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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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englischen Krone entfernt.“
    „Ich war nah genug dran.“
    „Physisch, aber nicht psychisch, der Jeansjacke nach zu urteilen.“
    „Ich leide an einer Mid-Twen-Crisis“, gab ich zu.
    „Was soll das denn sein?“
    „So nennen Simon und ich unsere gegenwärtige Verfassung“, erklärte ich und rutschte auf dem Stuhl nach vorne.
    „Also, Blödsinn. Aufwachen, die Kindheit ist vorbei! Was hast du denn für einen Lebensplan?“
    „Disco, CSD, Party und viel Sex, meistens mit Simon“, spielte ich den Pubertierenden.
    „Wer selber nicht plant, für den wird geplant. Sobald es meinem Schwiegervater wieder besser geht und er nächste Woche oder auch erst übernächste das Gesetz unterschreibt, ist es ja nicht mehr verboten, mit einem Katholiken verheiratet zu sein. Vorsorglich werde ich aber nächste Woche hier in Schanghai zum anglikanischen Glauben konvertieren, damit die Sache keinen Interpretationsspielraum mehr zulässt. Außerdem ist es ein gutes PR-Signal nach London. Deine Mutter wird ja dann die Kronprinzessin sein und du Nummer drei.“
    „Hast du schon mit Cramer gesprochen? Ich bin gestern hochkant rausgeflogen. Ich glaube nicht, dass man es schätzt, wenn ich so quasi durch die Hintertür wieder reinkomme.“
    „Mach nicht auf beleidigt. Die Rückkehr nach Zürich war deine Idee! Außerdem ist es nur peinlich, wenn sich ein Fünfundzwanzigjähriger wie ein Pubertierender benimmt.“
    „Mid-Twen-Crisis“, versuchte ich meinen psychologischen Begriff noch einmal zu erklären. Papi wollte davon jedoch nichts mehr hören.
    „Ich bin mit Cramer so verblieben, dass wir zusammen mit meinem Schwiegervater und deiner Schwester plus Leopold am neunten Oktober offiziell als Königsfamilie vorgestellt werden, inklusive Königsenkel und exklusive Jeansjacke. Es ist vielleicht schon etwas dran, dass es die Bestimmung von oben ist, der man sich nicht verschließen sollte.“
    „Was wird aus dem Big Business, das du im Reich der Mitte angeschoben hast?“
    „Das expandiert nach Großbritannien und in den Commonwealth. Die neue britische Regierung ist dabei, attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen zu schaffen, und auf dem chinesischen Markt geht es steil aufwärts. Wenn das Gesetz in den kommenden Tagen in Kraft gesetzt wird und ich nicht mehr der verachtete Prinzessinnenverführer sein werde, dann kann ich britischen Firmen beim Markteinstieg in China helfen.“
    „Krass!“, warf ich ein. Sein Globalisierungsgefasel ging mir auf den Geist und ich hörte nur noch halb zu.
    „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Im neunzehnten bedeutete eine Krone allein vielleicht noch echte Macht. Ohne einen Weltkonzern im Rücken werden die Windsors aber heute zur reinen nostalgischen Angelegenheit.“
    „Ich glaub’s nicht. Burgo-Invest kauft die Windsors auf. Da verzichte ich lieber!“
    „Pack endlich dein inneres Coming-out als Royal. Geht nicht gibt’s nicht! Du wirst eines Tages der einzige Sohn der Königin sein und eines noch ferneren der einzige Bruder Ihrer Majestät. Ich melde mich in einer Woche und dann tust du nicht mehr so blöd!“
    Papi hatte gut reden in China, zehntausend Kilometer von Sir Geoffrey und ähnlichen Gestalten entfernt.
    Mum drängte sich ins Bild und ich versicherte, dass es mir und Simon gut gehe. Im Gegensatz zu Papi hatte sie wenigstens nach meinem Mann gefragt.
    Nach dem Gespräch entschloss ich mich, das innere Coming-out als Royal auf den achten Oktober zu vertagen und mit Simon meine Mid-Twen-Crisis noch etwas auszuleben.
    Ich ging hoch und kuschelte mich zurück ins Bett zu Simon. Ich hatte keinen Plan, wie es nun nach dem Studium weitergehen sollte. Für eine Doktorandenstelle waren meine Noten etwas knapp und Simons erst recht. Vielleicht sollte ich mich doch um eine Assistentenstelle bei einem Professor bemühen. Wenn Papi nächste Woche wieder anrief, werde ich mich etwas erwachsener benehmen und fragen, ob er ein Forschungsprojekt der Wirtschaft vermitteln könnte. Wenn ich mit Geld in der Tasche bei den Professoren anklopfte, sahen sie vielleicht über meinen Notenschnitt hinweg.
    Am Abend hörten wir zusammen Nachrichten. Großvater ging es den Umständen entsprechend gut, er wurde in einem künstlichen Koma gehalten und weiter beatmet. Das Antiserum hatte ihn gerettet. Man würde ihn am Montagmorgen aufwecken und dann sollte er auch wieder selbstständig atmen können. Wir legten nach den Nachrichten die DVDs von Queer as Folk ein und schauten mal wieder

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