Ploetzlich Vater
nach zu urteilen, war sie direkt von dem Treffen mit der Vertriebsabteilung in der Innenstadt gekommen. Ihr Haar hatte sie zu einem ordentlichen Knoten hochgesteckt. Sie hatte schon immer ein Händchen für Mode gehabt.
Sandy lachte über irgendetwas, und als sie zur Seite trat, musste Jill blinzeln, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Soweit sie sehen konnte, hatte Chelsey wirklich den Topf mit dem Chili zum Probieren mitgebracht und führte gerade einen Löffel davon an Derricks Mund. Er öffnete ihn, und als er gekaut und geschluckt hatte, stöhnte er, als hätte er gerade einen Chiliorgasmus. Er machte immer noch die absurdesten Geräusche, als Chelsey sich eine Serviette nahm und ihm das Kinn abtupfte, als wären die beiden ein Liebespaar.
Das war alles zu viel. Warum war niemand hereingekommen, um sie aufzuwecken? Warum hatte Sandy Derrick nicht aus ihrer Wohnung geworfen?
Jill schleppte sich schläfrig aus ihrem Zimmer. Sie sah sich um und stemmte dann die Hand in die Hüfte. „Wo ist Ryan?“
„Seht mal, es lebt“, erwiderte Sandy, während sie zu ihr kam und versuchte, Jills Haar in Ordnung zu bringen.
Jill schlug ihre Hand weg.
„Ryan schläft“, sagte Derrick von der Küche aus.
„Warum bist du denn dann noch hier?“
„Weil er unser Retter ist“, erwiderte Chelsey mit viel zu viel Enthusiasmus. „Er hat rote und grüne Chilischoten dazugegeben“, fuhr sie fort. „Es hat sich herausgestellt, dass es genau das war, was gefehlt hat. Die Frau, die das Rezept eingeschickt hat, du weißt schon, die diese ganzen Wettbewerbe gewonnen hat. Also, ich habe gerade mit ihr telefoniert, und sie hat, als sie das Rezept für uns abgetippt hat, tatsächlich ein paar Zutaten vergessen.“
Jill schnaubte. Wie konnte man denn bei einem Chilirezept die Chilischoten vergessen? „Hast du ihr gesagt, in welche Schwierigkeiten sie uns damit gebracht hat?“
„Es ist doch gar keine so große Sache“, versicherte ihr Chelsey, richtete den Blick wieder auf Derrick und klimperte mit den Wimpern.
Das erste Mal, seit Jill Chelsey vor sechs Monaten eingestellt hatte, fiel ihr auf, wie kess und niedlich sie eigentlich war, mit dem blonden, lockigen Haar, das jedes Mal, wenn sie sich bewegte, um ihre hellen Schultern wippte. Sie sah in ihrem ärmellosen Sommerkleid und den Riemchensandalen fantastisch aus. Erstaunlicherweise wünschte sich Jill nichts sehnlicher, als ihnen allen sagen zu können, dass sie verschwinden sollten. Danach wollte sie sich das Telefon schnappen und diese Frau anrufen, um ihr zu sagen, dass sie all die Preise wohl kaum verdient hatte, wenn sie es nicht einmal schaffte, ein einfaches Chilirezept abzutippen.
Durchatmen, Jill, ganz tief durchatmen .
Derrick hatte recht. Sie hatte den Babyblues, und nicht zu knapp. Diese ganze negative Energie machte sie furchtbar reizbar. Seit wann machte sie sich Gedanken darüber, was Chelsey anhatte oder dass jeder außer ihr fantastisch auszusehen schien? Anders als ihre Schwester und ihre Mutter war sie nicht eitel. Sie musste nicht zu jeder Sekunde des Tages perfekt aussehen. Zum zigsten Male in dieser Woche wollte sie anfangen zu weinen, was nur dazu führte, dass sie noch mehr weinen wollte, da sie normalerweise nicht so nah am Wasser gebaut war. Ihre Hormone spielten eindeutig verrückt, und das gefiel ihr überhaupt nicht.
Sie drehte sich um und wollte zurück ins Schlafzimmer gehen, als ihr plötzlich Ryans Schreien in den Ohren dröhnte. Sie schaute über die Schulter hinweg Derrick an. „Dein Kind schreit. Ich gehe wieder ins Bett.“
Kapitel 9
Thomas stand in der Nähe des Rosengartens. Er trug an diesem Abend einen Smoking, das Mondlicht schimmerte auf seinen Haaren und fiel scharf auf seine Gesichtszüge, malte Schatten auf sein wohlgeformtes Kinn und seine lange, gerade Nase.
Ein Stück weiter saß Derrick mit nichts außer bunten Badeshorts am Leib am Rande des Pools. Er fuhr sich mit den Fingern durch die dichten, nassen Haare, und Wassertropfen fielen auf seine gebräunte Brust und seine durchtrainierten Oberarme.
Die beiden Männer schauten zu, wie sie mit wiegenden Hüften zu ihnen kam.
„Sie ist wunderschön“, seufzte Thomas.
„Ja, das ist sie“, stimmte Derrick ihm zu. „Und sie gehört mir allein. Du hast es versaut, mein Freund.“
Jill öffnete jäh die Augen. Sie starrte die Decke an. Was war mit ihr los? Sie kannte Derrick kaum, aber sobald sie die Augen schloss, war er in ihren
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