Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
plötzlich merklich kälter. Ich begann zu zittern. »Ihr könnt uns sehen und hören. Wie ermutigend.«
»Wer seid ihr?«, fragte Keirran fordernd, hob sein Schwert und richtete es auf das Katzenwesen, das ihm am nächsten stand. Razor hockte knurrend auf seiner Schulter und summte die Feen grimmig an, wobei er immer wieder die Zähne fletschte. »Was habt ihr mit den Exilanten gemacht?«
Beim Anblick des Eisenschwerts wich die Katzenfee fauchend zurück. »Kein Mensch«, stellte die hinter uns mit rauer Stimme fest. »Der Strahlende ist kein reiner Mensch. Ich kann seine Magie spüren. Er ist stark.« Knurrend trat sie einen Schritt vor. »Wir sollten ihn zur Herrin bringen.«
Vorsichtshalber schob ich mich dichter an Keirran heran, sodass Kenzie geschützt zwischen uns stand, und hob meine Rattanstöcke. Sie sah sich immer wieder hektisch um und versuchte, die unsichtbare Gefahr zu erkennen, aber es war ganz klar, dass sie die beiden nicht einmal hören konnte.
Das zweite Katzenwesen blinzelte träge und fuhr sich mit der Zunge über die schmalen Lippen. »Ja«, nickte es schließlich und krümmte die nagelartigen Krallen. »Wir werden das Halbblut zur Herrin bringen, aber es wäre eine Schande, all diese wundervolle Magie zu verschwenden. Vielleicht genehmigen wir uns einfach ein kleines bisschen.«
Sie riss den Mund so weit auf, dass er wie ein riesiges Loch in dem faltigen Gesicht klaffte. Im selben Moment spürte ich eine Bewegung um uns herum, eine Art Ziehen, als würde das Katzenwesen mit voller Macht die Luft einsaugen. In der Erwartung, dass es gleich hässlich werden würde, drückte ich Kenzie an mich, doch abgesehen von einer seltsamen Lethargie konnte ich nichts spüren.
Keirran hingegen taumelte, sank auf ein Knie und stützte sich mit der Hand an der Budenwand ab. Fassungslos beobachtete ich, wie er nach und nach blasser zu werden schien. Das Strahlen, das ihn umgab, trübte sich ein, und aus seinen Haaren und seiner Kleidung schien die Farbe zu weichen. Razor kreischte panisch und begann zu flimmern wie ein schlechtes Fernsehbild. Die fremde Fee lachte höhnisch. Ich war hin und her gerissen: Was sollte ich tun? Keirran helfen oder weiterhin Kenzie beschützen?
Plötzlich rang das Katzenwesen nach Luft, verkrampfte sich und wich hastig vor Keirran zurück. »Gift!«, kreischte es, dann keuchte und hustete es, als wollte es einen Fellball hochwürgen. »Gift! Mörder!« Wieder verfiel es in Krämpfe und krümmte sich zusammen, doch sein Körper fing bereits an, sich aufzulösen wie Zucker in Wasser. »Eisen!«, heulte es und schlug seine Krallen erst in den Boden, dann ins eigene Fell, während es sich mit wildem Blick umsah. »Er ist ein Eisenmonster! Töte ihn, Schwester! Töte sie alle!«
Danach verschwand es und wurde vom Wind davongetragen. Die zweite Katzenfee brüllte vor Wut und stürzte sich auf uns.
Ich setzte meine Stöcke ein und knallte sie auf den Schädel der Fee, schob mich dann einen Schritt weiter und verpasste ihr einige Schläge gegen die Schulter. Mit einem Schmerzensschrei wirbelte sie zu mir herum. »Ihr seid also immerhin real genug, damit man euch schlagen kann«, stellte ich grinsend fest. Fauchend sprang sie auf mich zu und fuhr die Krallen aus, doch ich wich seitlich aus, neigte den Körper, wie Guro es mir gezeigt hatte, und zog die Sticks einige Male über das faltige Gesicht.
Die Katzenfee schüttelte irritiert den Kopf und wich mit einem lauten Zischen zurück. Offenbar konnte sie das eine Auge nicht mehr öffnen. Von Mund und Kiefer tropfte blasses, silbriges Blut, das verdampfte, sobald es den Boden berührte. Ich ließ die Sticks herumwirbeln und drängte sie weiter zurück. Kenzie hatte sich ein paar Schritte zurückgezogen und hockte jetzt neben Keirran. Sie fragte ihn besorgt, wie es ihm gehe, woraufhin er ihr leise versicherte, dass alles in Ordnung sei.
»Dafür wirst du büßen, Junge«, fauchte die Katzenfee und verzog hasserfüllt das Gesicht. »Ihr alle. Wenn wir zurückkehren, wird euch nichts mehr vor unserem Zorn schützen können.«
Sie wandte sich ab, tauchte mit einem Sprung in die Schatten zwischen den Buden ein und verschwand.
Erleichtert atmete ich auf und widmete mich Keirran, der gerade mühsam auf die Beine kam, sich aber immer noch an der Wand abstützen musste. Razor saß nach wie vor auf seiner Schulter und stieß ein unverständliches Rauschen aus, immer wieder unterbrochen von einem scharfen: »Böse Mieze!«
»Bist du
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