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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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nach. Mir war mulmig zumute, aber ich versuchte mich zu beruhigen. Vielleicht bluffte sie nur. Wenn sie so dringend von Shakespeare entjungfert werden wollte, würde sie doch wohl kaum dafür sorgen, dass man ihn umbrachte. Die Leute in dieser Zeit waren zwar in Liebesdingen noch verrückter als ich, aber so weit würden selbst sie nicht gehen. Oder?
    Ich legte mich wieder auf das Bett und seufzte tief. Bevor ich mich versah, wurde die Tür aufgerissen. Vier große Männer in schwarzen Hemden, schwarzen Strumpfhosen und mit dunklen Kapuzen, die an den Ku-Klux-Klan erinnerten, stürmten in das Zimmer. Und ich dachte mir: «Ach du Scheiße, das ging ja fix.»
     

26
    Die Männer in den Kapuzen packten mich und zerrten mich aus dem Bett. Sie gingen extrem rüde zu Werke, und ich fragte mich, ob es nicht doch besser gewesen wäre, Phoebe an die Strumpfhose zu lassen. Ich beantwortete mir diese Frage selbst mit einem klaren «Nein!».
    «Ich kann das alles erklären...», begann ich. Wie genau, wusste ich allerdings nicht. Phoebe hatte ihrem Vater ja erzählen wollen, dass ich sie entjungfert habe. Wenn ich jetzt einfach nur sagte, dass alles von ihr gelogen war, würde man mir wohl kaum glauben.
    «Wir wollen keine Erklärungen...», antwortete der erste der Kapuzenmänner mit zischelnder Stimme.
    «Ich... ich... geb's zu ... ich war mit ihr im Bett, ... aber ich bin impotent», dachte ich mir nun in meiner Panik aus. Vielleicht würde man glauben, dass ich nicht mit Phoebe geschlafen hatte, weil ich es nicht konnte, und dass sie daher doch noch Jungfrau war. So redete ich weiter: «Ich bekomm keinen hoch.»
    Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz jemals sagen würde.
    «Dann passt ja, was wir mit die vorhaben», sagte der zweite der Kapuzenmänner böse drohend: «Wir werden dir die Eier abreißen!»
    Ich war zwar noch nicht lange ein Mann, aber das klang selbst für mich ziemlich unangenehm. Ich fragte mich erneut, ob es nicht besser gewesen wäre, Phoebes Wunsch nachzukommen. Und ich war mir plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob ich diese Frage immer noch mit Nein beantworten würde.
    «Und danach werden wir dir die Kehle durchschneiden», höhnte der dritte der Kapuzenmänner. Er war der größte der drei Männer, hatte eine tiefe, vibrierende Stimme und schien ihr Anführer zu sein. Zur Bekräftigung seiner Worte zückte er einen silbernen Dolch.
    Ach, hätte ich doch nur mit Phoebe geschlafen!
    Der Anführer hielt mir den Dolch gegen meinen neuen Adamsapfel und drückte mit der Klinge zu. Ich spürte, wie die Haut aufriss, gerade so viel, dass ein kleines warmes Blutrinnsal über meinen Hals lief. Ich war kurz davor, panisch loszuschreien.
    «Keinen Mucks», zischelte der Anführer.
    Ich hatte eine unglaubliche Angst, wie ich sie noch nie in meinem Leben - oder sollte ich sagen: in meinen beiden Leben - verspürt hatte. Ich war kurz davor, mir in die Strumpfhosen zu machen.
    «Du wirst tun, was wir dir sagen», forderte mich der Anführer einschüchternd auf.
    Ich antwortete ihm nicht.
    «Warum antwortest du nicht?», fragte er.
    Am liebsten hätte ich ihm geantwortet: Weil du Volldepp gesagt hast, dass ich keinen Mucks machen soll! Da das Blut aber langsam von meinem Hals auf mein Brustbein floss, beschloss ich, lieber leise zu antworten: «Ich habe verstanden.»
    «Gut.»
    Der Mann ließ seinen Dolch sinken.
    Ich atmete durch: «Ich werde sofort zu Phoebe gehen.»
    «Phoebe? Was für eine Phoebe?», fragte der Anführer irritiert.
    «Die Frau, die ich deflorieren sollte», antwortete ich.
    Noch so ein Satz, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich ihn jemals sagen würde.
    «Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest», erklärte der Anführer, er klang verwirrt.
    «Ihr wolltet mich doch umbringen, weil ich nicht mit ihr im Bett war», erläuterte ich nicht minder irritiert, weil er so irritiert war.
    «Herrjemine, Dichter, du hast anscheinend einen ganzen Haufen Schwierigkeiten», lachte der Mann mit seiner tiefen vibrierenden Stimme. Und die anderen beiden Kapuzenleute lachten mit.
    «Ich weiß», erwiderte ich und war noch verwirrter: Hatten diese Leute etwa gar nichts mit Phoebe zu tun? Und wenn nicht? Was wollten sie dann von mir beziehungsweise von Shakespeare?
    Schlagartig hörte der Mann auf zu lachen und erklärte: «Unser Chef wünscht, dass Essex unglücklich bleibt. Du wirst dafür sorgen. Sonst kommen wir wieder! Und dann werden wir nicht so milde mit dir sein.»
    Dann verschwanden

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