Poirot Rechnet ab
ausschlaggebender Bedeutung ist. Seine Abwesenheit könnte die ernstesten Folgen haben. Niemand, der an seiner Stelle fahren könnte. Er allein kann England repräsentieren.«
Poirots Gesicht wurde sehr ernst.
»Demnach betrachten Sie die Entführung des Premierministers als einen direkten Versuch, ihn an der Teilnahme der Konferenz zu hindern?«
»Natürlich betrachte ich das so. Er war ja auf dem Weg nach Frankreich, als das Unglück passierte.«
»Und die Konferenz wird stattfinden?«
»Morgen Abend um neun Uhr.«
»Vierundzwanzig Stunden«, sagte Dodge nachdenklich.
»Und eine Viertelstunde«, verbesserte ihn Poirot. »Vergessen Sie ja nicht die Viertelstunde, Monsieur – sie kann vielleicht sehr nützlich sein. Jetzt zu den Details – hat die Entführung in England oder in Frankreich stattgefunden?«
»In Frankreich. Mr McAdam fuhr heute Morgen mit einem Zerstörer über den Kanal. In Boulogne wurde er von einem Wagen des Hauptquartiers abgeholt mit einem Adjutanten des Höchstkommandierenden.«
»Eh bien?«
»Ja, sie fuhren von Boulogne ab – aber sie kamen nie an.«
»Was?«
»Monsieur Poirot, es war ein falscher Wagen und ein falscher Adjutant. Der richtige Wagen wurde in einer Seitenstraße gefunden, der Chauffeur und der Adjutant säuberlich geknebelt und gefesselt.«
»Und der falsche Wagen?«
»Ist immer noch nicht gefunden.«
Poirot machte eine ungeduldige Bewegung. »Unglaublich! Der muss doch gefunden werden.«
»Das dachten wir auch. Wir starteten eine groß angelegte Suchaktion. Dieser Teil Frankreichs steht unter militärischer Kontrolle. Wir waren überzeugt, dass der Wagen nicht lange unbemerkt bleiben würde. Die französische Polizei, unsere Scotland-Yard-Leute und das Militär setzten alle Hebel in Bewegung. Es ist, wie Sie sagen, unglaublich – aber der Wagen wurde nicht gefunden!«
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und ein junger Offizier trat ein. Er übergab Lord Estaire einen versiegelten Umschlag.
»Das ist gerade aus Frankreich angekommen, Sir. Ich bringe es auftragsgemäß hierher.«
Der Minister riss ihn hastig auf und stieß einen Ausruf des Erstaunens aus. Der Offizier zog sich zurück.
»Endlich eine Nachricht! Man hat den zweiten Wagen gefunden, den Sekretär Daniels, betäubt, geknebelt und gefesselt auf einer abgelegenen Farm in der Nähe von C… Er erinnert sich nur, dass ihn jemand rücklings angefallen und ihm etwas auf den Mund gepresst hat. Er hatte vergeblich versucht, sich zu befreien.«
»Und weiter wurde nichts gefunden?«
»Nein.«
»Nicht die Leiche des Premierministers? Dann besteht ja noch Hoffnung. Aber es ist sonderbar. Nachdem man heute Morgen versucht hat, ihn zu erschießen, macht man sich jetzt so viel Mühe, ihn am Leben zu halten?«
Dodge schüttelte den Kopf. »Eines steht fest: Die Entführer sind entschlossen, mit allen Mitteln zu verhindern, dass er an der Konferenz teilnimmt.«
»Wenn es menschenmöglich ist, wird der Premierminister an der Konferenz teilnehmen«, sagte Poirot. »Gebe Gott, dass es nicht schon zu spät ist. Jetzt, meine Herren, erzählen Sie mir alles – von Anfang an. Ich muss auch über diese Attentatsgeschichte Bescheid wissen.«
»Letzte Nacht ist der Premierminister, begleitet von einem seiner Sekretäre, Captain Daniels…«
»Demselben, der ihn nach Frankreich begleitet hat?«
»Ja. Wie ich sagte, fuhren sie mit dem Auto nach Windsor – der Premierminister hatte eine Audienz im königlichen Schloss. Heute Früh kehrte er in die Stadt zurück, und unterwegs fand der Mordversuch statt.«
»Einen Augenblick, bitte. Wer ist dieser Captain Daniels? Haben Sie seine Personalakten?«
Lord Estaire lächelte. »Ich dachte mir, dass Sie mir die Frage stellen würden. Wir wissen nicht sehr viel von ihm. Er stammt aus keiner besonderen Familie. Er hat in der englischen Armee gedient und ist ein außergewöhnlich tüchtiger Sekretär und außergewöhnlich sprachbegabt. Ich glaube, er spricht sieben Sprachen. Aus diesem Grund hat ihn der Premierminister für die Fahrt nach Frankreich ausgewählt.«
»Hat er irgendwelche Verwandte in England?«
»Zwei Tanten. Eine Mrs Everard, die in der Nähe von Hampstead, und eine Miss Daniels, die bei Ascot lebt.«
»Ascot, das ist doch nahe bei Windsor?«
»Dieser Punkt ist schon geprüft worden. Aber ohne greifbares Ergebnis.«
»Sie betrachten also Captain Daniels als über jeden Verdacht erhaben?«
Eine gewisse Bitterkeit war in Lord Estaires Stimme,
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