Plötzlich Royal
Selbstverständlich war es keine wilde Party, man befand sich ja nach wie vor im Buckingham-Palast, und ich hielt mich an das eiserne Prinzip: Fülle einmal dein Champagnerglas und nipp dann nur daran, trink nicht. So hatte ich es von meinem Vater gelernt.
No pro-homosexual contents
Um drei Uhr verabschiedeten wir uns mit kräftigem Applaus von den drei berühmten Schauspielern. Für Simon und mich folgte nun eine Einweisung in das Sicherheitskonzept durch John, der trotz des Champagners seinen richtigen Namen nicht preisgeben wollte − aus Sicherheitsgründen, versteht sich. Er überreichte uns die Sicherheitskarten, die als Schlüssel und Ausweis für das automatische System dienten. Es gäbe unsichtbare elektronische Türen, die den in die Ausweise eingeschweißten Chip auslesen und die Berechtigung für den jeweiligen Palastbereich prüfen würden. Sogar die Queen habe immer einen in ihrer Handtasche dabeigehabt. Ein System zur Gesichtserkennung wäre zu teuer gewesen, schwatzte John während des Rundgangs.
„Wenn Sie ohne die Ausweise und ohne eine Nachricht zu hinterlassen in Jeans aus dem Palast gehen würden, gäbe es in London noch viele andere junge, blonde Männer mit blauen Augen. Man könnte dann nicht mehr rausfinden, welcher nun der König ist, aber im Park ist ja in der Nacht immer eine Bank frei, um darauf zu schlafen“, erlaubte sich John einen Scherz, wenn es denn wirklich einer war. Das sei eine gute Nachricht mit den vielen jungen, blonden Männern, dann könnten wir inkognito an Orte gehen, deren Existenz die Queen nicht einmal geahnt habe, konterte ich.
Auch die Einweisung über das Verhalten im Brandfall und bei einem Terroranschlag durfte nicht fehlen. Johns Führung endete auf dem Office Floor, gewissermaßen die Chefetage des königlichen Haushalts. John erzählte, alles hier sei neu eingerichtet worden. Früher seien die Büros auf den Buckingham und den St. James’s Palace verteilt gewesen. Mein Großvater habe aber darauf bestanden, dass alle Chefs ihre Büros auf demselben Flur hätten. Für uns hatte man in einem alten Raum ein modern ausgestattetes Büro für zwei Personen mit Konferenztisch eingerichtet. Die Möbel, Computer und Drucker entsprachen dem neuesten Standard. Ich war angenehm überrascht, ich hatte eigentlich eher Queen Victorias Sekretär mit vielen Schubfächern und aus exotischem Holz erwartet. Das Doppelbüro sei ein Vertrauensvorschuss. Man erwarte, dass hier gearbeitet und nicht gealbert werde, betonte John. Der Konferenztisch sei nur für Gespräche mit Mitarbeitern gedacht, externe Gäste würden in traditionelleren Räumen empfangen. Die Einrichtung sei von meinem Herrn Vater gesponsert worden, erklärte John und deutete auf einen Briefumschlag auf dem Konferenztisch, der eine von Mum und Papi unterschriebene Glückwunschkarte enthielt. Am Telefon sei die Sicherheit auf eins gespeichert, Service auf Taste zwei und Mr Grant sitze im Büro gegenüber und sei auf Taste drei programmiert. Passwort am Computer gleich ändern, ermahnte John knapp. Der Sicherheitsmann verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass uns in einer halben Stunde Sir Frederick durch die königliche Sammlung führen würde. Die Einführung in die Informationstechnik erfolge morgen durch Mr Grant. Damit verließ John das Büro und wir beide waren allein.
„Krass!“, fasste Simon zusammen. Als Erstes starteten wir die beiden High-End-Laptops. Die Grafikkarte war für 3D-Spiele geeignet, die Soundkarte top. Vielleicht war dies Papis kleines Zeichen der Versöhnung nach dem Streit bei der Beerdigung.
Ich griff zum Telefon und rief auf Papis Handy an. Mehr als ein kurzer Smalltalk war nicht drin und auch nicht eine Fortsetzung des letzten Gesprächs, denn er steckte in einer Sitzung und wünschte mir und Simon einen guten Start ins Berufsleben. Simon hatte inzwischen entdeckt, dass wir Administratorenrechte besaßen und somit Skype und Firefox installieren konnten. Nachdem der Browser gestartet war, tippte ich sofort „www.queer.de“ ein: „ This site is blocked. Violation: Homosexual content .“ Ich spürte meinen Puls auf 120 springen und schaute mir die Einstellungen des Kinderschutzes auf dem Laptop an, doch der blockierte keine Seiten. Es musste also eine Firewall geben, die den Internetverkehr für den ganzen Palast kontrollierte.
„Ich hab es auch gerade gesehen“, bestätigte Simon. „Frechheit!“
Bevor ich Sturm laufen würde, versuchte ich noch „stonewall.org.uk“ und
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