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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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ausführten und in ihm Erfüllung finden konnten, aber ich gehörte definitiv nicht zu ihnen. Ich war eher jemand, der die Kinder unglücklich machte, und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Schüler und ich befanden uns da in einer Loselose-Situation.
    «Die Leute sind so glücklich, das ist toll...», fand ich.
    «Das meine ich doch nicht», erwiderte Kempe.
    «Nicht?», fragte ich überrascht.
    «Wir müssen nicht regelmäßig zur Arbeit, wir können ausschlafen, wir können unseren nackten Hintern auf der Bühne entblößen, ohne dass er gleich von den Soldaten ausgepeitscht wird... Wir sind Narren und haben absolute Narrenfreiheit. Und die Kirsche auf dem Kuchen unseres Lebens ist, dass unser Theatervermieter ein Bordell besitzt. Willst du nicht doch mitkommen zu Kunga?»
    «Nein, nein... ich habe Kopfschmerzen.»
    «Es gibt da noch eine andere neue Hure, sie heißt Kitty», sagte Kempe und begann wieder zu singen: «Und bei der Kitty häng ich so gerne an der Ti...»
    «Nein danke», unterbrach ich, bevor er weitersang, «ich muss mich wirklich hinlegen.»
    «Da gibt es auch eine neue Frau namens Vicky.»
    «Wehe, du reimst auf ihren Namen!»
    «Du wirst alt», seufzte Kempe. «Dabei bist du zehn Jahre jünger als ich.»
    Kempe brachte mich vor ein kleines Fachwerkhaus, das von außen ziemlich schäbig aussah. Dort verabschiedete er sich, um Kunga beim Tanzen zuzusehen: «Wenn die Kunga ist beim Tanz, regt sich bei mir der ...»
    Ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Dann blickte ich mich in dem alten Holzhaus um und sah schmale Treppen und viele Türen - offensichtlich wohnten hier jede Menge Menschen. Shakespeare machte wohl nicht allzu viel Kohle mit seinen Stücken, sonst hätte er sich eine bessere Bleibe leisten können. Ich hatte keine Ahnung, in welchem der Zimmer er wohl wohnen würde. Ich ging durch das schmale und windschiefe Treppenhaus nach oben, fand eine offene Zimmertür, lugte durch die Tür und sah ein spartanisches Holzbett, einen hölzernen Waschbottich, in den man sich wohl gerade so zum Baden hineinsetzen konnte, sowie einen kleinen Tisch, auf dem Feder, ein Tintenfässchen und jede Menge beschriebene Pergamentpapiere lagen. Ich ging zu dem Tisch, sah auf die Schrift des oben liegenden Blattes und las: «Hamlet, eine Komödie. Von William Shakespeare». Da wusste ich: Hier ist der Barde zu Hause, ich kann mich aufs Bett hauen und endlich ausruhen.
    Ich setzte mich auf das Bett, zog die Schuhe aus und stellte fest, dass Shakespeare zu Käsefüßen neigte.
    Ich ignorierte den Geruch, so gut es ging, und legte mich hin. Ich blickte an die Decke aus dunklem Holz, dann aus dem kleinen Fenster, von dem aus man - es war mittlerweile dunkel geworden - den Sternenhimmel sehen konnte, der wirklich beeindruckend funkelte. Wie damals am Meer, als Jan und ich uns das erste Mal küssten. Die Erinnerung an diesen wunderschönen Moment wärmte mein Herz: Dieser Kuss war einer der seltenen Augenblicke in meinem Leben gewesen, den ich voll genossen hatte, den ich auch nie bereuen musste und für den es sich zu leben gelohnt hatte.
    Während ich noch in Erinnerungen schwelgte, klopfte es an der Tür. Für einen kurzen Moment befürchtete ich, dass Kempe mit Kunga, Kitty und Vicky hereinkommen und ein Trapez aufhängen würde. Doch bevor ich reagieren konnte, ging die Tür auf, und eine junge Frau in einem braunen Kleid trat ein. Sie hatte ein Allerweltsgesicht, sah mich aus leicht schielenden Augen versonnen an und erklärte strahlend: «Da bin ich.»
    «Ja... ähem ... ja, das stimmt... da bist du», bestätigte ich.
    Sie zündete Kerzen in dem Zimmer an, und ich versuchte vorsichtig herauszufinden, in was für einer Situation ich mich gerade befand: «Und ... und was willst du hier?»
    «Mich ausziehen.»
    «AUSZIEHEN?»
    Schlagartig wurde mir klar, in welcher Situation ich mich befand.
    «Genau, deine kleine Phoebe entblättert sich jetzt», bestätigte sie und lächelte mich mit noch stärker schielenden Augen an. Dann setzte die kleine Phoebe ihre Worte in die Tat um. Und sie war verdammt schnell im Ausziehen! Ich hatte die Frauen in dieser Zeit anscheinend unterschätzt, die kamen wirklich flink aus ihren Korsagen heraus.
    Wenige Sekunden später stand die junge Frau splitternackt vor mir und forderte mich auf: «Jetzt zieh du dich aus.»
    «Ähem... das geht nicht», stammelte ich.
    «Warum nicht?»
    Ich suchte hastig nach einer Ausrede und fand: «Ich ... ich... hab Käsefüße.»
    «Du kannst

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