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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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du Quasselschwester das wissen?“
    „Ich bin Palastinsider. Die Redaktion kann das anhand der IP-Adresse nachprüfen. Muss jetzt zurück an die Arbeit.“ Das war wohl besser, ich sollte als König nicht mehr posten und schon gar nicht in der Sprache eines Pubertierenden.
    In der Tat klopfte es. Ich verließ das Büro und durfte bis siebzehn Uhr einer exklusiven Führung zu Rubens, Degas und vielen anderen originalen Gemälden lauschen. Dann nahmen Simon und ich den Tee mit Sir Frederick ein. Mit der Begründung, ein königliches Bedürfnis zu haben, setzte ich mich schnell ab, bevor die Führung weiterging, und drückte am nächsten Wandtelefon die Vorwahltaste 1.
    „Sicherheit?“
    „Ich bin es, John. Um auf Ihre Wette von vorhin zurückzukommen, könnten Sie sich nicht doch mal nach Timms Befinden erkunden? Es wäre nett, wenn ich dem tapferen jungen Mann noch heute Abend hier im Palast die Hand schütteln könnte. Ich hab irgendwie so ein Stechen im Bauch, dass da was schiefläuft.“
    „Soviel ich weiß, ist er bei der Personenabklärung. Es gibt neben der Sache im Park noch eine Anzeige wegen groben Unfugs, Stören eines Gottesdienstes und zwei weitere wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie wegen Respektlosigkeit gegen den Souverän. Da kommt nun so viel zusammen, dass man sich eine Untersuchungshaft überlegt.“
    „Holen Sie ihn da raus!“
    „Ich sage Royal Attorney Briggs, unserem Anwalt, Bescheid. Er wird sich der Sache annehmen.“
    „Märsi, Sie sind ein Profi.“
    „Danke, Majestät.“
    Nun ging die Führung bei den Skulpturen weiter. Ich konnte mich nicht konzentrieren und wollte eigentlich so schnell wie möglich an einen PC, doch Sir Frederick vor den Kopf zu stoßen, kam nicht in Frage.
    Endlich! Punkt achtzehn Uhr endete die Führung mit dem bekanntesten Kunstexperten des Commonwealth vor unserem Büro. Ich betonte, wie beeindruckt ich war. Dann Tür zu, und wir beide eilten an den Computer.
    Es waren noch zwei Postings aufgetaucht, die sich ebenfalls über mich, die Quasselschwester, lustig machten, bis dann die Redaktion schrieb:
    „Die IP von SunnyGay für das letzte Posting ist eine der britischen Regierung. Die meisten früheren Postings stammen aus der Schweiz. Mehr lässt sich nicht sagen. Datenschutz: Das Einverständnis von SunnyGay lag vor. Die Red.“
    Den Zeitvermerken der Postings nach benötigte die queer.de-Gemeinde etwa eine Stunde, um sich von dem Schock zu erholen, bis endlich activist69 postete:
    „Wenn es Neuigkeiten gibt, würden wir die gerne hören. Danke.“
    Ich loggte mich wieder ein, nahm mir vor, mich gewählter als vorhin auszudrücken, und schrieb:
    „Seine Majestät hat gerade die Ehre, mit Sir Frederick die wichtigsten Exponate der königlichen Sammlung zu besichtigen. Sir Frederick ist deren Kurator. König Sascha wurde nun von mir über die Situation des Demonstranten unterrichtet. Er hat dann den königlichen Anwalt beauftragt, zugunsten des Aktivisten einzuschreiten.“

Die Emo-Rettung
    Grant im grauen Regenmantel und mit Schirm trat ins Büro und wollte sich für den Tag verabschieden. Das Telefon klingelte jedoch im selben Moment.
    „Sascha Burger? Ich meine …“
    Grant zog kurz die Augenbrauen hoch und hielt es dann für weiser, wortlos in den Feierabend zu gehen. Was ein Gentleman nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
    „Royal Attorney Briggs, Majestät.“ Im Hintergrund waren Stimmen und Büroarbeit zu hören. Ich interpretierte das als Polizeistation. „Ich bin im Revier 46, wo der junge Mann festgehalten wird. Soweit ich herausfinden konnte, steht die Identität nun fest. Es gibt angeblich einen Haftbefehl aus Moskau wegen der Teilnahme an der dort verbotenen Schwulenparade.“
    „In Moskau ist das eine politische Demonstration für elementare Rechte, kein Fasching!“, korrigierte ich.
    „Verzeihung, Sire. Er ist dort zum Prozesstermin nicht erschienen, verständlicherweise. Die Kaution damals stellte damals Gönner seiner – wie soll ich das nennen – Weltverbesserer-Organisation. Weiter läuft gegen ihn ein Verfahren wegen Hausfriedensbruch. Er gehörte zur Greenpeace-Gruppe, die sich mit einem Transparent auf einem Kühlturm absetzen ließ. Er scheint seit Ihrer ersten Begegnung vor zwei Jahren eine bekannte und vor allem polizeibekannte Größe in der Weltverbesserer-Szene geworden zu sein. Wenigstens gibt es keine Verbindung zur Hooligan-Szene. Naja, Letzteres ist ja schlecht möglich bei der sexuellen Orientierung des

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