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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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sprach etwas in sein Handy. Es dauerte mindestens ebenso lange wie mein kleiner Streik vorhin, bis die Tür aufging und ein mit Sonnenbrille versehener Typ heraustrat, sich umblickte und dann ins Innere des Flugzeuges rief:
    „ All clear , Mr President!“
    Und dann, mit Michelle an der Hand, stieg groß und etwas schlaksig der Mann aus, der einen weltweiten Hype ausgelöst hatte. Auch er trabte locker und sportlich mit seiner Frau die Treppe hinunter. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, was ich 2013 tun würde, wenn an Obamas Stelle die Schwulenhasserin Michele Bachmann aus der Präsidentenmaschine steigen würde: Klar, eine Stolperschnur spannen!
    Es blieb keine Zeit mehr für Lausbubengedanken.
    „Schön, Sie wiederzusehen, David. Gratulation zur Wahl!“, begrüßte Obama mit seiner tiefen, perfekten Rednerstimme den Premierminister.
    „Willkommen zurück im Vereinigten Königreich, Mr President. Darf ich Ihnen den Thronfolger vorstellen? Barack, Seine Königliche Hoheit Sascha Burger … äh … Windsor!“
    „Hallo, Mr President!“ Ich schüttelte ihm die Hand.
    „Erster Tag im Amt? Ich wünsche einen guten Start“, begrüßte mich Obama mit einem telegenen Lächeln.
    „Sir Simon McTombreck, der Gatte Seiner Hoheit“, stellte Premier Cramer meinen Mann dem Präsidenten vor.
    Nach dem Händedruck mit der First Lady musste ich nun mit Obama die Ehrenformation abschreiten, da dies als Staatsvisite galt und ich den König vertrat. Cramer hatte eine kleine Schweißperle auf der Stirn, denn es war ja keine Zeit geblieben, alles wirklich zu üben. Er musste sich darauf verlassen, dass ich zumindest grob eine Ahnung besaß. Ich hatte mir zum Glück auf YouTube den Film eines solchen Empfangs angeschaut. Außerdem hatte sogar George W. Bush das hingekriegt, also konnte es nicht so kompliziert sein. Zur Ehrenformation hintreten, der Offizier meldet und der Gast geht näher an der Formation als der Gastgeber, also gerade umgekehrt als vorhin mit Cramer, da ich der Gast war, und der Kommandant der Einheit geht außen oder voran. Ich hatte einen ziemlichen Puls, als ich mit dem Präsidenten die Reihe der Soldaten abschritt. Vorhin mit Cramer hatte ich das nicht so recht ernst genommen, doch jetzt lief es bestimmt live auf CNN. Nerven behalten und ernst blicken. Dann zum Podium und die Hand aufs Herz, während die Hymnen gespielt wurden.
    Reden waren nicht vorgesehen, deshalb entspannte sich die Situation nach den Hymnen wieder.
    Wir hatten eine halbe Stunde Verspätung, als ich mich neben den Präsidenten in dessen Hubschrauber setzen durfte. Simon nahm hinter mir Platz neben dem US-Stabschef Emanuel, ein schlanker Mann mit grauem Millimeterhaarschnitt. Der Premierminister flog aus Sicherheitsgründen in einem zweiten Helikopter, ein dritter flog zur Verwirrung eventueller Attentäter mit.
    „Sie sind Naturwissenschaftler?“, fragte mich der Präsident.
    „Physiker, ja, das Swiss Federal Institute of Technology ist nach internationalem Ranking die beste Universität auf dem europäischen Festland.“
    „Die Bundeskanzlerin ist ebenfalls Physikerin. Bemerkenswerte Frau“, wusste Obama zu berichten. „Von meinen Diplomaten wird sie manchmal ‚Teflon-Lady‘ genannt, doch das behalten Sie bitte für sich.“
    Ich versprach es. Die Bundeskanzlerin interessierte mich in etwa so viel, wie sie sich für Schwulenrechte engagierte, also gar nicht. Als Physiker wollte ich das Gespräch lieber auf ein anderes Thema lenken.
    „Sehen Sie eine Möglichkeit, nach dem baldigen Ende des Shuttle-Programms die bemannte Raumfahrt wieder aufzunehmen, mit der europäischen ESA als Partner? Wenigstens die Orion-Kapsel?“
    „Die bemannte Raumfahrt entspricht nach wie vor dem langfristigen strategischen Interesse der USA. Aus bekannten Gründen müssen wir diese bald unterbrechen, doch so viel kann ich Ihnen verraten: Wir wollen in der Tat die Orion-Kapsel nicht einem Museum übergeben. Vorerst soll sie eine Rettungskapsel für unsere gemeinsame Raumstation ISS werden. Sie sind ein Raumfahrtenthusiast, Prince Sascha?“
    „Ein wenig schon. Könnten Sie mir bei meinem Gegenbesuch die ISS kurz zeigen?“, wagte ich einen kleinen Scherz.
    Der vorher ernsthaft konzentrierte Obama lachte erstmals und zeigte dabei seine weißen, telegenen Zähne.
    „Sie werden ja nicht im eigentlichen Sinn regieren, doch Sie werden immer sehr nahe am Monarchen sein und somit von der Öffentlichkeit gehört werden. Wofür werden Sie sich

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