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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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einen USB-Stick heraus, an dem unten eine Antenne hing. Der Stick mit der Antenne dran flog durch die Tür aus der Kellerkammer.
    „Das Fummeln gestern nach meiner Flucht aus dem Bankettsaal zu dir war zu etwas gut. Den Stick hätte ich noch als normal empfunden, doch nicht die Antenne, die ich gestern ertastet habe. Du arbeitest für Earl Amble, wir haben es längst rausgekriegt!“, fuhr Simon Timm an.
    „Earl wer? Sir Baron, der Chef vom MI6 meinte, ich solle den GPS-Sender immer bei mir haben …“
    „Nicht dein Ernst!“, schüttelte Simon den Kopf. Ich forderte Timm auf, weiterzuerzählen.
    „Sir Baron, der oberste Geheimagent, fürchtet, es gäbe neben Sir Geoffrey noch einen weiteren Insider im Palast, der für das Attentat verantwortlich ist. Ich soll helfen, den zu finden, soll auf euch aufpassen und so. Der schwarze Muskelprotz namens John hat mich kurz instruiert. Dann ging es zu Scotland Yard, damit du mich dort befreist und der Palastinsider keinen Verdacht schöpft. Ich soll nur euer schwuler Schwarm oder so sein. Letzterem konnte ich nicht widerstehen. Zugegeben, einer Nacht mit euch beiden wäre ich nicht abgeneigt, spielt doch einfach mit, dann haben wir eine coole Zeit. Ich zeige euch, wo man geil ausgehen kann ohne Skandal, und die alten Herren können beruhigt schlafen!“
    Gut reden und treuherzig blicken konnte Timm. Es war wohl eine aktionistische Idee des MI6, oder war das wie mit den Mikrofonen damals in unserem Zimmer im Alan-Turing-Hotel? Man lässt einen eins oder zwei finden, damit nicht weiter gesucht wird. Hatte sich Timm eine Story zurechtgelegt, falls die erste nicht hält? War Timm überhaupt schwul? Also, so kleine Blicke auf Beine und Po hatte es schon gegeben. Doch ein guter Schauspieler könnte das vielleicht imitieren. Und selbst wenn es einen Teststreifen fürs Schwulsein gäbe, „schwul ist gleich gut“ ist vielleicht auch naiv, überlegte ich hin und her.
    „Ich vertraue Timm“, meinte Simon. Damit war das klargestellt.
    „Haben die gedacht, ich finde das nie raus?“, fragte ich den jungen Mann mit den langen, roten Haaren.
    „Ich hab ja jetzt die erste Gelegenheit genutzt, es dir zu sagen“, erklärte Timm. „Es geht wohl um die Tarnung nach außen. He, weißt du eigentlich, wie sich die Ereignisse gerade überschlagen? Dass alles mit dieser Kadenz passiert, konnte keiner ahnen. Gehen wir zu John. Ich denke, der ist in Ordnung.“
    „Sicher? Ich möchte nicht rassistisch klingen, aber er ist schwarz. Verbindungen nach Simbabwe, oder so?“, fragte Simon zweifelnd.
    „Dienstakten habe ich keine gesehen“, wurde Timm nun auch nervöser. „Ich wurde nach dem Hauruck-Verfahren hier eingeschleust. Er hat aber was von Mandela geschwafelt, da hat er vorher gearbeitet.“
    „Sascha, Majestät! Simon, Timm!“, wurde draußen durch die Gewölbe gerufen.
    „Hier!“, rief ich zurück.
    Ein Angestellter kam uns erleichtert entgegen und deutete die Szene etwas zu erotisch: „Oh, wir sind verschwiegen. Sie können dafür auch angenehmere Orte aufsuchen. Der Premier ist bereits auf dem Weg. Wir sollten uns beeilen.“
    Dann rannte er voraus. Für uns drei junge Leute war es kein Problem, ihm in dem Tempo bis in den Flur mit dem Nelson-Zimmer zu folgen.
    „Wenn Sie schon so diskret sind, könnten Sie Timm in unsere Suite führen?“, bat ich ihn.
    „Sehr wohl, wenn die beiden jungen Herren im Nelson-Zimmer warten würden. Und ich muss unbedingt mehr trainieren“, keuchte der Diener.
    Kaum waren Simon und ich alleine, klopfte es und der Premier und seine Außenministerin wurden eingelassen. Cramer schickte den Angestellten barsch weg und setzte sich mit seiner Begleiterin uns beiden gegenüber an den Tisch, legte einen roten Aktenkoffer für Regierungsdokumente vor sich hin und überlegte lange.
    „Bitte, Sie haben das Wort, Premierminister.“ Vielleicht gebot es die Höflichkeit, dass ich es erwähnte. Aber eigentlich glaubte ich nicht daran, dass Cramer in mir einen König sah. Ich selbst hatte ja wieder das Gefühl, ich sei ein Bub, der als Anfänger ein Computerspiel für Fortgeschrittene spielte. Deshalb musste ich versuchen, mich mehr auf den Leutnant Burger in mir zu konzentrieren.
    „Okay, Sascha!“, begann Cramer und schob den roten Koffer auf den freien Platz neben ihm. „Eigentlich kursiert die Ansicht, dass ich die Politik bestimme, aber im Moment rennen Sie voran und ich versuche, irgendwie Schritt zu halten. Westerwelle kommt bald zum Tee.

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