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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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und ein paar versöhnliche Worte an eventuelle Verwandte des Sirs vorbereiten.“
    „Ich fürchte, Eure Majestät ist falsch informiert. Sir Geoffrey wurde vor zwei Jahren in einem sehr irritierenden und teuren Rosenkrieg geschieden. Falls uns eine schlechte Nachricht aus dem Krankenhaus erreichen sollte, wird seine Ex-Gattin mehr um die Alimente trauern als um Sir Geoffrey, wenn diese spitze Bemerkung erlaubt ist.“
    „Danke, wir senden trotzdem ein paar warme Worte. Kümmern wir uns nun um Mrs Kent“, wich ich aus. Als König war es nicht angebracht, mich in den Personaltratsch einzumischen. Ich gab dem Butler die Adresse und die Telefonnummer durch. Simon blickte mich an und meinte: „Einfach nicht ausflippen, wenn Timms Mum bigott ist.“
    Die letzte verbleibende Mail war von der queer.de-Redaktion, die etwas scheu nach dem „Palastmäuschen“ fragte und ob es regelmäßig bei ihnen bloggen möchte. Dann müsse man aber den richtigen Namen wissen, selbstverständlich nur für die Redaktion. Ich schickte Simon die Mail zum Antworten. Bei Simon war es wenigstens nicht ganz so absurd, wenn er bloggte. Inzwischen wollte ich mir Nachrichten auf dem Internet ansehen und tippte bei den Google News „gay“ ein.
    „Verlässt Jamaika die Commonwealth Realms? und 33 ähnliche News“ − Während man in Westeuropa und liberaleren Teilen Amerikas wohlwollend zur Kenntnis nahm, dass ein Schwuler auf dem britischen Thron saß, hatten manche konservative Blätter aus religiös geprägten Staaten durchaus ein Problem mit meiner Veranlagung. Ich war sehr betroffen, wie besonders in Jamaika, wo ich formal Staatsoberhaupt war, aber auch in manchen afrikanischen Commonwealth-Mitgliedsstaaten meine Partnerschaft mit Simon als skandalöses Benehmen eines Sittenstrolches verunglimpft wurde. Doch das war Cramers Problem. Hier durfte ich mit meiner Züri-Schnurre auf keinen Fall etwas unternehmen, beispielsweise mit hitzigen Kommentaren dagegen halten.
    „Your Majesty, Your Highness?“ Butler Fletcher schaute ins Büro. „Die Dame ist nun hier. Dinner wird in einer Viertelstunde serviert, im Grünen Salon, letzte Tür links. Mrs Kent, Sirs.“
    Eine leicht pummelige, kleine Dame mit grauen Haaren blickte herein. Ihr Aussehen hätte keinen größeren Kontrast zum sehnig-dünnen und langen Emo bilden können. Ihr grauer, leicht geblümter Rock wirkte wie aus einem Vorhang herausgeschnitten. Dazu trug sie eine schwarze Bluse, die wohl auch zu Beerdigungen eingesetzt wurde. Ihr rundes, aber schon faltiges Gesicht hatte offenbar viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen.
    Simon stand als Erster bei der Dame und bat sie, kurz am Konferenztisch Platz zu nehmen.
    „Sie arbeiten noch so spät hier in den Büros des Palastes? Gibt Ihnen der neue König so viel Arbeit?“
    „Normalerweise nicht, doch wir haben Ihre E-Mail, ich meine diejenige, die Ihnen Ihr Pfarrer aufgesetzt hat, erhalten, Mrs Kent. Erschrecken Sie nicht. Wir sind keine Büroangestellten.“
    „Scotland Yard?“
    „Nein, nein, mein bürgerlicher Name ist Sascha Burger, dies ist Simon McTombreck, mein Partner nach Civil Union. Wir haben der Küche gesagt, dass Sie gerne mit uns dinieren möchten. Es wird eine Spezialität aus Zürich serviert. Ist Ihnen das recht?“
    „Zürich? Liegt das auf dem Kontinent?“
    „Ja, in der Schweiz. Dort bin ich aufgewachsen und wir beide studierten dort zusammen Physik.“
    Ich hielt es für besser, die Frau durch Plauderei abzulenken.
    „Oh, Ihre Eltern müssen aber stolz sein. Sie müssen einer dummen Frau verzeihen. Sie sind doch der König und ich kann keinen Knicks.“
    „Sie machen alles richtig. Wir haben ja Feierabend. Da braucht es keinen Knicks“, beruhigte ich.
    „Majestät, der junge Herr Timm ist nun im Grünen Salon. Es wird gleich serviert“, meldete der Butler. „Madam, wenn ich vorangehen darf?“
    Mrs Kent stand zögerlich auf und blickte uns blonde Burschen etwas verwundert an. Ich ließ ihr galant den Vortritt.
    „Mein Gott, Earl Binnester, the Lord Chamberlain“, las sie ein Türschild. „Aber ich kenne doch die Tischregeln hier nicht.“
    „Eigentlich ist der Tower voll mit Leuten, die hier die Gabel in die rechte Hand nahmen“, konnte ich mir eine Spitze gegen den Butler nicht verkneifen.
    „König Sascha wird da heute Gnade walten lassen“, meinte Simon und ich freute mich innerlich, als sich der Butler kurz mit strafendem Blick umdrehte.
    „Da bin ich aber froh, wenn ich nicht in den Tower

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