Plötzlich Royal
Points . Im Attentatsfall rennen Sie dorthin. Der König, der Präsident und Sie haben morgen den Status EIP, Extraordinarly Important Person . Die Kutschen bieten keine Deckung; das alte Holz wird von Gewehrkugeln problemlos durchschlagen. Bei Beschuss springen Sie raus und rennen mit Ihren beiden Kutschern zur nächsten massiven Deckung, vorzugsweise zu einem Panzer. Sie geben im Laufen Seiner Majestät Deckung und die Kutscher, Diener, und vorallem herbeieilende Gardisten werden Sie und Seine Majestät mit ihrem Körper schützen, bis Sie in Deckung sind. Sie sind doch Offizier der Schweizer Armee?“
„Ja, das stimmt. Ich nahm im Frühjahr an einem Wiederholungskurs teil, Piranha-Radpanzer“, bestätigte ich.
John nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. Wir fuhren rechts durch das Gittertor, die Bärenfellmützen salutierten, und dann in die Tiefgarage. Im vergangenen Sommer war ich ein paar Tage hier im Palast gewesen, gerade als Simon in seinem militärischen Widerholungskurs diente. Ich war überzeugt, Sir Geoffrey hatte mich absichtlich zu einem Zeitpunkt eingeladen, an dem Simon in der Schweiz unabkömmlich war.
Wir mussten den Personalaufzug benutzen, um im oberen Stock unsere Suite zu beziehen. Sie war ziemlich „schlossig“ eingerichtet, wie Simon bemerkte. Allerlei viktorianische Möbel, Stuck und dergleichen gab es hier, und die beiden Betten waren durch ein Nachttischchen voneinander getrennt. Wenigstens hatten sie uns nicht zwei Zimmer zugewiesen. Unsere Sporttaschen waren bereits ausgeräumt und die Kleider in die Schränke verstaut worden, die Musik-CDs steckten geordnet in einem edlen Ständer, und unsere DVDs hatten ihren Platz im Fernsehschrank gefunden. Der Service des Buckingham-Palastes hatte sich selbstverständlich nicht darauf beschränkt, unsere Taschen einfach in die Suite zu stellen.
Kaum hatten wir uns umgesehen, klopfte es und der nebelgraue Sir Geoffrey stand in der Tür. Er bat uns zur Tee-Ecke mit einem Sofa und zwei Stühlen. Wir setzten uns eng nebeneinander auf das Sofa, er uns gegenüber. So wie er uns anblickte, war er wohl kaum zum Smalltalk hier. Sein strafender Gesichtsausdruck provozierte mich.
„War das im Flugzeug eigentlich auf Ihrem Mist gewachsen?“ Ich hatte keine Lust, meine Wortwahl an ihn und den königlichen Haushalt anzupassen.
„Sie kommen sich jetzt ungeheuer groß vor, Kronprinz auf Abruf“, grollte der Sir wie ein fernes Gewitter. „Ihr Vater besitzt zwar ein Finanzimperium, was ich trotz seiner Jugendsünde anerkenne, aber Sie liegen ihm nur auf der Tasche und schwingen pathetische Reden von Toleranz gegenüber einer Modeerscheinung, die im Grunde eine Geisteskrankheit ist. Sie sind kein Royal, Mr Burger! Wären Sie einer, würden Sie für die Familie einstehen und sie als britischen Wert betonen, anstatt sie in Frage zu stellen!“
„Ich bin nicht der König und kann Sie bedauerlicherweise nicht aus dem Haushalt schmeißen. Sie gehen nun zu Lord Chamberlain und richten ihm aus, er soll mir einen Stab zuteilen, der halbwegs mit meiner Veranlagung klarkommt. Sonst rappelt es gewaltig in der letzten Bastion des guten Benehmens!“
Der Sir starrte mich wie den Leibhaftigen an und blieb sitzen. Den Anblick dieser vornehmen Vogelscheuche konnte ich nicht mehr ertragen und fuhr fort: „Können Sie sich beherrschen oder muss ich Sie dem Secret Service als mögliches Sicherheitsrisiko melden? Außerdem sprechen Sie mich mit ‚Königliche Hoheit‘ und ‚Sir‘ an, wenn Sie schon mindestens ebenso pathetische Reden über das königliche Benehmen schwingen wie ich über eine diskriminierungsfreie Gesellschaft.“
„Was nicht gleich ist, kann man nicht gleich machen und lassen Sie die Amerikaner aus dem Spiel, Mr Burger! Wir sind heutzutage gezwungen, gleichgeschlechtliche Neigungen im einfachen Personal zu dulden. Doch so was ist undenkbar für ein Mitglied der königlichen Familie. Wie es scheint, sind Sie nicht zu überzeugen, dass Sie nun die Pflicht über Ihre privaten Gelüste zu stellen haben. Doch zumindest versuchen musste ich es“, donnerte Sir Geoffrey und zog es nun endlich vor zu gehen. Ich schloss die Tür unhöflich hinter ihm. Angesichts des Widerstandes von Seiten des Hofes war fraglich, ob ich es Simon überhaupt zumuten konnte, noch länger zu bleiben, geschweige denn für immer.
„Wenn sich der Haushalt nicht ein wenig vor mir fürchtet, werden sie mit uns machen, was sie wollen“, erklärte ich meinem scheu und
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