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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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gepflegt wirkten. Die kleinen Häuser des Ortes wirkten mit ihren reetgedeckten Häusern zauberhaft, hier wäre es bestimmt schön, ein Ferienhäuschen zu besitzen - bestimmt deutlich schöner als in Kampen auf Sylt. Und garantiert auch billiger.
    «Wo werden wir übernachten?», fragte ich. «Bei deiner Frau?»
    Shakespeare antwortete darauf nicht, stattdessen lenkte er meine Schritte zu einem Kloster, das auf einem kleinen grünen Hügel lag. Während die Mai-Sonne unterging und das malerische kleine Städtchen in ein noch malerischeres Licht tauchte, klopften wir an das Tor des Klosters. Es wurde uns geöffnet von einem bärtigen, gemütlichen Mann in Mönchskutte, der eine Flasche Wein in der Hand hielt. Wäre er ein Dachs gewesen, hätte er genauso ausgesehen wie Bruder Tuck in Disneys .
    «Will!», rief der Mönch erfreut aus, umarmte mich und knutschte mit feuchten Küssen meine Wange ab.
    «Rosa, ich hätte dir vielleicht sagen sollen, dass Lorenzo einst in unseren Jugendtagen in mich verliebt war.»
    Ja, das wäre wohl eine hilfreiche Information gewesen, dachte ich.
    Nachdem Lorenzo mir genug feuchte weingetränkte Küsse aufgedrückt hatte, führte er mich in das Innere des Klosters. Es war karg, düster, an den Wänden hingen Jesus-Kreuze und Fackeln, aber darauf achtete ich kaum, denn hier liefen auffällig viele junge Männer herum, die auf knabenhafte Art und Weise sehr hübsch aussahen. Bei ihnen wäre sogar mein Kumpel Holgi, ein überzeugter Atheist, Mönch geworden. So sagte er immer: «Wenn es einen Gott gibt, warum lässt er dann Erektionsprobleme zu?»
    Während Lorenzo zu seinen Mönchen ging und ihnen Anweisungen gab, ein Mahl für mich vorzubereiten, erklärte Shakespeare in einem anerkennenden Tonfall:
    «Das Kloster von Bruder Lorenzo ist weniger ein Zufluchtsort für Gläubige als für Quere.»
    «Das macht das Kloster richtig sympathisch», fand ich.
    «Und dass du es deswegen sympathisch findest, macht dich sympathisch», erwiderte ich mit aufrichtigem Gefühl.
    «Und dass du es sympathisch findest, dass ich es deswegen sympathisch finde, macht dich sympathisch», lächelte ich.
    «Du findest mich also sympathisch?», schmunzelte ich. Ich war durchaus geschmeichelt.
    «Du findest mich ja anscheinend auch sympathisch», grinste ich breit.
    «Sag mal, Rosa, schäkerst du etwa mit mir?»
    Das war eine überraschende Frage, und noch überraschender war, dass er womöglich damit recht hatte: Unsere Kabbeleien und Geplänkel nahmen tatsächlich langsam Züge eines Flirts an. Ich hatte seit Jahren nicht mehr mit jemandem geflirtet, und nun tat ich dies ausgerechnet mit Shakespeare? Zugeben wollte ich das jedenfalls nicht, er sollte sich ja bloß nichts einbilden, denn eingebildet war er genug. Daher sagte ich: «Nein, du schäkerst mit mir!»
    «Ich schäkere mit dir?» Dies war eine überraschende Feststellung, und noch überraschender war, dass Rosa damit womöglich recht hatte. Aber zugeben wollte ich das natürlich nicht. Sie sollte sich ja bloß nichts einbilden, denn eingebildet war sie genug. Daher fragte ich:«Warum sollte ich mit dir schäkern?»
    «Du schäkerst mit mir, weil ich im Gegensatz zu den Frauen, mit denen du dich sonst so umgibst, die Huren, die Phoebes, keine geistige Amöbe bin», antwortete ich. Mir machte es nun richtig Spaß, mit ihm ein bisschen zu plänkeln.
    «Dies mag sein. Dafür besitzen diese Frauen aber im Gegensatz zu dir einen Körper.»
    «Das ist auch ihr einziger Vorteil», plänkelte ich dagegen.
    «Die Gräfin jedoch besitzt noch ein paar andere Vorzüge: Bildung, Geld, Edelmut...»
    Jetzt machte es schlagartig keinen Spaß mehr. Ich fühlte mich der Gräfin mal wieder komplett unterlegen: Sie war reich, sie konnte ihm ein Theater finanzieren, und sie hatte auch noch einen eigenen Körper. Sauer pampte ich: «Die blöde Kuh ist nicht so toll, wie ihr alle denkt.»
    «Also war es vorhin doch die Wahrheit, du bist eifersüchtig auf die Gräfin», stellte ich nach diesem Ausbruch von Rosa fest.
    Ich schwieg, es war zu offensichtlich.
    «Aber», so fragte ich dann doch etwas durcheinander, «bist du es wegen Essex oder... gar wegen mir?»
    Eifersüchtig wegen Shakespeare? Das war doch ein völlig abwegiger Gedanke. Der konnte ja nur von so einem aufgeblasenen Ego wie ihm kommen. Ich wollte ja nichts von Shakespeare, auch wenn das Flirten mit ihm jetzt für ein paar Momente Freude machte ... Doch alles, was darüber hinausging, wäre völlig

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