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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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geheim klassifizierte Notiz bestätigte das. Danach war Timm für die Regierung im Internet unterwegs und im Gegenzug dafür, dass Timm zur Tarnung bei der Menschenrechtsorganisation in einem Büro saß, sah man den Aktivisten ein paar Aktionen in einer juristischen Grauzone nach. Auch ein dienstlicher Verweis war dabei, wegen seiner Teilnahme an der Entfaltung des Transparents auf dem Kernkraftwerk-Kühlturm. Timm hatte die Regierung nicht im Voraus über die Pläne der Aktivisten informiert. Er war also kein gehorsamer Agent, sondern hatte seinen eigenen Kopf. Das gefiel Simon und mir. Vorne auf dem Bündel heftete ein Post-it:
    „Wir handelten in bester Absicht! Achtung, Timm ist nicht James Bond und mit einer Krisensituation eventuell überfordert. D. Cramer.“
    Ein negativer HIV-Test vom Revier 46 lag ebenfalls bei, im Original. Ob Cramer da eine Vermutung hegte, wie sich unser Verhältnis zu Timm entwickeln würde? Auch sollte ich bei Gelegenheit die Kaution zurückverlangen. Die ganze Verhaftung war ja nur Teil einer Tarngeschichte gewesen, um Timm im Palast einzuschleusen. Auf dem Boden des roten Koffers entdeckte Simon noch einen Computerausdruck ohne handschriftliche Unterschrift. Cramer gab darin zu, in der Klemme zu sitzen. Der MI6-Chef Sir Baron sei der festen Überzeugung, ein Terrorist plus Helfer befinde sich mitten im Palast und brüte etwas aus. Doch wenn er – Cramer – zu auffällig einen echten Agenten im Palast platziere, dann würde der Terrorist inaktiv bleiben und erst in einigen Jahren zuschlagen. Neben Timm seien Simon und ich die Einzigen, von denen er mit Sicherheit wisse, dass sie nicht einem Netzwerk angehörten. Die Geheimdienste hätten die Gefahr einer Art christlichen Al-Quaida zu lange nicht ernst genommen und wüssten weit weniger über deren Vernetzung als über die des islamischen Terrors. Entsprechend bescheiden seien im Moment die Bekämpfungsmittel. Offiziell bleibe man bei der Ansicht, Sir Geoffrey sei der Haupttäter und sei von der Botschaft Simbabwes mit einer Bombe versorgt worden. Diese offizielle Version greife aber zu kurz, etwa so, wie wenn man denke, ein Eisberg sei verschwunden, wenn man die Spitze kappt. Ich solle beim Besuch im Krankenhaus versuchen, Sir Geoffrey Details über die Hintergründe des Attentats zu entlocken.
    Das Schreiben schloss mit dem nicht gerade beruhigenden Hinweis, dass ein Terrorist sein Opfer nie im Schlaf überrasche, sondern immer Publikum für seine Tat wolle und einen symbolträchtigen Ort oder Zeitpunkt aussuche.
    Offenbar hatte Cramer bei James Bond etwas nicht ganz verstanden. Es heißt dort „Ihrer Majestät Spion“, nicht „Ihre Majestät als Spion“. Doch die Personalakten brachten uns im Moment nicht weiter und den Plan, wo im Palast Waffen versteckt waren, würde ich hoffentlich nie benötigen.
    Es wurde Zeit für die Westerwelles. Das Gespräch verlief nett und hatte das Hauptergebnis, dass der deutsche Außenminister Großbritannien empfahl, die Steuern zu senken, um das Schuldenproblem zu lösen, und Sozialausgaben wie für Jugendprojekte in Problemvierteln zu streichen. Arbeitsscheue Hartz-IV-Empfänger – oder wie auch immer das hier in England heißen möge – dürften mit ihrer spätrömischen Dekadenz den Staat nicht aushöhlen.
    Es lag mir einige Male auf der Zunge, den Außenminister zu fragen, wie er es mit der homophoben CDU aushalte in der Koalition und warum er die Ergänzung des Artikels 3 des Grundgesetzes verweigere. Doch da er sehr formell blieb, in mir nur das Staatsoberhaupt sehen wollte und nicht einen anderen Schwulen, ließ ich es bleiben. Im Gegenzug erwähnte Westerwelle die Krise im Commonwealth nicht, die ja mit der Erklärung und der Exorzisten-Pressekonferenz nun handfest war.
    Mit den Unterlagen des Premiers und unseren Laptops aus dem Büro gingen Simon und ich gleich nach dem Tee in unsere Suite. Timm lag in seiner ganzen Länge auf dem Bett. Wenn er ein echter Emo war, würde er die feine Kommunikation mit Gefühlen verstehen. Wir sahen, dass seine Augen feucht waren. Seine und meine Finger suchten einander, Simon ertastete die andere Hand. Ich bemerkte beruhigt, dass den Emo bereits dies sexuell erregte. Timms enge, schwarze Jeans konnte es nicht verbergen. Auch ich musste zugeben, dass in mir die Hormone bereits heftig kreisten. Timm war somit einer von uns. Nun war es Zeit für eine Umarmung und erste scheue Küsse. Wir bauten alles ganz langsam auf.
    „Ich rede mit ihm unter der

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