Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Feenjunge sich mit leicht belustigter Miene zurückzog. »Wir verschwinden von hier«, erklärte ich ihr leise. »Jetzt sofort. Wir haben nicht genug Zeit, um darauf zu warten, dass Meghan irgendwann beschließt, uns nach Hause zu schicken – wir müssen jetzt nach Todd suchen. Keirran sagt, er kennt einen Weg, der uns aus dem Nimmernie raus bringt. Er führt uns zurück in die Welt der Sterblichen.«
»Wirklich?« Kenzie musterte den Feenjungen, allerdings eher neugierig als misstrauisch. »Bist du sicher?«
Er verbeugte sich. »Ich schwöre es bei meinen spitzen Ohren«, versicherte er ihr, bevor er sich grinsend wieder aufrichtete. »Doch wie gesagt: Wir sollten sofort gehen. Solange der Großteil des Schlosses noch schläft.« Mit einer unbestimmten Geste zeigte er aus dem Fenster. »Es ist nicht weit bis zu dem Steig, wir müssen nur hinkommen, ohne entdeckt zu werden. Also los.«
Ich griff nach meinen Waffen und nickte Kenzie aufmunternd zu. Dann folgten wir dem Feenjungen hinaus auf den Balkon. Die Nachtluft war überraschend kühl, und der Mond hing so dicht über uns, dass ich so ziemlich jeden Krater und jeden Graben auf seiner Oberfläche erkennen konnte. Im Garten unter uns war alles still, in den Rüstungen der Ritter, die rund um das Gelände postiert waren, spiegelte sich der Mond.
Kenzie spähte über die Brüstung und wich sofort zurück. »Da sind so viele Wachen«, flüsterte sie mit einem Blick zu Keirran. »Wie sollen wir da durchkommen, ohne gesehen zu werden?«
»Wir gehen nicht dort entlang«, erwiderte Keirran und hüpfte leichtfüßig auf die Brüstung. Dann wanderte sein Blick hinauf zum Dach des Palastes, aus dem Türmchen verschiedener Größe aufragten. Er legte zwei Finger an die Lippen und stieß einen leisen Pfiff aus.
Von einem der Türme wurde ein mit Knoten versehenes Seil herabgelassen, es entrollte sich in der Luft und fiel mit einem leisen Zischen zu uns herab. Keirran sah mich spöttisch an und grinste.
»Hoffentlich leidet ihr nicht unter Höhenangst.«
Selbst mit dem Seil gestaltete es sich schwierig, an den Wänden des Eisernen Palastes hinaufzuklettern. In dieser Höhe bestanden sie fast nur aus Metall oder Glas, sodass es nicht leicht war, irgendwo Halt zu finden. Keirran bewältigte das – wenig überraschend – so geschickt wie ein Eichhörnchen oder eine Spinne und stieg mit der berüchtigten Grazie seiner Art von einem Sims zum nächsten. Mir fiel es selbst schwer genug, mit ihm mitzuhalten, aber Kenzie kämpfte verzweifelt, auch wenn sie sich mit keiner Silbe beklagte. Wann immer es ging, legten wir eine Pause ein und hockten uns auf schmale Borde, die einen sensationellen Ausblick über die nächtliche Stadt gewährten. Mag Tuiredh breitete sich wie ein funkelnder Lichterteppich unter uns aus, dessen scharfe Kanten vom Mondlicht angestrahlt wurden. Selbst ich musste zugeben, dass Meghans Königreich im Glanz der Sterne einen seltsamen Zauber entwickelte.
»Kommt schon«, flüsterte Keirran auf einem Brett über uns ermutigend. »Wir haben es fast geschafft.«
Mit schweren Armen hievte ich mich an dem letzten Mauerstück empor. Sobald ich die Kante überwunden hatte, drehte ich mich um und zog Kenzie hoch. Ihre Arme zitterten vor Anstrengung, als sie nach meiner Hand griff und das letzte Stück überwand. Oben angekommen gaben ihre Knie nach, und sie brach zusammen.
Ich konnte sie gerade noch auffangen und von der Kante wegziehen, als sie an meiner Schulter zusammensackte. Zitternd hing sie in meinen Armen, ihr Puls ging viel zu schnell, und ihre Haut war bleich und kalt. Ich drückte sie an mich und bemühte mich, sie vor dem schneidenden Wind abzuschirmen. Überdeutlich spürte ich, wie ihr schmaler Körper sich an meinen drückte. Sie krallte sich krampfhaft an mein Shirt, sodass ich mich kurz fragte, ob sie meinen Herzschlag unter den Fingerspitzen fühlen konnte.
»Tut mir leid«, flüsterte Kenzie und löste sich von mir, um aus eigener Kraft zu stehen. Mit einer Hand stützte sie sich weiter an meiner Brust ab, ein kleiner Hort der Wärme in der kalten Welt hier oben. »Ich sollte wohl besser keine Karriere im Klettersport anstreben.«
»Du musst das nicht tun«, erinnerte ich sie sanft, worauf hin sie mir einen drohenden Blick zuwarf. »Du kannst auch hierbleiben, dann schickt Meghan dich wieder nach Hause …«
»Wenn du nicht aufhörst, schubse ich dich vom Dach, Machoman.«
Kopfschüttelnd folgte ich ihr über den schmalen Dachfirst, der
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