Ploetzlich Vater
Mann, vermutlich ein Ehemann einer der Frauen, die Kamera bediente.
„Wir haben Sie vorhin mit Ihrem Sohn gesehen. Er ist entzückend.“
„Ich habe bemerkt, dass seine Füßchen nackt sind“, sagte die Frau mit lockigen Haaren. „Auch wenn es warm ist, sollte man kleinen Babys immer etwas an die Füße ziehen.“
„Wir haben auch gesehen, dass er einen Ausschlag am Bein hat. Ich würde das mit Maisstärke behandeln.“
Sie fingen an, ihm alle auf einmal tausend gute Ratschläge zu geben. Er nickte und versuchte, sich jede Information einzuprägen: welches Waschmittel er benutzen sollte, um Ryans Kleidung zu waschen, was die beste Windelmarke war und welche anderen essenziellen Dinge außer einer Babyschaukel und einer Trage er noch unbedingt kaufen musste.
Ein Finger bohrte sich ihm in den Oberarm, und er zuckte zusammen. Er schaute nach rechts und war nicht überrascht, Jill mit Ryan auf dem Arm dort stehen zu sehen. Sie bedachte ihn mit einem Blick, der den Teufel selbst in die Knie gezwungen und ihn um Gnade hätte winseln lassen.
Anstatt klein beizugeben, legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich heran. „Das ist Jill Garrison“, verkündete er. „Sie ist Ryans Mutter und die Redaktionschefin von Food for All .“
„Wirklich?“, fragte die Frau mit den lockigen Haaren, während sie Jills Kleidung musterte: eine graue Jogginghose und ein ausgewaschener Pullover mit einem Kätzchen mit unglaublich großen Augen und einer blauen Schleife um den Hals. „Das ist Ihre Frau?“
Die Frau, die neben der Lockigen stand, errötete leicht und wandte sich an Jill: „Wir haben Ihrem Mann gerade gesagt, was für ein süßes Baby Sie haben.“
„Wir sind nicht verheiratet“, schnaubte Jill.
„Oh, Entschuldigung. Ich hatte das einfach angenommen.“
Jill öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Ryan begann zu quengeln, bevor sie noch ein Wort herausgebracht hatte. Das war bestimmt auch besser so, dachte Derrick. Im Moment war sie ziemlich unberechenbar. Doch den tiefen Furchen auf ihrer Stirn nach zu urteilen, wäre nichts Gutes aus ihrem Mund gekommen.
„Vielleicht hat er Koliken“, schlug die dritte Frau vor, die sich jetzt zum ersten Mal zu Wort meldete. „Mein Kleiner hatte die ersten drei Monate dauernd Koliken. Es war schrecklich, ich war total übermüdet und habe die ganze Zeit gedacht, mein kleiner Nathan mag mich nicht.“
Innerhalb einer Sekunde wechselte Jills Gesichtsausdruck von wütend zu interessiert. Sie blickte von Ryans unglücklichem Gesicht zu der Frau hinüber, die gerade gesprochen hatte. „Koliken? Was ist das denn?“
„Mein Arzt hat gesagt, dass Nathan Blähungen hat, die schmerzhafte Bauchkrämpfe verursachen.“
Jill drückte Derrick das Baby in die Hände und trat näher, sodass sie der Frau besser zuhören konnte. „Und was haben Sie gemacht?“
Derrick legte Ryan in seine Armbeuge und lächelte in sein mitleiderregend verzogenes Gesicht.
„Da gibt es eine ganze Menge Dinge, die man ausprobieren kann. Versuchen Sie mal, die Arme des Babys eng an seinem Körper zu halten und ihn sanft zu schaukeln. Manche Babys fühlen sich aber auch wohler, wenn sie auf dem Bauch liegen, dann kann man ihnen behutsam den Rücken streicheln. Wenn das alles nicht geholfen hat, habe ich das Radio angemacht oder sogar den Staubsauger.“
„Den Staubsauger?“, fragte Derrick erstaunt.
Sie nickte. „Gleichmäßige Geräusche beruhigen viele Babys.“
„Das stimmt“, warf die Frau mit den Locken ein. „Meine Kleine war ganz verrückt nach der aufziehbaren Babyschaukel. Wenn das nicht geholfen hat, bin ich solange mit ihr im Auto gefahren, bis sie eingeschlafen ist.“
Derrick sah, wie Jills Gesichtszüge immer weicher wurden. Wahrscheinlich war sie erleichtert, dass es noch andere Mütter gab, die das Gleiche durchgemacht hatten wie sie … und es überlebt hatten.
„Das Wichtigste ist“, fügte eine der Frauen hinzu, „das Schreien nicht persönlich zu nehmen. Einfach tief durchatmen und versuchen, sich zu entspannen. Ich weiß, das ist nicht so einfach, aber versuchen Sie, sich bei dem ganzen Muttersein nicht selbst zu verlieren. Es wird besser.“
Jills Schultern entkrampften sich, als ein Teil der Spannung, von der die Frauen gesprochen hatten, von ihr abfiel.
„Und haben Sie keine Angst, Freunde und Verwandte um Hilfe zu bitten.“
Derrick verkniff es sich gerade noch, ein „Amen“ hinterherzuschieben.
„Ihr Arzt wird Ihnen sagen können,
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