frage.«
    Grimalkin rümpfte die Nase. »Nun gut. Also, ich langweile mich.«
    Er erhob sich, reckte den Schwanz und streckte sich. Dann trottete er davon. Noch bevor er die nächste Ecke erreicht hatte, war er verschwunden.
    Trotzig musterte ich die Wachen, die auffallend nah bei den »Gästezimmern« postiert waren. »Dann sind das hier wohl unsere Zimmer«, stellte ich fest, ging zu einer der beiden Türen und stieß sie auf. Dahinter befand sich ein großzügiger Raum mit einem Bett an der einen und einem Kamin an der anderen Wand. Hinzu kamen große Glastüren, die auf einen Balkon hinausführten. »Witzig«, murmelte ich und ließ die Zimmertür wieder zufallen. »Das ist die hübscheste Zelle, in der ich je eingesessen habe.«
    Kenzie antwortete nicht. Sie stand immer noch auf dem Gang und starrte geistesabwesend auf die Stelle, wo Grimalkin verschwunden war. Selbst als ich auf sie zuging, sah sie nicht hoch.
    »Hey.« Ich berührte sie vorsichtig am Ellbogen, woraufhin sie heftig zusammenzuckte. »Alles klar?«
    Sie holte tief Luft und nickte dann. »Sicher«, sagte sie etwas zu fröhlich. »Es geht mir gut, bin nur müde.« Mit einem schweren Seufzer rieb sie sich die Augen. »Ich glaube, ich lege mich ein bisschen hin. Weck mich, wenn man uns zum Abendessen ruft oder so, ja?«
    »Klar doch.«
    Während ich zusah, wie sie in ihr Zimmer ging, war ich hin und her gerissen zwischen Verblüffung und Schuldgefühlen. Kenzie war noch hier. Warum blieb sie? Sie hätte nach Hause gehen können, zurück zu ihrer Familie und ihren Freunden, um dort ein ganz normales Leben zu führen. Zurück in die richtige Welt. Stattdessen hatte sie sich dafür entschieden, in diesem verrückten Albtraum zu verharren, in dem alles auf den Kopf gestellt wurde und nichts einen Sinn ergab. Ich konnte nur hoffen, dass sie lange genug lebte, um das zu bereuen.
    »Ethan?« Ich hatte mich bereits abgewandt, blickte aber über die Schulter zu ihr zurück. Sie stand auf der anderen Seite des Flurs. »Wenn du reden willst«, sagte sie leise, »egal worüber … Ich bin da. Ich höre zu.«
    Mein Herz machte einen seltsamen kleinen Sprung. Das Angebot hatte ich noch nie bekommen, zumindest nicht von jemandem, der eine Ahnung hatte, was das bei mir bedeutete. Oh, Kenzie, ich wünschte, das ginge. Ich wünschte, ich könnte  … dir alles erzählen, aber das werde ich nicht tun. Je weniger du von ihnen oder von mir weißt, desto besser.
    »Wenn ich rumheule?«, schnaubte ich abfällig und zwang mich zu einem schiefen Grinsen. »Das ist wirklich großzügig, aber ich denke, ich komme schon klar. Außerdem ist das doch bestimmt nur ein neuer Trick, um mir ein Interview abzuluchsen, oder?«
    »Verdammt, bin ich inzwischen berechenbar.« Kenzie verdrehte die Augen und schob ihre Zimmertür auf. »Na ja, falls du es dir anders überlegst: Das Angebot steht. Aber klopf vorher an, ja?«
    Ich nickte, dann fiel die Tür hinter ihr zu, und ich stand allein im Flur.
    Kurz überlegte ich, auf Erkundungstour zu gehen, mir anzusehen, wie meine Schwester so lebte, und dabei eventuelle Fluchtwege auszukundschaften. Aber eine innere Stimme sagte mir, dass Meghan mich genau im Auge behielt. Wahrscheinlich rechnete sie damit, dass ich irgendetwas versuchen würde. Als ich den ausdruckslosen Blick eines Eisernen Ritters auffing, der mich vom Ende des Flurs aus beobachtete, und dazu noch das Kichern der Gremlins an der Decke hörte, wurde ich erneut wütend. Sie hatte kein Recht, mich hier festzuhalten, zumal sie diejenige gewesen war, die uns verlassen hatte. Sie hatte mir gar

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