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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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Sacks, so sehr ist sie aus der Form gelaufen, und mit etwas Fantasie könnte man sie mit einem Fischschwanz verwechseln. Was jedoch eindeutig nicht zum Nöck passt, ist mein Schwanz, der halbsteif an meinem Bein liegt, und dessen Konturen wie gemeißelt scharf zu sehen sind. Verdammter Mist! Hätte ich einen Slip angezogen, bliebe mir diese Peinlichkeit erspart. Hilft nur, die Hosen hochzuziehen, und damit den Effekt von »Hochwasserhosen« zu erzeugen ... was durch die Nässe dann auch richtig plausibel scheint. Und um mich herum grinsende Menschen. Ich wuschele mir noch schnell meine Haare durch, wische den Regen aus meinem Gesicht – und halte fast genauso erstarrt inne, als mir klar wird, wie lächerlich ich mich jetzt schon wieder benehme: Wie die Hühner aus dem Büro, wenn sich ein Star ankündigt ... aufgeregt, hysterisch, einfach peinlich. Ich glaub, ich spinne. Oder andersherum ... was stimmt nicht mit diesem Typen? Irgendetwas muss da sein, was falsch ist bei ihm.
    Immerhin, warum hat er diese seltsame Wirkung auf mich? Diese Frage bringt mich dazu, um die Ecke zu schauen, ihn ins Visier zu nehmen ... ihn zu studieren. Was mir jedoch trotz aller Anstrengungen nicht gelingt, ist, ihn einzuschätzen. Aber warum nur? Es ist doch sonst so einfach. Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine ich. Im Gegenteil, ich bin wirklich gut darin, andere Menschen einzuschätzen, richtig mit ihnen umzugehen und sie in die für sie passende Schublade zu stecken, was mir bisher im beruflichen und privaten Leben oft genug weitergeholfen hat. Nur nicht bei IHM, wie es scheint. Auf ihn kann ich mir beim besten Willen keinen Reim machen, und das irritiert mich. Sein Verhalten passt zu seinem Äußeren, ja ... verlockend wie gestern Nacht, gepflegt, teure Klamotten, unaufdringlicher Schmuck und, wenn meine Augen mich nicht täuschen, eine verdammt teure Uhr. Alles in allem Dinge, die er sich eigentlich noch gar nicht leisten können dürfte in seinem Alter ... er sieht aus wie maximal fünfundzwanzig, also vermutlich mitten im Studium, was die Bücher unter seinem Arm erklären würde. Seine Bewegungen sind die gleichen, die ich bei der Katze meiner Tante immer so bewundert habe: Sanft, rund, elegant ... und doch gefährlich – und weshalb, zum Henker, drängt sich mir gerade das Bild eines Panthers in meine Wahrnehmung? Alles zusammen macht absolut keinen Sinn, ebenso wenig wie alles andere, was seit gestern Abend passiert ist, mit mir, mit der Veränderung in meinem Verhalten und meiner Selbstkontrolle. Da! Schon wieder! Weshalb muss ich schlucken, wenn er sich seine Fingerkuppe zwischen seinen Lippen anfeuchtet, um eine Seite umzublättern? Wieso übt er diese Anziehungskraft auf mich aus? Klar, er sieht verdammt gut aus, aber das tun andere auch. Nicht so viele, das muss ich zugeben, aber doch einige, und ich könnte sicher eine Menge von ihnen haben, wenn ich nur wollte. Vielleicht sollte ich ganz einfach zu ihm herübergehen und es herausfinden. Oder mehr, wenn er will, was ich gerade hoffe. Dieses Verhalten würde auf jeden Fall besser zu mir passen, als mich hinter einem verfluchten Bücherregal zu verbergen! Ich sag’s ja, das ist so lächerlich. Nein, ich bin so lächerlich. Also mache ich ein paar Schritte in seine Richtung, bleibe dann aber mitten auf dem Gang wieder nachdenklich stehen, weil ich mir gerade die Frage stelle, was ich dann tue. Mein Traum kehrt zurück, die Erinnerung an ihn, nackt, in meinem Bett, und dieser nie gekannte, für mich völlig neue Drang entwickelt sich in mir ... er scheint unwiderstehlich, und ich möchte ihn auf der Stelle küssen. Na bitte! Das ist der endgültige Beweis dafür, dass er mich total verwirrt und verrückt macht. Wie sollte ER auch Einfluss auf mich nehmen, wenn er noch nicht einmal weiß, dass ich hier bin.
     
    »Was ist dein Geheimnis, Condom-Boy?«, frage ich mich, und zucke innerlich zusammen, als er plötzlich den Kopf hebt und mich direkt ansieht. Bang! Geradewegs, nicht auf dem Wege eines zufälligen Umschauens und dann Entdeckens, sondern so, als hätte er gewusst, dass ich hier stehe ... oder meine Gedanken gehört. Sein Blick fesselt mich, hält mich fest, und ich kann nicht ausweichen. Schlimmer noch, er zieht mich noch weiter, noch tiefer in seinen Bann, bis ich verlegen werde. Und um dem Ärgernis, zu dem sich diese ganze Geschichte entwickelt hat, noch die Krone aufzusetzen, grinse ich schief. Wie peinlich. So, als hätte ich nichts im Hirn. Und er? Er

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