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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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als er erwiderte: »Nein, Monsieur Poirot. Heutzutage muss man leider zögern, ehe man irgendjemand als über jeden Verdacht erhaben bezeichnen kann.«
    »Très bien. Ich verstehe, Mylord. Der Premierminister steht im Allgemeinen unter so scharfem polizeilichen Schutz, dass jeder Angriff auf ihn ausgeschlossen erscheint.«
    Lord Estaire neigte den Kopf. »Hinter dem Wagen des Premierministers folgte ein anderer Wagen, in dem Detektive in Zivil saßen. Mr McAdam wusste nichts von dieser Vorsichtsmaßnahme. Er ist ein äußerst furchtloser Mann und würde diese Maßnahme kategorisch ablehnen. Aber natürlich trifft die Polizei ihre eigenen Anordnungen. Der Chauffeur des Premiers, O’Murphy, ist ein Mann vom C.I.D.«
    »O’Murphy? Das ist ein irischer Name?«
    »Ja, er ist Ire.«
    »Aus welchem Teil von Irland?«
    »Grafschaft Clare, glaube ich.«
    »Tiens! Aber fahren Sie fort, Mylord.«
    »Der Premier fuhr nach London. Es war ein geschlossener Wagen. Der zweite Wagen folgte wie gewöhnlich. Aber unglücklicherweise und aus unbekannter Ursache wich der Wagen des Ministers von der Hauptstraße ab…«
    »Die Straße machte eine Kurve?«, unterbrach ihn Poirot.
    »Ja – aber woher wissen Sie das?«
    »Oh, c’est evident! Fahren Sie fort!«
    »Der Polizeiwagen, der nicht bemerkt hatte, dass der Wagen des Premiers von der Hauptstraße abgebogen war, fuhr brav weiter. Schon nach kurzer Fahrt auf der unbelebten Straße wurde der Wagen des Premierministers von einer Bande maskierter Männer aufgehalten. Der Chauffeur…«
    »Dieser brave O’Murphy«, murmelte Poirot gedankenvoll.
    »Der Chauffeur, der einen Moment den Kopf verloren hatte, trat auf die Bremsen. Der Premierminister steckte seinen Kopf aus dem Fenster. Sofort fiel ein Schuss – und dann noch einer. Der erste streifte seine Wange, und der zweite ging glücklicherweise daneben. Der Chauffeur, der die Gefahr jetzt begriff, gab Gas und zwang die Bande dadurch, die Straße frei zu geben.«
    »Das hätte aber bös ausgehen können!«, rief ich schaudernd.
    »Mr McAdam machte nicht viel Aufhebens von der leichten Wunde, die er hatte. Es sei nur ein Kratzer, sagte er. Er ließ sich in einem ländlichen Krankenhaus verbinden – ohne seine Identität zu enthüllen – und fuhr von dort aus sofort nach dem Bahnhof Charing-Cross, wo ihn ein Sonderzug nach Dover erwartete. Nachdem Captain Daniels der Polizei einen genauen Bericht erstattet hatte, reiste der Premier nach Frankreich ab. In Dover ging er an Bord des wartenden Zerstörers. In Boulogne, wie Sie ja wissen, wartete der falsche Wagen.«
    »Ist das alles, was Sie mir berichten können?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben nichts vergessen, Mylord?«
    »Da ist noch eine etwas sonderbare Sache…«
    »Ja?«
    »Der Wagen des Premierministers kehrte vom Bahnhof Charing-Cross nicht zurück. Die Polizei wollte O’Murphy verhören und leitete sofort eine Suchaktion ein. Man fand den Wagen; er stand vor einem kleinen Restaurant in Soho, das als Treffpunkt feindlicher Agenten bekannt ist.«
    »Und der Chauffeur?«
    »Der Chauffeur konnte nirgends gefunden werden. Auch er ist verschwunden.«
    »Also«, sagte Poirot nachdenklich, »es gibt zwei Verschwundene: den Premierminister in Frankreich und O’Murphy in London.« Er sah Lord Estaire scharf an.
    Der Lord machte eine verzweifelte Geste.
    »Ich kann nur sagen, Monsieur Poirot, wenn mir gestern irgendjemand gesagt hätte, O’Murphy sei ein Verräter, ich hätte ihn glatt ausgelacht.«
    »Und heute?«
    »Heute weiß ich nicht mehr, was ich davon denken soll.«
    Poirot nickte ernsthaft. Er warf einen Blick auf seine alte Uhr.
    »Habe ich völlig freie Hand? Messieurs – ich meine, in jeder Beziehung? Ich muss unbehindert überall Zutritt haben, wenn es mir wichtig erscheint.«
    »Natürlich. In einer Stunde verlässt ein Sonderzug Dover mit Scotland-Yard-Leuten. Ein Offizier und einige C.I.D.-Beamte werden zu Ihrer Verfügung stehen. Ist das genügend?«
    »Ja. Noch eine Frage, bevor Sie gehen, meine Herren: Was veranlasste Sie, ausgerechnet zu mir zu kommen? Ich bin in London doch kaum bekannt.«
    »Wir kamen auf die ausdrückliche Empfehlung und den Wunsch eines sehr bedeutenden Mannes Ihres eigenen Landes.«
    »Wie? Mein alter Freund, der Präfekt…?«
    Lord Estaire schüttelte den Kopf.
    »Er ist noch bedeutender als der Präfekt.«
    »Nun, Poirot, was halten Sie von der Sache?«, rief ich ungeduldig, nachdem sich die Tür hinter den hohen Herren geschlossen hatte.
    Mein

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