Plötzlich verliebt (German Edition)
eine der Flugbegleiterinnen zu sich zu rufen. Als niemand reagierte, drückte meine Freundin den dafür vorgesehenen Knopf.
»Was ist denn das für ein Scheiß-Service hier?«, grummelte sie, als nicht sofort eine der Frauen angespurtet kam, und hämmerte weiter auf dem kleinen, unschuldigen Knopf herum.
»Sie sind sicher gerade mit dem Servieren des Essens beschäftigt«, erklärte ich und deutete auf die noch sehr weit entfernten Angestellten, die den ersten Passagieren die gefüllten Tabletts reichten.
»Warum hab ich nur auf dich gehört? Wären wir Business-Class geflogen, so wie ich es vorgeschlagen habe, hätten wir schon unser Essen«, zischte sie und wurde nun erst richtig rabiat, was den armen Knopf betraf.
Klar wäre ich auch gerne Business-Class geflogen, aber das Upgrade hätte ich aus eigener Tasche bezahlen müssen. Dank Ryans Armband, das ich nach langem Hin und Her doch behalten und bei eBay versteigert hatte, besaß ich zwar einen kleinen Notgroschen, aber das Geld hatte ich nicht in den Flug investieren wollen.
Schmunzelnd erinnerte ich mich daran, wie sich in den letzten Minuten der Auktion die Interessenten gegenseitig überboten hatten. Das Armband hatte nach Abzug der eBay-Gebühren 2635 Dollar eingebracht. So teure Geschenke hatte mir Ryan während unserer Beziehung nie gemacht. Was für ein Arsch.
Ryan hatte sich die letzten drei Wochen fast täglich gemeldet. Entweder hatte er in der Firma angerufen, oder mich nach Feierabend zu Hause terrorisiert, aber ich hatte ihn immer abblitzen lassen. Und jetzt war ich auf dem Weg nach London.
»Haaallloooo, ich verdurste hier gleich«, schrie Molly und schwenkte dabei ihre grüne Jacke, wie eine Fahne über sich. Wieder drehten sich etliche Passagiere mokiert um. Endlich erbarmte sich eine der Flugbegleiterinnen und brachte meiner Freundin etwas zu trinken.
Kurz darauf reichte man uns das Tablett mit dem Essen. Ich hatte mich für Hühnchen entschieden. Dem Fisch traute ich nicht. Wahrscheinlich hatte ich auch nur zu viele Flugzeug-Katastrophen-Filme gesehen.
Molly stocherte angewidert in ihrer Plastikschüssel herum und beäugte dann das Verfallsdatum des Joghurts kritisch.
»Da ist das Essen im Knast ja besser«, bemerkte sie nach der ersten Gabel.
»Warst du denn schon mal im Gefängnis?«, fragte ich neugierig. Vielleicht gab es ja ein dunkles Geheimnis, das mir noch nicht bekannt war.
»Quatsch, das sagt man doch nur so. Obwohl ...«, sie fasste sich nachdenklich ans Kinn.
»Was?«, hakte ich interessiert nach.
»Naja, ich wurde vor ein paar Jahren für ein paar Stunden eingesperrt. Da es aber zu keiner Anklage kam, hat man mich schnell wieder freigelassen. Also zählt das auch nicht«, berichtete sie. Ich legte meine Gabel aufs Tablett und sah fasziniert zu Molly.
»Was hast du denn angestellt?«, wollte ich wissen. Es interessierte mich brennend, aus welchem Grund man sie verhaftet hatte.
»Du erinnerst dich noch an William?«
»Das war der Typ, mit dem du fast ein halbes Jahr zusammen warst, oder?«, entgegnete ich.
»Ganz genau. Wegen ihm war ich für ein paar Stunden im Gefängnis.«
»Wie das?«, fragte ich. Molly lief leicht rot an, was nicht oft vorkam. Anscheinend war ihr die ganze Sache sehr peinlich und das machte mich jetzt noch neugieriger. »Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen und rück endlich raus mit deinem kleinen, kriminellen Geheimnis«, forderte ich sie lächelnd auf.
»Naja, dieser Idiot hat mich ja betrogen, wie du sicher noch weißt und ich bin nicht ganz so souverän damit umgegangen, wie ich es hätte tun sollen«, gestand sie. Ich runzelte die Stirn und sah sie fragend an.
»Und?«
»Zuerst hab ich ihm Enthaarungscreme in seine Bodylotion und in die Haarkur gemischt. Du weißt ja, wie eitel der Typ war«, sagte sie und sah mich mit ihren großen Augen unschuldig an. Ich nickte und musste mir ein Kichern verkneifen. Jetzt war mir endlich klar, warum William kurz nach seiner Trennung von Molly, relativ lange eine Baseballmütze getragen hatte, obwohl das so gar nicht zu ihm gepasst hatte.
»Und deshalb wurdest du verhaftet?«, fragte ich ungläubig. Molly schüttelte den Kopf.
»Nein, das allein war nicht der Grund. Nachdem er zwar seine ganze Körperbehaarung verloren hatte und auf dem Schädel aussah wie eine gefleckte Kuh, war ich der Meinung, dass er noch nicht genug gelitten hatte.« Oha, was hatte Molly nur angestellt, dass man sie gleich verhaftet hatte?
»Nun sag schon
Weitere Kostenlose Bücher