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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wird bestimmt scharf bewacht, bis alle Umstände, die den Premierminister angehen, aufgeklärt sind.«
    »Vielleicht hoffte er, die Polizei auf eine falsche Spur zu bringen?«
    »Aber warum hatte er es dann nicht getan? Er kann sich nur erinnern, dass etwas auf seine Nase und seinen Mund gepresst wurde. Das ist keine falsche Spur. Das klingt verdächtig nach Wahrheit.«
    »Gut«, sagte ich und sah auf die Uhr. »Ich vermute, wir sollten zum Bahnhof fahren. In Frankreich werden sich vielleicht weitere Indizien finden.«
    »Möglich, mon ami, aber ich bezweifle es. Es ist mir noch immer unerklärlich, dass der Premierminister in dem begrenzten Bezirk unauffindbar blieb; die Schwierigkeit, ihn verborgen zu halten, muss ungeheuer groß sein. Wenn die Polizei und das Militär zweier Länder ihn nicht gefunden haben, wie soll ich ihn finden?«
    In Charing-Cross wurden wir von Mr Dodge erwartet.
    »Das ist Detektiv Ames von Scotland Yard und Major Norman. Beide stehen ausschließlich zu Ihrer Verfügung. Viel Glück für Sie! Es ist eine böse Sache, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Entschuldigen Sie, ich muss jetzt gehen.«
    Der Minister entfernte sich eilig.
    Wir unterhielten uns oberflächlich mit Major Norman. Auf dem Bahnsteig, inmitten einer kleinen Gruppe, erkannte ich einen kleinen Mann mit einem Frettchengesicht, der sich mit einem großen, blonden Herrn unterhielt. Es war ein alter Bekannter von Poirot – Detektivinspektor Japp, der als einer der fähigsten Beamten von Scotland Yard galt. Er kam zu uns und begrüßte meinen Freund.
    »Ich habe gehört, Sie arbeiten auch an dieser Sache. Tolles Ding! Bis jetzt sind die ja mit ihrem Fang gut weggekommen. Aber ich kann nicht glauben, dass sie ihn lang versteckt halten können. Unsere Leute und die Franzosen werden Frankreich mit einem Kamm durchgehen. Ich kann mir nicht helfen, ich vermute, es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis er gefunden wird.«
    »Vorausgesetzt, dass er noch lebt«, bemerkte der blonde Detektiv düster.
    Japp zog ein Gesicht. »Ja – aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er noch lebt.«
    Poirot nickte. »Ja, ja – er lebt noch. Aber wird er rechtzeitig gefunden werden? Auch ich glaube nicht, dass sie ihn lange versteckt halten können.«
    Das Signal zur Abfahrt wurde gegeben, und wir setzten uns alle in den Pullmanwagen. Mit einem langsamen Ruck fuhr der Zug aus dem Bahnhof.
    Es war eine sonderbare Reise. Scotland-Yard-Leute gruppierten sich, breiteten Landkarten von Nordfrankreich aus und zeichneten mit den Fingern Linien über Wege und Dörfer. Jeder verfocht seine Lieblingstheorie. Poirot war weniger lebhaft als gewöhnlich. Er saß und starrte versonnen vor sich hin. Ich unterhielt mich mit Norman, den ich ganz amüsant fand. Als wir in Dover ankamen, erregte Poirots Benehmen große Heiterkeit bei mir. Der kleine Mann klammerte sich verzweifelt an meinen Arm, als wir an Bord gingen. Der Wind blies ganz lustig.
    »Mon Dieu!«, murmelte er. »Das ist ja schrecklich!«
    »Seien Sie mutig, Poirot«, sagte ich. »Sie werden Erfolg haben, Sie werden ihn finden. Ich bin ganz sicher!«
    »Oh, mon ami, Sie missverstehen meine Aufregung. Es ist nur das grässliche Meer, das mich ängstigt. Die Seekrankheit… ein fürchterliches Leiden!«
    »Ja«, sagte ich mitfühlend.
    Das Schiff bebte – die Maschinen liefen an, Poirot stöhnte und schloss die Augen.
    »Major Norman hat eine Karte von Nordfrankreich, wollen Sie sie sehen?«
    Poirot schüttelte ungeduldig den Kopf.
    »Aber nein, aber nein! Lassen Sie mich in Ruhe, mein Freund! Glauben Sie mir, um denken zu können, müssen Magen und Hirn harmonieren. Es gibt eine ausgezeichnete Methode gegen die Seekrankheit. Man atmet ein – und aus –, ganz langsam, und dreht dabei so den Kopf von rechts nach links; zwischen jedem Atemzug zählt man bis sechs.«
    Ich überließ Poirot seinen gymnastischen Atemübungen und ging an Deck. Kurz bevor wir den Hafen von Boulogne anliefen, erschien Poirot lächelnd und flüsterte mir ins Ohr, die Methode hätte ihm »ganz wunderbar« geholfen.
    Japps Finger zeichneten noch immer imaginäre Linien auf seine Karte.
    »Unsinn! Das Auto startete von Boulogne – hier bogen sie ab. Meiner Ansicht nach zwangen sie den Premierminister, in einen anderen Wagen umzusteigen.«
    Der blonde Detektiv sagte: »Ich werde mich um die Seehäfen kümmern. Zehn zu eins haben sie ihn schon an Bord eines Schiffes geschmuggelt.«
    Japp schüttelte den Kopf. »Das

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