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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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über jede Tragödie hi n wegsetzte. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sie fortfuhr: »Ich muss vielmals um Entschuldigung bitten, dass das Zimmer noch nicht aufgeräumt worden ist. Aber Diens t boten regen sich gleich so auf; sie sind so töricht.«
    »Sie haben gestern Abend in diesem Zimmer gese s sen, nicht wahr?«
    »Ja, wir spielten nach dem Essen gerade etwas Bridge, als – «
    »Entschuldigen Sie bitte – wie lange hatten Sie b e reits Bridge g e spielt?«
    »Nun – « Miss Oglander überlegte. »Ich kann es nicht mit B e stimmtheit sagen. Aber es muss wohl so um zehn Uhr herum g e wesen sein. Wir hatten mehrere Robber gespielt, das weiß ich noch.«
    »Und Sie selbst saßen – wo?«
    »Gegenüber der Glastür. Ich spielte mit meiner Mu t ter als Partnerin und hatte ›eins ohne‹ geboten. Plöt z lich, ohne jegliche Warnung, wurde die Tür aufgest o ßen, und Mademoiselle Saintclair schwankte ins Zi m mer.«
    »Haben Sie sie gleich erkannt?«
    »Ihr Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor.«
    »Sie ist noch immer hier, nicht wahr?«
    »Ja, aber sie möchte niemand sehen. Sie ist noch ganz erledigt.«
    »Ich glaube aber, sie wird mich empfangen. Wollen Sie ihr bitte s a gen, dass ich auf den ausdrücklichen Wunsch des Prinzen Paul von Mauranien komme?«
     
    Ich hatte das Gefühl, dass die Erwähnung eines königl i chen Prinzen ihrer unerschütterlichen Ruhe einen kleinen Stoß verset z te. Aber sie verließ das Zimmer ohne weitere Bemerkung und kam fast unmitte l bar danach zurück mit der Botschaft, dass M a demoiselle Saintclair uns in ihrem Zimmer empfangen wolle.
    Wir folgten Miss Oglander nach oben, und sie führte uns in ein ziemlich großes, helles Schlafzimmer. Auf einer Couch am Fenster lag eine Frau, die uns den Kopf z u wandte, als wir eintraten. Der Gegensatz zw i schen den beiden Frauen fiel mir sofort auf, umso mehr, als sie in den wesentlichen Zügen und in der Gesichtsfarbe sich sehr ähnelten. Im Übrigen aber was für ein Unterschied! In jedem Blick, in jeder Geste von Valerie Saintclair lag Drama. Sie schien eine romantische Atmosphäre ausz u strömen. Ein Morge n rock aus scharlachrotem Flanell war über ihre Füße gebreitet – sicherlich kein auffallendes Gewand, aber der Zauber ihrer Persönlichkeit verlieh ihm einen exotischen A n strich, sodass er wie eine glänzende orientalische Robe wir k te.
    Sie heftete ihre großen dunklen Augen auf Poirot.
    »Sie kommen von Paul?« Ihre Stimme passte zu i h rer Ersche i nung sie war voll und lässig.
    »Ja, Mademoiselle. Ich bin hier, um ihm zu helfen – und Ihnen.«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Alles, was sich gestern Abend zugetragen hat. Aber auch wir k lich alles !«
    Sie lächelte etwas müde.
    »Glauben Sie etwa, ich würde lügen? Ich bin doch nicht dumm. Ich sehe vollkommen ein, dass nichts verhei m licht werden darf. Er wusste ein Geheimnis von mir, der Mann, der nun tot ist. Er bedrohte mich damit. Um Pauls willen versuchte ich, gütlich mit ihm auseinanderzuko m men. Ich konnte es nicht riskieren, Paul zu verlieren… Nun, da er tot ist, fühle ich mich sicher. Aber das soll nicht heißen, dass ich ihn getötet habe.«
    Poirot schüttelte lächelnd den Kopf. »Es ist überflü s sig, mir das zu sagen, Mademoiselle. Nun schildern Sie mir die Vorgänge von gestern Abend.«
    »Ich bot ihm Geld, und er schien geneigt, mit mir zu verhandeln. Er bestellte mich gestern Abend um neun Uhr nach Mon Désir. Ich kan n te das Haus. Ich war vorher schon mal dort gewesen. Ich sollte die Seitentür zur Bi b liothek benutzen, damit die Dienstboten mich nicht s ä hen.«
    »Entschuldigen Sie einen Augenblick, Mademoiselle, aber hatten Sie denn keine Angst, sich abends allein dor t hin zu begeben?«
    War es Einbildung von mir, oder machte sie wirklich eine kleine Pause, bevor sie antwortete?
    »Vielleicht, ja. Aber es war niemand da, den ich bi t ten konnte, mit mir zu kommen. Und ich war verzwe i felt. Reedburn öffnete mir die Tür. Oh, dieser Mann! Ich bin froh, dass er tot ist! Er spielte mit mir wie eine Katze mit der Maus. Er verspottete mich. Ich bettelte und flehte ihn auf den Knien an. Ich bot ihm jedes Schmuckstück, das ich besitze. Alles vergebens! Dann nannte er seine eig e nen Bedingungen. Sie können sich vielleicht denken, was für Bedingungen das w a ren. Ich weigerte mich und habe ihm barsch meine Meinung ins Gesicht gesagt. Ich tobte vor Wut. Er blieb ganz ruhig und lächelte. Und dann, als ich endlich schwieg,

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