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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Ausbruch, das Erschaffen von Figuren und Situationen, lenkte Shakespeare von seinem eigenen Schmerz ab. Sich Geschichten auszudenken, war für ihn besser als Drogen, Alkohol oder meine eigene Frust-Diät aus Ramazzotti und Schokolade.
    «...es gibt kaum etwas Alberner es, als auf der Bühne Selbstgespräche zuführen...»
    «Es ist zwar schön, dir beim kreativen Prozess zuzuhören», unterbrach ich seinen Gedankenfluss, «aber worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist: Kannst du mir vielleicht helfen herauszufinden, was die ist?»
    Für mich war das keine Frage. Ich hatte nur eine wahre Liebe im Leben. Daher antwortete ich Rosa betrübt: «Anne ...es ist immer nur Anne...»
    «Dann ist die also die große tragische?», fragte ich.
    Auch wenn mir diese Antwort nicht gefiel, war sie für Shakespeare doch die Wahrheit.
    Und wenn sie stimmte, dann würde ich gleich bei Prospero auf der Liege aufwachen.
    Ich wartete einen Moment...
    ... aber ich verließ Shakespeares Körper nicht. Und ich wachte auch nicht im Zirkuswagen wieder auf.
    «Es muss doch noch was anderes geben...», erklärte ich daher.
    «Liebe endet immer tragisch, Rosa. Die Frage ist nur, auf welche Art.»
    Shakespeare sagte das sehr bestimmt, und ich versuchte, ihm zu widersprechen: «Wenn es wirklich das gewesen war, was ich lernen sollte, wäre ich jetzt weg.»
    «Du musst nicht herausfinden, was die wahre Liebe ist, um meinen Körper zu verlassen.»
    «Muss ich nicht?»
    «Nein, es gibt da eine Alternative...»
     «Und welche?»
    «Den Besuch bei einem Alchemisten...»
     

43
    Am Abend trampten wir nach London zurück. Da wir davon ausgingen, dass die spanischen Spione die großen Tore der Stadtmauern bewachten, versteckten wir uns - aus Mangel an Alternativen - bei einem Bauern im Wagen, der Dung für den Palastgarten in die Stadt brachte. Entsprechend stank ich, als ich in London aus dem Wagen krabbelte und auf das steinerne Gemäuer zuging, in dem der Alchemist Dee wohnte. Ich klopfte an das Tor und war mir unsicher, ob ich in diesem unheimlichen Haus tatsächlich Hilfe bekommen könnte. Aber Shakespeare glaubte fest daran. Was konnte es also schon schaden, hineinzugehen und es zu versuchen? Ein kleiner Asiate öffnete mir, der ein bisschen so aussah wie eine Nebenfigur in «Tim und Struppi - der blaue Lotos». Bei meinem Geruch rümpfte der Mann die Nase: «Sie stinken wie eine Latte.» «Latte?»
    «Ja, Latte», bekräftigte er. «Äh... meinen Sie eine Latte ... macchiato?»
    «Macchiato? Ich kenne kein macchiato! Ich habe gesagt: Sie stinken wie eine Latte!»
    Meinte der das etwa anzüglich? «Ich hasse Latten!», merkte er an.
    Da hatte einer anscheinend ein Problem mit der Sexualität.
    «Wenn ich eine Latte sehe, schlage ich auf sie ein», sagte er vehement.
    Das fand ich jetzt etwas radikal. «Bis sie platt daliegt.» Na ja, jedem das seine.
    «Und dann nehme ich eine Fackel und velblenne sie.»
    «Das ist aber drastisch», rutschte es mir dann doch heraus.
    «Was machen Sie denn, wenn Sie eine Latte sehen ?», fragte der Chinese.
    Das kam drauf an, wem die Latte gehörte.
    Ich empfand die Frage als etwas indiskret. Über so etwas redete ich ja nicht mal mit meinem besten Freund Holgi, also antwortete ich: «Das geht Sie gar nichts an.»
    Der Chinese blickte mich indigniert an, dann sagte er: «Tleten Sie ein.»
    «Tleten?»
    «Tiefen. Walum velsteht mich nie jemand?!?» Der kleine Chinese sprang wütend auf der Stelle.
    Jetzt begriff ich endlich und grinste: «Kein Glund, sich aufzulegen.»
    Der kleine Asiate sah mich darauf an, als ob er mich gleich zu Chopsuey verarbeiten wollte. Daher sagte ich grinsend: «Solly.»
    Mit finsterem Blick führte er mich in einen gewölbeartigen Raum voller asiatischer Gegenstände. Von einem riesigen Schreibtisch voller Sternkarten stand ein älterer Herr mit buschigen Augenbrauen auf, bedeutete dem Lattenhasser hinauszugehen und ging freudig auf mich zu.
    «Hallo, Rosa!», begrüßte er mich.
    Der Alchemist nannte mich tatsächlich Rosa, er hatte Shakespeare also geglaubt, dass ich mich in dessen Körper befand. Aber warum hatte der Alchemist so etwas Verrücktes, auch wenn es wahr war, so einfach geschluckt? Warum hatte er daran keinen Zweifel gehabt?
    «Du kommst also aus Wuppertal?», fragte Dee mit leuchtenden Augen.
    «Ja... das tue ich», erwiderte ich etwas überrascht, Shakespeare hatte ihm wohl erzählt, dass ich dort geboren bin. Ahnte er auch, dass ich aus der

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