Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Vetter Roger der nächste Erbe.«
    Wir wurden unterbrochen. Ein großer Mann mit guter Figur und krausem rötlichem Haar trat ein – mit einem Bündel Papiere in der Hand.
    »Später, Gardiner«, sagte Hugo Lemesurier und fü g te hinzu: »Mein Sekretär, Mr Gardiner.«
    Der Sekretär machte eine Verbeugung, sprach ein paar passende Worte und ging wieder hinaus. Trotz seines guten Aussehens hatte er etwas Abstoßendes an sich. Kurz danach, als Poirot und ich zusa m men den schönen alten Park durchstreiften, sprach ich mit ihm über diesen Eindruck. Zu meiner Überraschung stimmte er mir zu.
    »Ja, ja, Hastings, Sie haben Recht. Ich mag ihn auch nicht. Er sieht zu gut aus. Das ist einer, der weiß, wo Ba r thel den Most holt. Aha, hier sind die Kinder!«
    Mrs Lemesurier kam mit ihren beiden Kindern auf uns zu. Es waren hübsche Jungen, der jüngere dunkel wie seine Mutter, der ältere ein rothaariger Krauskopf. Sie gaben uns höflich die Hand und waren bald Feuer und Flamme für Poirot. Dann wurden wir noch Miss Sau n ders, einem ziemlich unscheinbaren Wesen, vo r gestellt, die sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte.
     
    Einige Tage lang führten wir ein angenehmes, unb e schwertes Dasein – natürlich stets auf der Hut, aber es passierte nichts. Die Jungen lebten glücklich und no r mal dahin, und alles schien in bester Ordnung. Am vierten Tage nach unserer Ankunft erschien Major Roger Lem e surier zu Besuch. Er hatte sich kaum verändert, war i m mer noch so sorglos und freundlich wie früher und nahm in alter Gewohnheit alle Dinge auf die leichte Schulter. Offenbar hatte er bei den Jungen e i nen großen Stein im Brett; denn sie begrüßten seine Ankunft mit einem Fre u dengeheul und schleppten ihn gleich mit in den Garten zum Indianerspielen. Ich merkte, dass Poirot ihnen u n auffällig folgte.
    Am nächsten Tag waren wir alle, auch die Jungen, bei Lady Clayg a te, einer Nachbarin der Lemesuriers, zum Tee eingeladen. Poirot jedoch lehnte es ab, mi t zukommen, und erklärte, er bleibe viel lieber zuhause.
    Sobald alle fort waren, machte er sich ans Werk, w o bei er mich lebhaft an einen intelligenten Terrier eri n nerte. Ich glaube, es blieb im ganzen Hause wohl kein Winkel unerforscht. Und doch ging alles so ruhig und meth o disch vor sich, dass niemand auf sein Gebaren aufmer k sam wurde. Aber seine Bemühungen waren e r gebnislos. Wir tranken unseren Tee auf der Terrasse mit Miss Sau n ders, die von Lady Claygate nicht mit eingeladen worden war.
    »Die Jungen werden ja ihren Spaß haben«, murme l te sie in ihrer verblichenen Art, »aber hoffentlich we r den sie sich gut aufführen und nicht die Blumenbeete ramponi e ren oder zu nahe an die Bi e nen gehen – «
    Poirot hielt mitten im Trinken inne und sah aus wie j e mand, der e i nen Geist gesehen hat.
    »Bienen?«, fragte er mit Donnerstimme.
    »Ja, Monsieur Poirot, Bienen. Drei Körbe. Lady Clayg a te ist sehr stolz auf ihre Bienen – «
    »Bienen?«, rief Poirot noch einmal. Dann sprang er vom Tisch auf und ging, heftig gestikulierend, auf der Terrasse hin und her. Ich kon n te mir nicht vorstellen, warum der kleine Mann bei dem bloßen Wort »Bienen« in eine solche Aufregung geriet.
    Bald darauf hörten wir das Auto zurückkommen. Po i rot war bereits an der Haustür, als die anderen au s stiegen.
    »Ronald ist gestochen worden!«, rief Gerald erregt.
    »Es ist aber nicht so schlimm«, sagte Mrs Lemes u rier. »Es ist nicht einmal geschwollen. Wir tun gleich Salmia k geist darauf.«
    »Lass mich mal sehen, kleiner Mann«, meinte Poirot. »Wo hat dich die Biene denn gestochen?«
    »Hier am Hals«, erklärte Ronald wichtig. »Aber es tut nicht weh. Vater sagte: ›Halt mal still – da sitzt ‘ne Bi e ne auf deinem Hals.‹ Ich habe fein stillgehalten, und Vater nahm sie fort, aber sie stach mich erst noch, o b wohl es nicht richtig wehtat, es war wie ein Nadelstich, und ich habe nicht geweint, weil ich ein großer Junge bin und nächstes Jahr ins Internat komme.«
    Poirot untersuchte den Hals des Jungen. Dann nahm er mich beiseite und murmelte:
    »Heute Nacht, mein Freund, wird etwas geschehen. Aber Mund ha l ten – allen gegenüber!«
    Mehr wollte er nicht verraten, und ich brannte den ga n zen Abend vor Neugierde. Er zog sich früh zurück, und ich folgte seinem Beispiel. Als wir nach oben gi n gen, nahm er mich beim Arm und erteilte mir Instrukt i onen:
    »Ziehen Sie sich nicht aus. Warten Sie lange genug. L ö schen Sie Ihr Licht, und

Weitere Kostenlose Bücher