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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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zerknirscht zu.
    «Gibt es hier irgendwo Wasser zum Waschen?», wollte ich wissen. Shakespeare schwieg, und ich deutete sein Schweigen: «Das heißt dann wohl: ja.» Darauf führte er mich widerwillig in den hinteren Bereich des Theaters, wo wir uns ein paar neue, schicke Klamotten - inklusive edler Halskrause -für später auswählten. Wir nahmen uns noch ein Stück Seife und ein Handtuch aus einem Schrank und gingen dann hinaus, hinter das Theater, wo eine große Wasserpumpe stand, unter die man sich stellen konnte.
    «Du wirst mich jetzt also ausziehen?», fragte ich und genierte mich doch sehr.
    «In diesen stinkenden Klamotten zu duschen, macht nun mal keinen Sinn», erwiderte ich, zog die Stiefel aus und knöpfte mein Ballonhemd auf.
    «Halte ein!», rief ich aus, als mein Oberkörper frei war und Rosa sich der Strumpfhose zuwandte.
    «Hast du etwa Angst, dass ich dich nackt sehe?», fragte ich schwer erstaunt. Shakespeare schwieg kurz, dann gab er kleinlaut zu:
    «So eine Scham wie jetzt habe ich erst bei zwei Frauen empfunden.»
    «Und bei welchen?», wollte ich neugierig wissen.
    «Zum einen bei meiner Mutter, als ich zu einem jungen Mann heranwuchs. Einem, der seine ersten Lusterfahrungen mit sich allein im Bad machte.»
    «Und wer war die zweite Frau?»
    «Die zweite war Anne in unserer ersten gemeinsamen Nacht.»
    Verglich er mich jetzt mit seiner Mutter oder mit seiner verstorbenen Frau? Hatte er für mich etwa auch solche Gefühle wie für Anne? Durfte ich so einen Irrsinn denken?
    Nein, durfte ich nicht! Egal, ob er sich schämte, ich musste mich/ihn jetzt ausziehen und unter dem Wasserschwall der Pumpe duschen. Ehrlich gesagt, ich war auch recht neugierig auf seinen Körper: Sah er so gut und durchtrainiert aus, wie ich vermutete? Bestimmt erklärte ich: «Wir müssen uns jetzt waschen», und begann die Strumpfhose auszuziehen.
    «Rosa?», fragte ich ängstlich.
    «Ja?»
    «Du wirst doch nicht etwa neugierig erforschen wollen, wie sich die männliche Lust anfühlt... ?»
    Ich musste laut auflachen.
    « Was lachst du ?», wollte ich wissen.« Wir besitzen die gleiche Seele und vielleicht in dieser Hinsicht auch die gleichen Gedanken.»
    «Keine Sorge, William. Ich habe genug Männer bei ihrer Lust erlebt, glaub mir, so möchte ich nie aussehen.»
     
    Beim Ausziehen entdeckte ich, dass Shakespeares Leib schlank und muskulös war, wirklich deutlich attraktiver als die Körper aller anderen Männer, die ich je nackt erlebt hatte (einige von meinen Liebhabern hatten eine Figur, mit der man auch Comedy-Star hätte werden können). Shakespeares Schoß betrachtete ich mir natürlich nicht, so viel Anstand besaß ich bei aller Neugier dann doch. Ich warf die Pumpe an, stellte mich drunter, und das eiskalte Wasser prasselte auf mich nieder. Überraschenderweise fühlte sich das wunderbar an, wie eine Dusche nach dem Saunagang. Ich nahm die Seife und wusch mich ausgiebig, und es war zugegebenermaßen schon etwas aufregend, diesen muskulösen Körper zu berühren. Bevor ich dies aber noch mehr auskosten konnte, trat Kempe hinzu und erklärte mir: «Henslowe ist unglaublich zornig wegen seiner Tochter.»
    Ich trat aus dem Schwall der Pumpe hervor und begann mich abzutrocknen, während Kempe weiterredete: «Er ist so wütend auf dich, dass er uns aus dem Theater werfen wird. Das ist furchtbar.»
    «Das ist ganz und gar nicht furchtbar», rief ich aus. «Wir werden uns eben selbst ein Theater bauen, eines, das wir Schauspieler und Schreiber selber führen. Außerhalb der Stadtgrenzen, wo uns kein Bordellbesitzer und kein Hofzensor etwas vorschreiben kann. Wir werden frei von Zwängen und Verboten die größten Stücke aufführen, die die Welt je gesehen hat. Die ganze Welt wird von unserem erfahren.»
    Shakespeare war Feuer und Flamme und hätte wohl am liebsten Kempe seinen Plan sofort geschildert. Obwohl seine Begeisterung mich mitriss, erzählte ich Kempe aber nichts von dem neuen Theater. Wir mussten jetzt zu dem Fest und Maria mit Essex verkuppeln. So schnappte ich mir die Anziehsachen und sagte zu dem dicken Schauspieler: «Lass uns ein anderes Mal darüber reden.»
    Kempe hielt kurz inne und antwortete: «Einverstanden, ich wollte ohnehin zu Kunga.»
    Dann musterte er mich und spottete in freundschaftlichem Tonfall: «Ich begreife nicht, was Henslowes Tochter an dir findet. Dein Willy ist doch wahrlich arg klein.»
    Er deutete dabei auf meinen nackten Schoß. Ich sah instinktiv zwischen meine

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