Plötzlich Royal
diesem schweren Moment hier zu sein. Darf ich Ihnen, Sir, meinen königlichen Gatten Simon vorstellen?“
Die beiden tauschten ein kurzes Nicken. Prinz Edward und seine Gattin traten zur Gruppe hinzu. Ich schritt mit dem Duke of Edinburgh langsam in Richtung des Tores, an dem Blumen im Gedenken an König George niedergelegt worden waren. Kate nahm einen zweiten Strauß aus dem Korb und legten ihn gemeinsam mit William und seinem Bruder zu den vielen anderen an diesem Ort der Trauer für den alten König. Beim Palast wurde an Gerüsten und provisorischen Dächern gearbeitet. Man musste sich beeilen, denn Regen konnte den bereits entstandenen Schaden vervielfachen.
„Sie hatten da hinter dem Denkmal Ihre Stellung, König Sascha, und haben zwei von denen wirklich erwischt, habe ich gehört“, wusste der Duke of Edinburgh.
„Man hat mich noch nicht darüber informiert, dass wir zwei erschossen haben, leider wurde trotzdem auch noch aus dem Palast geschossen, als wir zur linken Säule an der Mall eilten. Der junge Mann Timm Kent hat auch geholfen. Wie Sie bestimmt wissen, lernten Prince Simon und ich ihn vor zwei Jahren kennen. Vielleicht hat sein Schuss einen der Verbrecher unschädlich gemacht“, erzählte ich.
„Dann würde ich den jungen Mann gerne kennenlernen, Majestät.“
Ich winkte Timm heran, der sich beim Handschlag mit dem Duke tief verneigte. Dann ging ich voran, Prince Philip ein oder zwei Schritte dahinter, dann Simon mit Prinz Edward und Gattin. Die jüngeren Prinzen hatten sich etwas zurückfallen lassen. Mit der Anwesenheit des Dukes war perfektes Protokoll ein Muss. Wir schauten die Blumen an, da und dort mal eine Karte, und kehrten dann zurück zum Denkmal.
Simon deutete auf einen Zettel in einem Strauß: „Warum verführt er unsere Söhne zur Perversion?“
Timm wollte wütend danach greifen.
„Lassen Sie es stecken. Wir ignorieren so etwas. Im Schnitt sind die Stimmen wohlwollender als damals in jener Woche“, meinte der Duke von Edinburgh mit bitterer Stimme. Ich reagierte nicht darauf, denn jene Woche, also die Woche nach dem Unfalltod Prinzessin Dianas, durfte in Anwesenheit des Dukes von Edinburgh keinesfalls diskutiert werden. Die Erwähnung Prinzessin Dianas war am Hof der Queen stets ein Tabu gewesen.
Es folgte nun Smalltalk mit der anderen Seite der Gasse. Prince Philip zeigte sich beeindruckt und entrüstet über die Schäden an der dem Palast zugewandten Seite des Denkmals. Ich musste ihm nochmals genau erklären, wie der Abend abgelaufen war. Zwischendurch winkte ich Timm näher und beauftragte ihn, einen Stuhl für Seine Königliche Hoheit Prince Philip zu organisieren.
Von der Mall hier skandierte eine Menge: „Sascha! Sascha!“, zuerst etwas zaghaft, dann immer lauter.
„Wer ist das?“, fragte ich einen Polizisten, aber der zuckte nur mit den Schultern.
„So gibt man dem König nicht Antwort!“, grollte der Prince Philip.
„Sorry, Eure Hoheit. Der Lord Major hat jegliche Art von politischer Kundgebung im Trauerbereich verboten, Sir.“, erklärte er Prince Philip.
„Der König hat die Frage gestellt! Wieso antworten Sie mir?“, tadelte ihn der Prinz.
Timm hatte inzwischen einen Rollstuhl organisieren können, in den sich der Prinz nun gerne setzte.
„Stellen Sie sich vor, hier hätten die Terroristen jüdische Menschen getötet. Würden Sie der jüdischen Gemeinde den Zutritt verbieten?“, antwortete ich weniger dem Polizisten und mehr den Fernsehkameras. Ich erwartete keine ernsthafte Antwort des Polizisten, der konnte ja den Befehl nicht ändern, also bat ich mein Gefolge, mir in Richtung der Rufe auf der Mall zu folgen.
„Bei der linken Säule der Mall sind zwei Soldaten der Foot Guards getötet worden, als eine Panzerfaust der Terroristen die Säule traf“, erklärte ich dem Duke of Edinburgh, als wir uns der halb zerstörten Säule näherten. Um das Feldzeichen der Gardisten herum brannten dort Gedenkkerzen.
„Sehen Sie, Sir. Die Standarte darf hier sein, denn hier wird es bestimmt ein Denkmal für die Foot Guards geben“, meinte Timm, der Prince Philip neben mir herschob. „Hat keiner was dagegen. Doch bereits jetzt erinnert nichts mehr daran, dass hier unzählige Schwule erschossen worden sind. Die waren ja hier, um für ihre Rechte zu demonstrieren, Sir.“
„So wie hier die Foot Guards nicht als zufällige Passanten starben, sondern um ihren König zu schützen“, ergänzte ich. Ich wollte vor Prince Philip Timms Überlegungen
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