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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Tuchfühlung zu gehen. Reden war eh kaum möglich bei der Lautstärke, aber wir ließen uns nicht davon abbringen, mit Timm den ersten Kuss des Abends zu riskieren. Erst küsste er Simon etwas verklemmt, dann mich bereits mit offenem Mund.
    Wir zogen uns mit dem Drink in die Lounge hinter der Bar zurück, dort war es etwas ruhiger und unsere Ohren konnten sich erholen. Timm hatte die Idee, synchron zu tanzen, und so machten wir eine kleine Choreografie ab. Simon tanzte sowieso sehr gerne und ich, na ja, versuchte da irgendwie mitzuhalten. Mein Freund liebte es, mich in Bewegung zu sehen, und ich liebte es, wenn er es mochte.
    Zurück auf der Tanzfläche legten wir einfach los und schnell bildete sich ein Kreis um uns. Ob unsere Tanzkunst oder unser Aussehen die größere Rolle spielte? Ich fürchtete, dass es eher Letzteres war. Der Casting-Show-Moderator Dieter Bohlen hätte wohl seinen Schuh nach uns geworfen. Zurück in der Lounge meinte hingegen Timm, wir seien gar nicht so schlecht gewesen.
    Es war bereits Mitternacht, doch freitags bedeutete das lediglich, dass die zweite Nachthälfte noch vor einem lag. Zu dritt gingen wir zurück zu unserem Sofa, erneut mit Timm in der Mitte, und schlürften den ersten harten Drink des Abends. Wir genossen die erotische Spannung zwischen uns, gingen anschließend wieder tanzen, nun aber nicht mehr so heftig, sondern ließen uns eher in der Menge treiben.
    Um ein Uhr lümmelten wir uns wieder in der Lounge auf unserem Sofa, mit dem zweiten Drink in der Hand. Wir begannen Pläne zu schmieden, wie wir das Wochenende verbringen könnten. Timm war neugierig auf die Alpen und wollte mit einer richtigen Standseilbahn fahren. Braunwald im Glarnerland, schlug Simon vor, da könne man hingehen. Somit war unser Ausflug am Samstag beschlossene Sache. Wir standen auf und gingen der Musik entgegen zurück zur Tanzfläche. Simon und ich fassten Timm um den Bauch, er legte die Arme um unsere Schultern und …
    Plötzlich brach der Sound abrupt ab. Da ist wohl eine Sicherung rausgeflogen, dachte ich zuerst. Alles stand etwas konsterniert auf der Tanzfläche, dann rief einer auf Schweizerdeutsch: „Razzia, d‘ Schmier chunt!“ Timm riss sich erschrocken von uns los.
    „Keine Razzia, nur eine kurze Unterbrechung“, plärrte ein Lautsprecher. Die vorwiegend mit nacktem Oberkörper tanzende Menge bildete träge eine Gasse für die Störenfriede. Voran ging einer in schwarzem Anzug, dahinter zwei Polizisten und eine Dame, die vier kamen direkt auf mich zu. Ich starrte die Gruppe an wie das Kaninchen die Schlange. Timm hatte sich inzwischen in den Schutz der Menge zurückgezogen.
    „Ich bin Seiner Majestät Botschafter in der Schweiz mit meiner Assistentin. Sind Sie Alexander Philipp Burger-Windsor, Sir?“
    Ich nickte, sprechen konnte ich in dem Augenblick nicht. Er nannte mich nicht Sascha, sondern Alexander, da Sascha für den Palast lediglich ein Kosenamen für Alexander war. Diese offizielle Sprache machte mich ungemein nervös.
    „Darf ich Sie ohne Publikum sprechen, Sir?“
    Ich ging voran durch die Gasse. Ich wusste nicht recht, ob die Leute das für eine Verhaftung hielten oder etwas kapierten. Draußen auf dem Gang warteten noch weitere Beamte. Wir gingen hoch zum Restaurant, das um diese Zeit bereits geschlossen hatte. Im Foyer davor waren wir bis auf drei knutschende Pärchen ungestört, die verzogen sich aber schnell, als sie die Uniformierten sahen. Die Polizisten blockten nun Schaulustige ab, die sich um ein paar Schnappschüsse bemühten.
    Der Botschafter wirkte übernächtigt, bat Simon und mich, am ersten Tisch im verlassenen Restaurant Platz zu nehmen, und suchte nach Worten.
    „Sie haben vielleicht aus den Medien erfahren, dass Ihr Großvater neben der Vergiftung an einer Infektion litt. Es stellte sich leider zu spät heraus, dass es sich nicht um eine einfache Erkältung handelte, sondern um einen tropischen Virus. Wir mussten zwölf Leute des Krankenhauses in Quarantäne halten. Es scheint aber dank der Hygiene …“
    „Mein Großvater!“, mahnte ich den Botschafter, nicht nervös zu plappern.
    „Seine Majestät verstarb heute um 21.45 Uhr an den Folgen dieses Virus. Mein zutiefst empfundenes Beileid, Hoheit. Es ist vermutlich eine Ebola-Variante. Wir hielten es bis eben geheim, damit Sie es nicht aus der Presse erfahren müssen. Es war gar nicht so leicht, Sie aufzustöbern.“
    „Weiß meine Mutter schon, dass sie jetzt Königin ist? Oder ist es meine

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