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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Plaudern Sie mit ihm über irgendein schwules Thema, beispielsweise über den ausgeflippten deutschen Rockstar von Toronto Hotel. Versuchen Sie bitte nicht, auf eigene Faust eine Allianz gegen diese Homophobie-Erklärung zu schmieden.“
    „Tokio Hotel“, korrigierte ich.
    „Und Bill ist ein talentierter, sensibler Künstler, nicht ausgeflippt!“, protestierte Simon.
    „Kommen wir zu dem Ding, das uns diese Moralapostel da hingeknallt haben“, fuhr Cramer fort, ohne weiter auf Tokio Hotel einzugehen. „Im Moment halten diese Herrschaften gerade eine Art Exorzismus-Pressekonferenz zu ihrer Presseerklärung ab und Jamaika droht mit dem Ausrufen der Republik und dem Austritt aus dem Commonwealth zum Ende des Jahres. Interessiert mich nicht, solange nicht auch potente Staaten wie Kanada oder Australien aus dem Commonwealth austreten wollen.“
    „Einer oder mehrere von den Moralaposteln haben König George auf dem Gewissen. Das werden wir Briten denen nicht verzeihen“, ergänzte die Außenministerin bitter.
    Wir wurden von Buttler Fletcher unterbrochen. Er servierte den Tee in einem prunkvollen Service mit Szenen aus der traditionellen Fuchsjagd.
    „Stammt es von Königin Victoria?“, fragte die Außenministerin und zeigte auf das Service.
    „In der Tat, es stammt noch vom Hof in Hannover“, wusste Butler Fletcher. Ich hatte jedoch den Verdacht, der Butler bluffe nur. Warum sollte ein deutsches Porzellanservice des neunzehnten Jahrhunderts eine englische Fuchsjagd zeigen? Ich bedankte mich bei Fletcher. Das war für ihn das Signal, sich diskret zurückzuziehen, so viel hatte ich inzwischen gelernt. Als er draußen war, lenkte ich das Gespräch auf Sir Geoffrey und fragte, was man mittlerweile über seine Verstrickung in das Attentat wisse.
    „Sir Geoffrey hatte nicht die Bauaufsicht bei den Reparaturarbeiten am Außengitter des Palasts, die auch die Stelle des Attentats betrafen, sondern nur den Auftrag, zu prüfen, ob die Arbeiten nach den Richtlinien des Denkmalschutzes ausgeführt worden sind. Es war Earl Binnester, der die Offerten für die Arbeiten geprüft und die Aufträge erteilt hat. Die Idee für die Arbeiten ging auf Earl Amble zurück. Der hat sich auch um die Finanzierung gekümmert“, wusste der Premierminister. „Alles ist undurchsichtig geworden und es könnte ein getarnter Terrorist hier im Palast sein. Doch darum kümmern wir uns. Sie beide machen bitte kein Sherlock-Holmes-Spiel daraus. Übrigens, Sie müssten als König die Teerunde mit dem ersten Schluck eröffnen, Sascha, aber wir müssen sowieso weiter.“
    Wie peinlich! Ich hatte mich so auf das Gespräch konzentriert und eigentlich keine Lust auf Tee gehabt, so dass ich die Etikette vergessen hatte. Alle erhoben sich und nach einem kurzen Händedruck waren Cramer und die Außenministerin fast draußen. Cramer drehte sich wie Inspektor Columbo in der Tür um.
    „Noch was. Dem Schlossgespenst Sir Geoffrey geht es etwas besser als erwartet. Es dient vielleicht der Imagepflege, wenn Sie ihn besuchen, damit die Gerüchte in der Boulevardpresse verstummen, Sie hätten ein Problem mit ihm. Danke für den Tee.“
    „Das sind keine Gerüchte! Na gut“, gab ich nach und die beiden wurden vom Butler fortgeleitet.
    Der rote Aktenkoffer lag noch auf dem Tisch. Ich schloss die Tür, wir rannten neugierig hin, öffneten ihn und blätterten die Akten darin auf. Oben fanden wir eine Kopie der Erklärung der homophoben Staaten, darunter diverse Personalakten. Ich war mir nun nicht mehr sicher, ob die Warnung wegen Sherlock Holmes nicht vielleicht gerade umgekehrt gemeint war. Wir blätterten den Stapel rasch durch. Ganz unten lag in einem Umschlag Timms Akte als großes Durcheinander.
    Im Stapel befanden sich auch Personalakten mit dem dicken roten Stempel „Classified File“. John, zwei seiner Leute, ein Koch namens Wernow, Butler Fletcher sowie ein Lt. Cooper bei den Garden waren Agenten des MI6. Bei John war das wohl ein Automatismus. Timm aber interessierte uns besonders. Seine Akte war ein eilig zusammengeheftetes Bündel aus fotokopiertem Führerschein, einen Anstellungsvertrag mit seiner Menschenrechtsorganisation, einer Militärakte – anscheinend hatte Timm doch eine Art minimalen Grundwehrdienst absolviert – und ein paar Polizeianzeigen, aber auch eine Ausbildungsbescheinigung zum Experten für Internetsicherheit fand sich. Er war nie in Afghanistan gewesen, wie seine Mutter glaubte, sondern hackte für den Geheimdienst. Eine als

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