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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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notierte er sich das.
    „Habt ihr zu dritt Sex oder schaut die Meerjungfrau nur zu, wie der Spitzname vermuten lässt?“, war seine nächste Frage. Er schaufelte sich eine große Portion des völlig überzuckerten Müslis in sein großes Maul.
    „Kein Kommentar, aus Prinzip!“, antwortete ich hart.
    Timm bekam einen Lachanfall. Er hatte schon viel von Paparazzi gehört, aber so unverschämt hatte er sich das wohl nicht vorgestellt.
    „Ist ja eh klar. Das lange tuntige Elend ist vieles, aber bestimmt keine Jungfrau. So ist das eben bei den Royals. Prince Charles und Camilla haben mich auch gut unterhalten, bis sie geheiratet haben. Ab dann war die Story gestorben. Erinnert ihr euch noch an sein Höschen-Geflüster?“
    Simon wurde ärgerlich. „Selbstverständlich nicht. Dein Geschwafel gleitet ab und ist gegenüber den Opfern pietätlos. Hast du noch eine Frage oder willst du dich hier nur aufgeilen?“
    „Das ist aber bloß eine Übertreibung, dass unter dem Bett der Royals die Paparazzi schlafen?“, fragte Timm zur Sicherheit.
    „Wir haben nur dünne Fotografen. Was glaubst du, warum das so ist? Wäre doch ein Job für dich, Paradiesvogel. Ein Joint pro Foto, zwei, wenn’s heiß ist“, konterte Kern.
    Grant näherte sich der Szene und setzte sich auf einen benachbarten Stuhl.
    „Ernsthafte Fragen, ja, Satire, nein. Außerdem bin ich der König und Sie, Mr Kern, sind nur ein Journalist. Wir müssen uns beide darauf besinnen. Und zwar jetzt!“, mahnte ich nun etwas ungeduldig zur Ordnung. Ich hätte einen etwas lockeren Tonfall akzeptiert, aber nicht ein Niveau, das ich mir sogar bei Freunden verbeten hätte.
    „Na gut, aus gesicherter Quelle weiß ich, dass ihr drei abends in die königliche Suite hineingegangen seid. Was passierte dann?“
    „Gesicherte Quelle? Kamera im Flur?“, fragte Timm.
    Kern zuckte mit den Schultern und grinste dazu überlegen.
    „Der chinesische Trojaner im Computersystem des Palasts war also von dir?“, folgerte Simon.
    „Nur damit ihr drei es wisst“, fuhr Kern herablassend fort und ging nicht auf den Virus ein, „unser oberster Chef, dessen Name nicht genannt werden darf, hat uns Journalisten vor noch nicht allzu langer Zeit angehalten, für Section 28 zu schreiben. Das Gesetz verbot noch vor ein paar Jahren Schulen und Kommunalbehörden die Förderung von Homosexualität. Meine wohlwollende Berichterstattung über das ach so süße schwule Paar hat bei ‚ihr wisst schon, wem‘ nicht gerade Begeisterung ausgelöst. ‚Schwule Orgie im Königsgemach‘ würde als Schlagzeile besser taugen. Außerdem habe ich fünf Interviews gut. Wann krieg ich das erste?“
    „Ich akzeptiere Fragen mit Niveau, wie sie BBC stellen würde. Aber erst nach den Trauerfeierlichkeiten“, brummte ich.
    „Keine Tricks, Kern, Sie vereinbaren einen Termin über mein Büro“, griff Mr Grant ein. „Ich will das Interview gegenlesen und von der Downing Street absegnen lassen, und zwar die Version, die gedruckt wird. Sonst ist Ihre Akkreditierung weg, die Interviewgutscheine sowieso, und wir veranstalten mal einen Musterprozess wegen Hausfriedensbruchs, Nötigung, übler Nachrede, unerlaubtes Abhören, Eindringens in die Privatsphäre etc. Und richten Sie ‚Sie wissen schon, wem‘ aus, er werde in nicht allzu ferner Zukunft vor dem Parlament Rede und Antwort stehen müssen, wenn wir Briten weiterhin von Leuten wie Ihnen ausspioniert werden. Weg!“
    „Hat der eine Laune, aber ich halte mich dran. Bis dann, Tag zusammen“, verabschiedete sich Kern und machte sich endlich davon.
    „Apropos Section 28. Gibt es eine Möglichkeit, dafür Margaret Thatcher und ihrem Nachfolger Major die nach ihrer Amtszeit verliehenen Adelstitel wieder wegzunehmen?“, fragte ich Grant.
    Grant schaute mich scharf an, was offenbar „Nein“ bedeutete. Also ließ ich das Thema bleiben.
    Er packte den Organizer aus.
    „Wir werden in einer halben Stunde nach Windsor Castle fliegen. Die drei Hubschrauber werden gleich eintreffen.“
    „Ist überhaupt eine Ankunft geplant?“, fragte Simon. „Wenn wir abgeschossen würden, wären Sie doch das schwule Paar elegant los.“
    Grant lehnte sich konsterniert zurück.
    Ich schaute Simon an und verstand, dass da wohl die Erlebnisse der letzten Nacht ihm zu schaffen machten. Also drückte ich seine Hand und blickte dann Grant an.
    Der blickte zurück. „Sie sind verständlicherweise traumatisiert. Das Britische Parlament würde über legale Möglichkeiten verfügen,

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