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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Erlebnis“, meinte Timms Mutter nach dem letzten Löffel Sorbet, „aber jetzt kommt wohl die Rechnung.“
    „Mum, du bist eingeladen.“
    „Ich meinte auch nicht eine Rechnung wie im Restaurant. Wissen Sie, Majestät, dass ich nur die Zeitung aufzuschlagen brauche, um zu wissen, wo er steckt. Ich dachte, mich trifft der Schlag, mein Timm, dünn und lang, oben auf einem fünfhundert Fuß hohen Kühlturm. Warum machst du das, Junge? Das ist doch gefährlich!“
    „Um mich ist es nicht schade. Warum sollte meine Organisation doktorierte Biologen und so da hochschicken? Wenn wir schon von der Polizei da weggeschossen worden wären, wäre es wenigstens für eine gute Sache gewesen, nicht wie in Afghanistan, wo wir einen Gangster gegen übergeschnappte Irre verteidigen.“
    „Irre sind immer übergeschnappt, das ist bei denen so“, meinte Simon. „Bleiben wir bei Geisteskrankheiten. Ich habe noch was für Sie am Computer gefunden, Mrs Kent.“ Simon gab dem Butler ein Zeichen, der ein ausgedrucktes Dokument der WHO brachte.
    „Dieses Dokument der Weltgesundheitsorganisation belegt, dass Homosexualität keine Krankheit ist. Die WHO arbeitet im Auftrag der Vereinten Nationen. Viele Regierungen richten ihre Gesundheitspolitik nach den Empfehlungen dieser Organisation aus. Die anerkanntesten Experten der Welt arbeiteten an diesem Dokument“, erklärte Simon der Dame..
    „Der Pfarrer hat aber gesagt, das sei etwas ganz Schlimmes.“
    „Manche Pfarrer glauben auch, gleich hinter der zweiten Wolke von rechts schaue der liebe Gott herunter. So simpel ist es nicht“, half ich meinem Simon.
    „Glauben Sie denn an Gott, Majestät?“
    „Ich glaube, dass wir auf der Suche nach dem höheren Sinn des Universums sind und dass es da auch einen Sinn gibt. Doch wir haben ihn noch nicht erkannt. Es wurde schon aus der Bibel herausgelesen, die Sonne kreise um die Erde, und es wurde das Gegenteil bewiesen. Ebenso ist es mit Homosexualität. Sie halten den wissenschaftlichen Beweis in den Händen, so wie Galilei einst bewies, dass die Erde um die Sonne kreist und nicht umgekehrt. Also können wir die Bibel so wortwörtlich nehmen, dass wir uns über die Wissenschaft hinwegsetzen und Homosexuelle kurzerhand verdammen?“
    „Ich bin nicht so gebildet wie Sie und Ihr Freund. Aber wenn die Wissenschaft es bewiesen hat, warum sagt dann der Pfarrer, dass mein Sohn krank sei?“
    „Ich als Physiker und Wissenschaftler kann Ihnen die Frage nicht beantworten, warum Leute sich empirisch gewonnenen Erkenntnissen verschließen.“
    Sie blickte Timm fragend an, da in meinen Erklärungen doch zu viele komplizierte Wörter vorkamen.
    „Er will damit sagen, der sture Alte in deiner Kirche hat ein Brett vor dem Kopf“, übersetzte Timm. „Der Pfarrer soll mal die echten Psychologen ernst nehmen oder wenigstens die Leute nicht verrückt predigen mit seinem Hass. Die Schwulen seien an Überschwemmungen schuld, sagt er. Der Bischof und dein Prediger haben sie doch nicht mehr alle. Die gehören in die Klapse und nicht wir!“
    Sie blickte wieder zurück zu mir.
    „Als König muss ich mich gewählter ausdrücken, aber im Wesentlichen wollte ich dasselbe sagen. Timm hat mich beeindruckt, weil er sich engagiert, weil er nicht wegguckt, wenn Unrecht geschieht. Sie verdanken Ihr Stimmrecht solchen Leuten wie Timm. Wussten Sie, dass sich eine engagierte Frau für das Frauenstimmrecht geopfert hat, indem sie sich dem König vors Pferd warf? Damals sprach man auch von unmöglichen Weibern, die keinen Anstand hätten, und von den Kanzeln wurde gewettert, das Weib sei dem Manne Untertan. Wenn die Frau ein Stimmrecht haben sollte, hätte der Herr Adam aus einer Rippe von Eva gemacht und nicht umgekehrt. Und heute?“
    „Da ist was dran. Was sagt denn die Wissenschaft, warum ein Mann bei einem anderen Manne liegt wie mit einem Weibe?“
    „Ist bei eineiigen Zwillingen einer schwul, dann ist die Chance fünfzig-fünfzig, dass der andere auch schwul ist. Bei zweieiigen Zwillingen sind nur bei jedem zehnten Paar beide schwul“, berichtete Simon.
    „Immer wenn mindestens einer krank ist?“
    „Mum!“
    „Ich meine betroffen ist?“
    „Ja, das ist einer der Hinweise auf eine genetische Veranlagung, die jedoch durch zusätzliche Substanzen im Blut während der Schwangerschaft verstärkt werden muss, damit Homosexualität entsteht. Doch diese wissenschaftlichen Details sind nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, niemand ist schuld“, bestätigte

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