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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Warum hatte es erst so weit kommen müssen, damit mir klar wurde, dass Kenzie doch auch eine Familie hatte? Und dass sie sich genau so große Sorgen um sie machte, wie ich mir um meine?
    »Du hast nie etwas gesagt«, murmelte ich, als ihre Schultern sich langsam entspannten, versuchte aber, es nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass du eine Schwester hast.«
    Ihr Lachen war noch etwas zittrig. »Du hast nicht den Eindruck gemacht, als würdest du mir zuhören wollen, Machoman«, flüsterte sie. »Außerdem – was hätten wir schon tun können? Du hast doch sowieso versucht, uns so schnell wie möglich hier raus zu bringen. Wenn ich wegen meinem Familienleben rumgeheult hätte, hätte das auch nichts beschleunigt.«
    »Aber warum bist du heute Nachmittag nicht gegangen?« Ich zog mich ein Stück zurück, um sie ansehen zu können. »Meghan hat dir doch angeboten, dich nach Hause zu schicken. Du hättest zu deiner Familie zurückkehren können.«
    »Ich weiß.« Kenzie zog die Nase hoch und wischte sich die Tränen ab. »Das wollte ich ja auch. Aber … wir sind zusammen hierhergekommen, und ich hätte es niemals so weit geschafft … ohne dich.« Mit gesenktem Kopf fuhr sie fort, so leise, dass ich es kaum verstand: »Mir ist vollkommen klar, dass du mir mehr als einmal das Leben gerettet hast. Bei diesem Irrsinn hier, Feenkatern, blutrünstigen Schlangenmonstern und all dem anderen, wäre ich längst tot, wenn ich mich allein hätte durchschlagen müssen. Da wäre es doch nicht richtig gewesen, allein zurückzugehen. Außerdem gibt es hier noch eine Menge zu entdecken.« Nun sah sie mich an, und trotz der Dunkelheit im Zimmer strahlten ihre großen Augen sichtbar. Auf ihren Wangen glühten rote Flecken, aber ihre Stimme war klar. »Also: Entweder kommen wir hier zusammen raus oder gar nicht. Ich werde nicht ohne dich gehen.«
    Reglos starrten wir uns an. Die Zeit schien plötzlich stillzustehen, und das Mondlicht fror uns in einem kalten, schweigenden Standbild ein. Auf Kenzies Gesicht glänzten die letzten Tränen, aber sie rührte sich nicht. Mit klopfendem Herzen strich ich ihr eine blaue Strähne aus den Augen, und ihre kühle Hand wanderte an meinen Hals, wo sie sanft am Haaransatz entlangfuhr. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich war mir nicht sicher, ob mir dieses seltsame, fremdartige Gefühl gefiel, das sich in meiner Magengrube breitmachte, aber aufhören sollte es auch nicht.
    Was machst du da, Ethan? , flüsterte eine Stimme in meinem Kopf, aber ich achtete nicht darauf. Kenzie sah mich mit ihren großen braunen Augen an, deren Ernsthaftigkeit mir verriet, welches Vertrauen sie in mich setzte, und wartete. Mein Herz krampfte sich zusammen. Ich hatte dieses Vertrauen nicht verdient; ich wusste, dass ich mich jetzt von ihr lösen und sie stehen lassen sollte, bevor das hier zu weit ging.
    Ein lautes Klopfen sorgte dafür, dass wir hastig auseinanderfuhren. Ein Blick aus dem einzigen nicht verhängten Fenster zeigte ein Gesicht unter silbernen Haaren, das aufmerksam zu uns hereinspähte.
    Mit einem leisen Schrei sprang Kenzie auf, doch ich hielt sie am Arm fest. »Ist schon gut!«, erklärte ich ihr, als sie mich erschrocken ansah. »Ich kenne ihn. Er will … uns helfen.«
    »Helfen?«, wiederholte Kenzie und starrte zu dem Feenjungen hinaus, der ihr nun fröhlich zuwinkte. »Sieht eher so aus, als würde er mich ausspionieren. Was will er denn?«
    »Erkläre ich dir gleich.«
    Ich öffnete die Balkontür und ließ Keirran herein. »Also«, stellte er grinsend fest, als er ins Zimmer trat, »da wären wir nun alle. Ich hatte schon Angst, euch könnte etwas passiert sein, aber wenn ich gewusst hätte, was genau das ist, hätte ich euch natürlich nicht unterbrochen.« Sein Blick wanderte zu Kenzie, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Du musst dann wohl Kenzie sein.« Er ging zu ihr und griff nach ihrer Hand. Doch anstatt sie zu schütteln, hob er ihre Finger an seine Lippen, was sie erröten ließ. Mein erster Impuls war, hinzugehen und ihn von ihr wegzureißen, doch bevor ich mich rühren konnte, ließ er ihre Hand bereits wieder los. »Mein Name ist Keirran«, stellte er sich leise, aber voller Selbstvertrauen vor. Mit leicht benebeltem Blick sah Kenzie zu ihm hoch. »Hat Ethan dir schon von unserem Plan erzählt?«
    Sie blinzelte kurz und sah mich dann verwirrt an. »Welcher Plan?«
    Entschlossen stellte ich mich zwischen die beiden, woraufhin der

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