Plötzlich verliebt (German Edition)
einfach nur Fahrer bei BCRES, sondern für die Betreuung der Geschäftskunden zuständig«, verriet er und schenkte mir ein freundliches Lächeln im Rückspiegel.
»Aber die meiste Zeit verbringst du im Auto und chauffierst andere Leute durch die Gegend?« Ich stieß meine Knie mit aller Wucht gegen Mollys Rückenlehne. Merkte sie nicht, dass sie mich hier bis auf die Knochen blamierte, mit ihrer Fragerei?
»Aua, was ist denn los?« Molly hatte sich zu mir umgedreht. »Wieso stößt du mir deine Knie in den Rücken?« Ich seufzte und versuchte ihr mit den Augen begreiflich zu machen, dass sie einfach den Mund halten sollte.
Aber Molly verstand natürlich nicht, was ich ihr damit sagen wollte, was ich auf einen seltenen Gendefekt schob. So erkenntnisresistent konnte doch kein gesunder Mensch sein.
»Lass gut sein«, raunzte ich sie genervt an und sah wieder aus dem Fenster. Sobald wir alleine waren, würde ich meine beste Freundin mal gehörig in die Mangel nehmen.
Unbeeindruckt fuhr sie mit ihrer Befragung fort. Der arme Sebastian tat mir mittlerweile wirklich leid, aber ich fand auch, dass er sich tapfer schlug.
»Wie alt bist du?«, wollte Molly wissen.
»Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du sehr neugierig bist?«, entgegnete Sebastian freundlich.
»Ja, bereits mehrere Leute und jetzt beantworte bitte meine Frage.« Wieder sah er mich kurz im Rückspiegel an. Ich versuchte ein entschuldigendes Lächeln zustande zu bekommen, hatte aber den Verdacht, dass ich einfach nur dämlich grinste.
»Ich bin 37«, verriet er. Ich wagte noch einen Versuch, sie endlich zum Schweigen zu bringen. Ich griff so unauffällig wie möglich nach einer Haarsträhne, die über die Rückenlehne hing, und zog daran.
»Hey, spinnst du?«, fuhr Molly mich an und rieb sich den Kopf. »Was soll das denn?« Da meine versteckten Hinweise nicht fruchteten, nahm ich den direkten Weg.
»Ich wollte dir damit nur sagen, dass es besser wäre, wenn du jetzt einfach mal deinen Mund hältst. Sebastian ist es sicher unangenehm so von dir ins Verhör genommen zu werden, nicht wahr Sebastian?«
»Ist es dir unangenehm?«, fragte sie sofort. Ich verdrehte die Augen und ließ mich wieder in meinen Sitz fallen. Seufzend musste ich einsehen, dass es keinen Sinn hatte, weiter auf Molly einzureden. Vorher würde Tom Cruise zum Christentum konvertieren.
»Es ist gewöhnungsbedürftig, aber ich werde es überleben«, verkündete er schelmisch lächelnd.
»Dann eben nicht«, murmelte ich leise und betrachtete wieder die Umgebung. Gab es in England eigentlich ein Gesetz, dass jedes Haus gleich aussehen musste? In der Siedlung, die wir nun durchfuhren, war dies nämlich der Fall. Ich sah ganze Straßenketten, wo ein Gebäude an das andere gereiht stand und auch noch genauso aussah.
Wie fand man in so einer Umgebung denn sein Zuhause, wenn man einmal richtig betrunken war? Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ein Straßenschild, laut dem wir uns gerade auf einer Straße mit dem Namen "Lansdowne Rise" befanden.
»Wir sind gleich da«, informierte uns Sebastian und überquerte die "Lansdowne Road" und bog dann in die "Lansdowne Crescent" ab. Sonderlich einfallsreich schienen diese Engländer aber nicht gerade zu sein.
Fasziniert betrachtete ich die kleinen weißen Reihenhäuser mit ihren verschnörkelten, gusseisernen Balkongeländern und den wundervollen Stuckarbeiten an den Fenstern. Jedes der Häuser war sehr schmal, dafür aber drei Stockwerke hoch. Auch wenn sie sich äußerlich wie ein Ei dem anderen glichen, so besaß doch jedes von ihnen seinen ganz eigenen Charme, was ich auf die unterschiedlich farbigen Haustüren schob.
Sebastian lenkte den Wagen an den Straßenrand, genau vor eines dieser Häuser und schaltete den Motor aus.
»Da wären wir«, sagte er mit einem Fingerzeig auf das Haus direkt neben uns. Mein Blick wanderte langsam vom Erdgeschoss bis hoch zum Dach.
»Das ist ja wunderschön«, hauchte ich mehr zu mir selbst.
»Ganz nett hier«, gab Molly ihren Senf dazu. Wir stiegen aus und während Sebastian das Gepäck aus dem Kofferraum hob, trat ich an seine Seite.
»In welchem Stockwerk ist denn meine Wohnung?«, fragte ich neugierig. Er sah auf und war sichtlich verwirrt. Dann schien er zu verstehen, was ich meinte und lächelte.
»Das ganze Haus steht dir zur Verfügung«, teilte er mir mit. Ich schnappte nach Luft und fragte mich, ob er da nicht irgendetwas verwechselte.
»Das ganze Haus?«, wiederholte ich
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