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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Sind Sie und Ihre Berater, die ich auch herzlich grüße, zu einem Ergebnis gekommen, Premierminister?“
    „Wir akzeptieren die Civil Union nach britischem Recht auch in Ihrer neuen Position und wir akzeptieren damit den Titel Prince Consort für Ihren Mann, um die Sitzungen und Telefonkonferenzen der vergangenen Nacht in einem Satz zusammenzufassen. Der Amtseid wird üblicherweise im St. James’s Palace geleistet, doch alle Paläste werden derzeit von Scotland Yard auf den Kopf gestellt. Auch in den anderen Schlössern sucht man weiter nach Spuren des Gifts und des Virus oder nach sonstigen Hinweisen, vorbereiteten Sprengfallen und dergleichen. Wir wollten deshalb in die St Paul’s Cathedral ausweichen. Doch das ging auch nicht, wegen Simon. Der Stand der Diskussion ist, dass Sie im Tower zum König ausgerufen werden und dann wie gestern Nacht erwähnt Plan B in Kraft tritt.“
    Er hielt einen Moment inne, um meine Reaktion abzuwarten.
    „Das ist akzeptabel, fahren Sie fort, Premierminister.“
    „Danke. Da nun ein Problem mit dem Erzbischof von Canterbury aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung und vor allem wegen des Titels Ihres Mannes aufgetreten ist, sind ich und namhafte Politiker uns einig, dass Sie gemäß Plan B im Anschluss an die Proklamation im Parlament den Amtseid leisten werden, der sonst während der Krönungsfeierlichkeiten abgelegt wird.“
    Ich angelte mir den gelben Order „Royal-Zeugs“ aus dem Regal und schlug „The Coronation Oath“ des Parliament and Constitution Centre auf. Das hatte ich mir aus dem Internet heruntergeladen und ausgedruckt, nachdem ich ein paar Folgen der Fernsehserie Merlin gesehen hatte und davon träumte, ich würde auch mal König werden und zwar ein richtig guter. Die Gedanken von damals kamen mir in diesem Moment unendlich kindlich vor.
    „Und wer würde mir den Amtseid abnehmen? Doch nicht der Erzbischof von Canterbury?“, fragte ich, um Zeit zu gewinnen und die heikle Stelle im Schwur zu finden.
    „Nein, der Bischof von London. Ich habe ihm klargemacht, dass er sonst die Monarchie und damit die Anglikanische Kirche selbst gefährden würde, wenn er diese Staatspflicht verweigert.“
    Ich hatte die Stelle gefunden.
    „Im Amtseid, den Queen Elisabeth 1953 geleistet hat und mein Großvater genauso, heißt es, ich solle Realms wie Jamaika regieren nach den jeweiligen Gesetzen und Gebräuchen. Bei Jamaika würde das heißen, ich müsste die ungerechte Zwangsarbeit für Homosexuelle unterstützen. Ich bin der Ansicht, dass es die Gesellschaft nicht voranbringt, wenn wir an den Buchstaben der Bibel kleben. Das Alte Testament würde es Ihnen, David, ja erlauben, Ihre Töchter in die Sklaverei zu verkaufen. Kein Pfarrer ärgert sich über das gesetzliche Verbot der Sklaverei in unserer modernen Gesellschaft, über die Akzeptanz homosexueller Menschen hingegen schon. Sie müssen wissen, dass ich mich für Toleranz gegenüber Homosexuellen einsetzen und die Strafen für einvernehmliche homosexuelle Handlungen kritisieren werde, die in vielen Realms noch in Kraft sind, egal, was ich schwöre, und egal, was das Neutralitätsgebot für den König sagt.“
    Wieder zitterte mein Bein nervös. Meine Forderung war wohl verfassungswidrig, denn der König durfte keine Tagespolitik machen. Die Downing Street ließ sich erneut viel Zeit mit ihrer Antwort.
    „Wir kümmern uns darum“, wich Cramer aus. „Um neun Uhr Ihrer Zeit findet ein kleiner Staatsakt Ihrer Bundespräsidentin statt. Auf einem ehemaligen Militärflughafen irgendwo am Stadtrand von Zürich.“
    „Dübendorf, nehme ich an.“
    „Ich weiß, dass Sie an einer Schafwoll-Allergie leiden. Versuchen Sie bitte trotzdem, einigermaßen angemessene Kleidung zu tragen. Sie landen auf dem City Airport und die Wagenkolonne bringt Sie inklusive Ihres Mannes dann gleich zum Tower. Ich werde Sie am Flughafen empfangen und zur Zeremonie begleiten. Ihr Privatsekretär wird Sie während des Fluges auf den neuesten Stand bringen. Und noch etwas: Sie kommen direkt aus dem Studentenleben. Da spricht jeder jeden mit dem Vornamen an. Der königliche Haushalt ist jedoch genau das Gegenteil hiervon.“
    „Ich war schon einige Male innerhalb der Mauern der letzten Bastion des guten Benehmens. Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Premierminister.“
    „Dies beruht auf Gegenseitigkeit. Die Botschaft wird sich um Ihre Villa in Zürich kümmern. Beeilen Sie sich nun. Guten Flug, Majestät.“
    Ich legte auf. Obelix hatte recht: Die

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