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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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als Hohepriesterin diene. Sie haben mich vor langer Zeit mit ihrer Magie beschenkt, damit ich ihnen angemessen dienen kann. Ab und zu kommt dann ein Mensch, der Hilfe verdient oder auserwählt ist, so wie du, und ich teile ein Stückchen meiner Macht mit ihnen, damit auch sie den Göttern gut dienen können.«
    Seltsam. Irgendwie ist hier immer von »dienen« die Rede. Ich glaube, ich bin hier wirklich im falschen Film gelandet.
    »Auserwählt? Pfff. Und was für Magie überhaupt?« Anstatt mir zu antworten, zieht sie eine Zigarette aus den Falten ihrer Kutte, Toga, Kleidung, was weiß ich und steckt sie sich zwischen die Lippen. Will er jetzt rauchen? Und was ist mit mir? Und was soll das überhaupt? Was geht denn jetzt ab? Ich sehe sie ... ihn ... es, ach, was weiß ich, fragend an ... und gleich darauf verwundert ... blinzle fassungslos, weil ich meinen Augen nicht traue ... nicht fassen kann, was ich gerade gesehen habe. DAS kann nun wirklich nicht sein. Meine erste Reaktion ist ein leises Lachen, aber nicht aus Überheblichkeit, sondern eher aus Hysterie.
    Mutter zieht an der Zigarette, und ohne dass irgendwo Feuer wäre, außer der Kerzenflamme vielleicht, aber die steht einen guten Meter entfernt, entzündet sie sich ... man sieht sogar die Glut richtig. Und sie reicht sie mir mit einem bescheidenen Lächeln über den Tisch.
    »Die Macht über die Elemente ist mein.«
    Ich bin so perplex, dass ich danach greife und erst einmal einen tiefen Zug nehme, bevor ich meine Stimme wiederfinde ... und meine Kontrolle. »Na klar. Deshalb falle ich ja auch auf einen so billigen Trick herein ...« langsam entwickele ich einen gesunden Sarkasmus. »Lass dir das nächste Mal vielleicht was Besseres einfallen als die alte Nummer mit der präparierten Zigarette, bitte.« – »Hältst du mich für einen Lügner, Brix? Ich bin tief erschüttert.«
    Boah, schon wieder. Tränendrüse. Oder nur Show? Das wird’s sein, stelle ich fest, denn die Überlegenheit ist nicht mal für eine Sekunde aus ihren ... seinen ... uhm... aus den Augen gewichen. Ich bin ziemlich verwirrt, und »Mutter« nutzt dies weidlich aus.
    »Gib mir eine von deinen Zigaretten, Brix.« Wie gesagt, ich bin so durcheinander, dass ich ihr tatsächlich die Packung hinhalte, ohne nachzudenken. »Du wirst sehen, Brix, es ist kein Trick, sondern die magische Macht der Götter«, lenkt sie meine Aufmerksamkeit auf die Zigaretten, während sie ... er ... shit! ... den Tonfall des geduldigen Hirtens anschlägt, der seine Schäfchen wieder zurück auf den rechten Weg führt ... und der einem Ungläubigen eine weitere Chance gibt ... gnädigerweise. Diese Intriganz lässt mich innerlich würgen. Trotzdem schaue ich »Mutter« zu, wie sie eine meiner Zigaretten zwischen die Lippen schiebt, und ich schaue genauer hin ... gleiches Ergebnis. Aha. Und meine eigenen, Selbstgedrehten? Nope.
    Das Ende entzündet sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde, »Mutter« nimmt einen tiefen Zug, schaut kurz darauf, meint anerkennend: »Mhm, guter Stoff«, steht dann auf und wirft sie in eine dieser eisernen Schalen am Boden, von denen dieser Weihrauchgestank auszugehen scheint. Vielen Dank, ich hätte lieber die Tüte geraucht anstelle diesen ekelhaften Geruch einzuatmen. Und wenn ich sie geraucht hätte, gäbe es wenigstens einen guten Grund dafür, dass mir hier alles so abgehoben und unwirklich, so irreal vorkommt. Magie ... von wegen. Nicht, dass ich jemals welche gesehen oder damit in Berührung gekommen wäre. Bis eben, anscheinend. Jedoch weigert sich mein Verstand trotz dieser Demonstration, daran zu glauben, im Gegenteil, ich ziehe nicht einmal die Möglichkeit in Erwägung, dass es so etwas überhaupt gibt, und das, obwohl ich es eigentlich mit eigenen Augen gesehen habe. Und das kann und werde ich nicht bestreiten, was »Mutter« wohl auch weiß – oder zu wissen vermutet. Verdammte Axt!
    Außerdem kann sie sich einer Sache sicher sein: Sie wird jetzt meine ungeteilte Aufmerksamkeit haben, kein geheucheltes Interesse mehr, und sie nutzt es auch umgehend aus, denn sie senkt ihre Stimme zu einem bedeutungsschwangeren Flüstern (das dennoch gut verständlich ist, dank ihres tiefen Basses) und kündigt mir das »Orakel des Seth« an. Seth? Ist das nicht der abgedrehte Bruder von Osiris, oder nur dessen Mörder? Nebenbei Gott, blablablub? Was auch immer, ich will nun wissen, was er mir – ausgerechnet mir – zu sagen hat. Aber es scheint noch zu dauern, was mich nervt,

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