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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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waren ja nicht zum ersten Mal in London unterwegs und Scotland Yard befand sich nahe der Station. Etwas nass auf einer Seite erreichten wir den Haupteingang und stellten uns am Informationsschalter als Mitarbeiter des Anwalts vor. Wir erhielten einen Besucher-Ausweis und durften in den ersten Stock zu Revier 46 hochgehen. Simon verschwand schnell in der Herrentoilette. Ich ging weiter zum Anwalt, der auf einer Bank saß. Wie zu erwarten trug er einen Trenchcoat und stützte seine Hände auf den Schirm zwischen den Beinen.
    „Es ging nicht schneller, die Rushhour“, entschuldigte ich mich.
    Er reichte mir einen Zettel mit irgendwelchen Aktenzeichen. Er habe Hochzeitstag und müsse dringend nach Hause. Ich solle das bei der Polizei für ihn regeln und dann das Individuum zu Seiner Majestät in den Palast bringen, da Seine Majestät sich persönlich davon überzeugen wolle, dass es dem Rumtreiber gut geht.
    „Sicher, kein Problem“, antwortete ich aus Gewohnheit und verstand erst jetzt, dass der Anwalt nicht kapiert hatte, wer ich war, obwohl ich mich ja angekündigt hatte. Vielleicht war für den Anwalt der Gedanke, der König laufe als Turnschuhstudent durch die Stadt, einfach zu absurd. „Ich hätte zehn Sekunden später in die Hose gemacht“, meinte Simon, als er von der Toilette zurückkam. „Suchen wir den Anwalt.“
    „Schon weg, er hat nicht kapiert, wer ich bin“, erklärte ich, klapste meinem Mann auf die Jeansjacke, dann stellten wir uns an den Schalter. Nach einigem Warten erhob sich ein älterer Polizist. Für zwei Jungs beeilte man sich nicht.
    „Was steht an?“
    „Wir sind Gehilfen des Royal Attorney Briggs und sollen für diesen Fall hier die Kaution stellen und die Person mitnehmen. Der Anwalt garantiert Obdach.“
    Der Polizist nahm den Zettel, setzte sich an den Computer und tippte im Zweifingersystem die Aktennummer ab. Dabei huschte kurz ein seltsames Grinsen über sein Gesicht. „Das ist die ausgeflippte Bohnenstange mit der Regenbogenfahne von der Parade?“
    „Ja, wir bezahlen in bar“, bestätigte Simon und stellte die Tasche auf die Theke.
    Der Polizist druckte sich etwas aus und kam mit dem Zettel zurück an die Theke.
    „Eurem … äh … Anzug nach zu urteilen, arbeitet ihr nicht oft beim Anwalt. Kann ich mal die Ausweise und die Quittung der Geldherkunft sehen?“
    „Quittung ist drin“, sagte Simon und schob die Tasche über die Theke. Ich war etwas stiller geworden, die Situation erreichte nach und nach die Absurdität eines Mr-Bean-Sketches. Der Polizist nahm das Geld und meine Schweizer Identitätskarte mit zu seinem Pult und tippte den Namen auf der Karte ab.
    „Kein Eintrag!“
    „Wir sind keine Angestellten des Anwalts, sondern Sympathisanten des Aktivisten, die mal eben den Job des Geldkuriers übernommen haben“, stellte Simon richtig.
    Der Polizist nickte, das erschien ihm einleuchtender. Anscheinend wirkte die Tarnung des Undenkbaren. Er konnte sich nicht vorstellen, den Sascha vor sich zu haben, obwohl es mit Simon zusammen so offensichtlich war. Ich hatte keine Lust, ihn aufzuklären. Der Polizist zählte die Fünfzigernoten mit meinem Großvater drauf zweimal durch, prüfte den Zettel von der Bank, druckte eine Quittung aus und telefonierte kurz, dass die Kaution gestellt worden sei und man bei Revier 46 auf den Verdächtigen warte. Dann brachte er mir die Identitätskarte und die Quittung zurück.
    „Vielen Dank. Darf ich telefonieren?“, bat ich den Beamten.
    „Wir sind keine Telefonzelle, nur das Wesentliche“, brummte er und stellte ein ziemlich altes Telefon auf den Tresen.
    Ich bedankte mich und wählte Johns Handynummer, die ich zum Glück auswendig konnte.
    „John hier!“, meldete er sich, beinahe noch bevor es klingeln konnte.
    „Wir sind jetzt bei Revier 46 und haben eben die Kaution bezahlt, danach nehmen wir ihn mit. Irgendeine Personalkammer wird doch noch unbenutzt sein. Ich will, dass er ein paar Tage im Palast bleibt, bevor er zurück in seine WG geht.“
    „Ich bin jetzt eben bei der Unfallstelle angekommen und habe nun freie Fahrt.“
    „Fahren Sie zu Ihrer Familie nach Hause. Wir haben es ja von hier nicht weit“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
    „Wie Sie meinen. Ich halte das Telefon immer griffbereit.“
    Ich legte wieder auf. Vermutlich war es auch für John besser, dies alles ohne Wissen der Polizei durchzuziehen. Jedenfalls hatte der Polizist nicht richtig zugehört. Wir beiden setzten uns auf die Wartebank und hielten

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