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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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kreisen konnte gefährlich sein. Außerdem war es bereits eine Minute nach zehn Uhr. Bei den Bäumen in Richtung des Palastes hatten sich Fernsehteams installiert. Commander Patricks, nun in der traditionellen Uniform der Garde, und Peter als Stellvertreter des verletzten John begrüßten uns beim Hubschrauber, Williams Freundin Kate trug einen Korb mit Blumen. Der Ersatzpilot übernahm die Sicherung des Hubschraubers, so dass William mit unserer Gruppe mitgehen konnte. Sicherheitsmann Peter führte uns zusammen mit Timm über die Wiese zum Gehweg, dort warteten bereits einige Leute, nicht nur Journalisten, und dort stand auch schon das erste Kreuz auf der Wiese.
    William war bleicher geworden als noch während des Flugs. Ich vermutete, dass böse Erinnerungen in ihm wach wurden. Kates Hand half ihm, und ich griff nach Simon, woraufhin die Fotoapparate wie wild surrten und klickten. Wir gingen die wenigen Meter bis zum nächstgelegenen Kreuz, ein paar Gedenkkerzen standen daran, Blumen und eine Karte.
    „Walter P. (21), Kopenhagen. Wir sind fassungslos und erschüttert über das, was hier geschah. Viel zu früh wurdest du von uns genommen, Walter. Der Botschafter Dänemarks.“
    Mich ärgerte, dass der Name des Toten anonymisiert worden war, und auch auf dem Kreuz stand kein Familienname.
    Wir gingen zum Weg und zu der Kreuzung, an der ich vor ein paar Tagen die Kutsche hatte anhalten lassen, um dem demonstrierenden Timm zu helfen. Dort standen nun drei Kreuze dicht beieinander, viele Blumen lagen dabei.
    „Simon W.“, „Peter K.“ und „Francis T.“ war auf den Kreuzen zu lesen.
    „Warum sind die Toten anonym, Commander? Bei den Gefallenen eines Krieges werden doch die vollen Namen in große Gedenksteine eingemeißelt.“
    Der Commander vermied es, den offensichtlichen Grund zu erwähnen, nämlich den Schutz der Familien. Wir gingen nun zum Lady-Di-Gedenkstein. Patrik R. und Arthur D. hatten nur wenige Meter daneben ein Kreuz, etwas weiter Claudia K. und Verena M. aus Deutschland und noch etwas weiter Jenny P. und Frederic H. Die letzten beiden waren anscheinend ein idealistisches Heteropärchen gewesen. Um diese Kreuze herum lagen einige Blumen, Kerzen und Kärtchen. Die mir bisher eher gefasst folgenden beiden Prinzen mit Kate Middleton hatten sich um den Gedenkstein versammelt und Prince Harry durfte eine Blume niederlegen. Er blieb etwas länger als notwendig in Kauerstellung und blickte mit feuchten Augen auf.
    „Hier sind ein Blutspritzer auf Mummys Stein. Wir werden die drankriegen, die das gemacht haben, oder, Sascha?“
    Die Fotoapparate surrten und klickten wieder. Das erinnerte uns daran, dass hier jedes Wort zur Schlagzeile werden konnte.
    „Premier Cramer, die Geheimdienste und Scotland Yard wissen, was zu tun ist. Gehen wir zum Denkmal.“ Ich musste mich ebenfalls beherrschen, nicht meiner Wut und Trauer freien Lauf zu lassen. Je näher wir dem Südende des Parks kamen, desto dichter standen die Kreuze. Hier hatten nicht die rechtsextremen Russen ihr Unwesen getrieben, dies waren die Opfer der Gewehrsalven von der Palastfassade. Am Tor des Parks lagen nun die vielen Blumen derer, die ganz allgemein der Toten im Park gedenken wollten. Die Polizei hatte geschätzt, es seien nur halb so viele Blumen wie bei Prinzessin Dianas Tod niedergelegt worden, doch selbst dieses Meer aus Sträußen und Gedenkkarten ließ mich für einen Moment erstarren und staunen.
    Wir wurden mit einem kurzen Applaus begrüßt. Jubel wäre nicht angebracht gewesen. Das Publikum bestand offenbar aus normalen Londonern, aber auch Leute vom Personal des Palasts hatten sich unter die Trauergäste gemischt, doch schwule Gruppen konnte ich nicht ausmachen. An der Seite des Denkmals legten wir den ersten Strauß ab. Als ich aufblickte, stand ein langer, alter Mann in der Gasse zwischen den niedergelegten Blumen. Ich erschrak, als ich ihn erkannte, und hätte ihn beinahe mit „Eure Majestät“ angesprochen. William hatte einen Moment zu spät reagiert und eilte nun in die Position, um uns beide einander vorzustellen.
    „Majestät, Seine Königliche Hoheit Prince Philip, Duke of Edinburgh. Großvater, Seine Majestät König Alexander IV., Hoheit, Euer Urenkel, der König.“
    Ich streckte ihm die Hand zur Begrüßung entgegen. Ich war ja seltsamerweise der König und musste zuerst. Ganz nach Etikette drückte der Duke meine Hand nur kurz.
    „Eure Königliche Hoheit, ich danke Ihnen, dass Sie es möglich gemacht haben, in

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