Ploetzlich Vater
wirklich wahnsinnig schnell. Wenn er seinem Sohn jetzt in die Augen sah, schien der ihn zu erkennen. Ryan war ein kluger Junge, ein erstaunlicher Junge. Ein Kind zu haben, veränderte einen. Es veränderte einen, wie man es nie für möglich gehalten hätte. Vater zu sein, hatte in ihm den Wunsch geweckt, ein besserer Mensch zu sein.
Er fragte sich, ob er und Jill sich wohl auch unter anderen Umständen getroffen hätten, doch er kannte die Antwort darauf bereits: Nein. Sie lebten in verschiedenen Welten, hatten unterschiedliche Interessen und umgaben sich nicht mit derselben Art von Leuten. Er war schon mit vielen Frauen zusammen gewesen, doch er erinnerte sich bei den meisten kaum noch an ihren Namen. Er hatte auch viele gute Freundinnen. Auch Jill hatte perfekt in diese Kategorie gepasst, als er sie die ersten Male getroffen hatte, doch jetzt lagen die Dinge anders. Jill war anders. Sie war intelligent, kompliziert, stur und so fürsorglich, dass es fast zu viel war. Und ihr war kalt.
„Du zitterst ja“, stellte er fest.
Jill wandte ihren Blick nicht vom Horizont und tat seine Bemerkung mit einer Handbewegung ab. „Du sollst den Sonnenuntergang bewundern.“
Sie hatten die Terrassentür offen gelassen, damit sie Ryan hören konnten, falls er aufwachte. Derrick verschwand im Haus und kam mit einer Decke zurück. Sie saßen auf einem großen Doppelliegestuhl, und als Derrick sich wieder zu ihr setzte, legte er Jill die Decke zusammen mit seinem Arm um die Schultern. „Besser so?“
„Viel besser“, sagte sie. Sie lag in seiner Armbeuge und schaute zu, wie sich der Himmel langsam lila färbte. Er bewunderte den Sonnenuntergang jeden Abend, wenn er zu Hause war. Als das Lila langsam in Dunkelrot überging, sagte er: „Es tut mir leid, dass deine Eltern nicht bleiben konnten. Du hast ziemlich viel Arbeit in das Abendessen gesteckt, das du ihnen servieren wolltest.“
„Es ist nicht so schlimm. Schließlich wollte ich ja anfangs gar nicht, dass sie überhaupt zu Besuch kommen. Das ist dann wohl Karma.“ Sie stieß einen langen Seufzer aus und drehte den Kopf zu ihm. „Danke für alles, was du heute getan hast. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen soll, wenn du im Trainingslager bist.“
„Ich werde mir immer genug Zeit für dich und Ryan nehmen.“ Er wünschte sich, das Leben könnte immer so schön und einfach sein. „Danke, dass du heute meine Familie ertragen hast“, fügte er hinzu. „Es ist immer dasselbe: Ich lade sie nicht ein, aber am Ende tauchen sie doch immer alle auf.“
Sie lächelte. „Ich mag deine Familie sehr.“
Er atmete den süßen Duft ihres Haares ein.
„Ich rieche bestimmt nach Bruschetta und Brie“, sagte sie lachend.
„Ich mag Bruschetta und Brie.“ Am liebsten hätte er jetzt an ihrem Nacken geknabbert.
Hank lag auf einer Decke neben ihnen und jaulte leise. Offenbar träumte er gerade. Derrick würde morgen eine Anzeige in die Zeitung setzen, um zu sehen, ob jemand den Hund vermisste.
„Ich glaube nicht, dass die Frauen uns Schwierigkeiten machen werden und uns oder die Zeitschrift verklagen, jetzt, wo sie alle drei auf der Titelseite sind“, sagte Jill.
„Ja, da hast du wahrscheinlich recht.“ Derrick wurde klar, dass sie den ganzen Tag nur über belanglose Dinge geredet hatten, und das war seine Schuld. Er musste sich dafür entschuldigen, dass er sich in der letzten Nacht einfach davongeschlichen hatte, ohne sich zu verabschieden. Er musste ihr erzählen, was er fühlte, egal, wie kompliziert es war.
„Ich hoffe, dass Mrs Murnane eine neue Perücke findet, die ihr genauso gut gefällt wie Hank die alte.“
Zum Teufel mit dem Schweigen. Er hielt es nicht mehr aus. Er drehte sich so, dass er auf der Seite lag und ihr in die Augen schauen konnte, beugte sich vor und küsste sie. Ihre Augen glitzerten im Mondlicht. Sie war wunderschön und schmeckte einfach himmlisch.
„Ich sollte nach Ryan sehen“, sagte sie. Doch sie stand nicht auf, sondern drehte ihren Kopf so, dass er gar keine andere Wahl hatte, als ihren Nacken zu küssen.
Sie versuchte, sich von dem Liegestuhl zu erheben, doch er verhinderte das, indem er sie halb unter seinem Körper begrub.
Sie lachte, während er an ihrem Nacken knabberte und sich in Richtung Ohr vorarbeitete. Sein Körper war wie elektrisiert, was oft geschah, wenn er ihr nah war. Er schien nicht genug von Jill Garrison bekommen zu können, hatte nicht aufhören können,
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