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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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– oder wie lange es dauert, bis er sich endlich traut, mich anzusprechen. Oder bin ich ihm etwa zu schön? Wie auch immer.
    Ich gehe zur Kasse, bezahle, und schaue draußen nach, ob er vielleicht vor der Tür steht. Tut er natürlich nicht, und so gehe ich nach Hause, in dem Wissen, dass dieser Mann mir noch viel Kummer bereiten wird.

14
    Brix
     
    Wie von Sinnen taumele ich aus dem Aufzug, werfe die Wohnungstür mit dem letzten bisschen Schwung, der mir noch geblieben ist, hinter mir ins Schloss, streife die Turnschuhe ab, lasse sie irgendwo fallen, ebenso wie die nassen Klamotten, die ich auf dem Weg ins Bett ausziehe und wahllos verteile, nasse Spuren auf dem Parkett hinterlassend, auf dem direkten Weg ins Bad, das neben meinem Schlafbereich liegt, drei Stufen höher als der Rest des Lofts. Als ich ins Bad komme, das ganz in dunklem Braun mit kupfernen und goldfarbenen Armaturen gehalten ist, und in den großen Spiegel über dem Waschbecken sehe, erschrecke ich, so durchweicht bin ich. Zunächst denke ich, dass ich aussehe wie ein Kind, das zu lange gebadet hat, nur, dass ich am ganzen Körper diese verschrumpelte Haut trage, doch dann fällt mir auf, dass sie eine bläuliche Farbe hat, ganz so, als wäre ich unterkühlt. Kalt ist mir, ich bibbere vor Kälte, was mir erst gar nicht so sehr aufgefallen ist. Meine Fingerspitzen sind klamm und kribbeln, und das warme Wasser, das ich darüber laufen lasse, tut mir weh, weswegen ich sie schnell wieder darunter wegziehe, meine Haut berühre, die sich merkwürdig taub anfühlt.
    Scheint, als wäre ich zu lange im Regen umhergelaufen, nachdem ich aus dem Buchladen geflüchtet bin ... vor ihm, wegen ihm. Er hat es geschafft, mich so zu verwirren, dass ich nicht mehr weiß, was – oder wen – ich eigentlich will. Vielmehr reduziert sich dieses Wollen auf eine Frage: Will ich ihn, oder will ich ihn nicht?
    Ich hasse ihn. Und diese Reduzierung auf eine Frage zieht sich durch mein derzeitiges Leben, denn ich bin mir auch nicht sicher, ob ich lieber heiß duschen oder mich ins Bett legen soll ... das warme Wasser auf den Fingern und den Schmerz, den ich dabei verspürt habe, habe ich noch sehr gut in der Erinnerung, weshalb das Bett in meinen Augen zurzeit eine deutlich attraktivere Option darstellt. Also schleiche ich mich dorthin, trockne mich auf dem Weg eher oberflächlich ab, lasse mein Handtuch achtlos neben dem Bett zu Boden fallen, krieche hinein, unter die Decke, greife nach rechts, um auch noch die zweite Decke zu mir zu ziehen, decke mich damit zu und rolle auf die Seite, ziehe die Beine bis zur Brust, lege die Arme darum, und verharre in dieser Embryonenstellung, wie ein Baby im Bauch seiner Mutter, und warte darauf, dass mir wärmer wird, hoffe auf etwas mehr Geborgenheit, die mir allerdings nicht gewährt wird, weder Nähe noch Wärme durch mich selbst, was dazu führt, dass ich nur mehr noch da liege, und mit steigender Verzweiflung darauf warte, dass die Kälte, die ich in mir spüre, von meiner Haut in meinen Körper, und vor allem in mein tiefstes Innerstes kriecht, um dort ein für alle Mal das einzufrieren, was ich absolut nicht empfinden, nicht fühlen, nicht spüren will, aber dennoch nicht verhindern kann; statt dessen geschieht das Gegenteil, denn die Feuchtigkeit, die sich in meinen Zellen und auf der Oberfläche meiner Haut gehalten hat, ist in die Laken, Kissen und die Decke gedrungen und macht sich in einem unangenehmen, abweisenden Gefühl im ganzen Bett breit. Verdammt, warum passiert immer mir so etwas?
    Es dauert eine ganze Weile, bis mein Kälteempfinden nachlässt, mein Zittern aufhört, und ich wenigstens die Kontrolle über meinen Körper zurück erhalte, was mich ein bisschen beruhigt, mir ein bisschen mehr von der Kraft zurück gibt, von der ich in meinem Leben zehre. Das wiederum schafft mir Platz und Stille in meinem Geist, meinen Gedanken, und ich werde noch ein Stückchen ruhiger, schaffe mir selbst Platz für die überaus willkommene, gewollte Einsamkeit, in der nichts existiert, dem ich nicht ausdrücklich Raum schaffe, was die Existenz jeglicher Bilder von IHM, aller Erinnerungen an IHN, oder seiner Stimme in diesem temporären Bereich völlig ausschließt.
    Statt dessen bleibt ein Gefühl übrig, von dem ich mir seit Jahren schon geschworen habe, es nie wieder zu empfinden, und das ich seit sehr langer Zeit mehr oder minder erfolgreich aus meiner Erinnerung zu verbannen versucht habe ... immer davon ausgegangen bin, dass es mir

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