Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
hierhergebracht?«, fragte sie verwirrt. »Wer …?«
»Ach ja. Wo sind nur meine Manieren geblieben?« Keirran sah sich nach uns um, als fiele ihm gerade erst wieder ein, dass es uns gab. »Tut mir leid. Ethan, das ist Annwyl, ehemaliges Mitglied des Sommerhofes. Annwyl, darf ich vorstellen? Ethan Chase.«
Die Fee keuchte. »Chase? Der Bruder der Königin?«
»Jawohl«, bestätigte Keirran und deutete dann mit dem Kinn auf Kenzie. »Und das ist Kenzie St. James. Die beiden sind Freunde von mir.«
Verblüfft sah ich Keirran an – wie leichtfertig er doch mit dem Begriff »Freund« umging. Immerhin waren wir uns gerade erst begegnet, waren praktisch noch Fremde, und doch benahm sich Keirran, als würde er uns schon seit Ewigkeiten kennen. Was völlig verrückt war, denn vor dieser Nacht hatte ich ihn noch nie gesehen.
Voller Ernsthaftigkeit trat die Sommerfee zurück und versank in einem tiefen Knicks – der mir galt, wie ich etwas verspätet begriff. »Nicht«, murmelte ich und winkte hastig ab. »Ich bin kein Prinz, du musst das bei mir nicht machen.«
Annwyl blinzelte unsicher. »Aber … du bist doch … Du bist der Bruder der Königin. Selbst wenn du keiner von uns bist, müssen wir …«
»Ich sagte doch, es ist okay.« Unwillkürlich fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn alle Feen wüssten, wer ich war. Würden sie mich dann mit Respekt behandeln und mir meine Ruhe lassen? Oder würde mein Leben noch chaotischer und gefährlicher werden, weil sie in mir das schwache Kettenglied sahen, das es auszunutzen galt? Mein Bauchgefühl sagte mir, dass die zweite Variante wahrscheinlicher war. »Ich bin nichts Besonderes«, erklärte ich dem Sommermädchen, was sie jedoch nicht zu überzeugen schien. »Behandele mich einfach genauso, wie du Keirran behandelst.«
Ich hatte das Gefühl, dass Keirran in diesem Moment ein breites Grinsen unterdrückte, doch er verbarg sich schnell hinter Annwyls Haaren. Wieder blinzelte die Sommerfee und setzte zum Sprechen an, doch da meldete sich Kenzie zu Wort.
»Äh, Ethan? Tut mir ja leid, dass ich nur ein ganz normaler Mensch bin und so, aber … mit wem reden wir gerade?«
Keirran lachte leise. »Ach ja, richtig.« Er wandte sich an Annwyl: »Leider kann Mackenzie dich momentan nicht sehen. Sie ist nur ein Mensch.«
»Was?« Annwyl drehte sich zu Kenzie um, offenbar verwirrt. »Aber natürlich, bitte entschuldige.« Die Luft um sie herum flimmerte kurz, dann zuckte Kenzie heftig zusammen, als sich direkt vor ihr das Feenmädchen materialisierte. »Ist es so besser?«
Kenzie seufzte schwer. »Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.«
Die Sommerfee lächelte kurz, aber gleich darauf verfinsterte sich ihre Miene wieder, und sie trat ein paar Schritte zurück. »Kommt«, sagte sie drängend und sah sich nervös auf dem Rummelplatz um. »Wir dürfen nicht hier draußen bleiben. Das ist inzwischen zu gefährlich.« Wie ein fluchtbereites Reh ließ sie den Blick durch die Reihen wandern. »Ich soll euch sowieso zur Mistress bringen. Hier entlang.«
Wir folgten Annwyl durch den ausgestorbenen Vergnügungspark, den breiten Hauptweg entlang und am Riesenrad vorbei, das im Wind leise ächzte, bis wir im Schatten der Holzachterbahn vor einem Spiegelkabinett standen. Nachdem wir an einigen seltsam verzerrten Versionen von uns vorbeigegangen waren – fett, klein, groß mit Affenarmen –, erreichten wir schließlich eine dunkle Ecke, in der ein schmaler Spiegel hing. Dort drehte Annwyl sich zu Keirran um.
»Es ist zurzeit etwas … überfüllt«, sagte sie vorsichtig, und ihr Blick huschte zu Kenzie. »Niemand will sich mehr auf dieser Seite des Schleiers aufhalten, nicht, solange sich hier diese Dinger herumtreiben.« Sie schauderte, und auch Keirran zuckte leicht zusammen. »Nur eine kleine Warnung«, fuhr sie dann fort und bedachte Keirran mit einem eindeutig zärtlichen Blick. »Die Mistress ist momentan ein wenig … launenhaft. Es könnte sein, dass sie von deinem Auftauchen nicht besonders entzückt ist, besonders, wenn du auch noch zwei Sterbliche mitbringst.«
»Das Risiko gehe ich ein«, versicherte Keirran sanft, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Annwyl lächelte und legte eine Hand auf den Spiegel vor uns. Er schimmerte seltsam, die Reflexionen darin verzerrten sich noch stärker, und dann trat das Feenmädchen durch das Glas und verschwand.
Grinsend drehte Keirran sich zu uns um. »Nach euch.«
Ich nahm Kenzie an die Hand und ging in den Spiegel
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