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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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etwas anderes ... wie wäre es mit IHM?
    Als ich geparkt habe und an dem Reisebüro vorbeilaufen will, das ich problemlos gefunden habe, habe ich mich zwar längst noch nicht wieder abgeregt, aber meine Laune ist besser geworden – bedeutet, ich bin zwar immer noch gereizt, aber nicht mehr so destruktiv wie vorhin – zum Glück, denn als ich gerade auf dem Bürgersteig am Eingang zum Reisebüro vorbeilaufe, verlässt ER es gerade. Oh Shit! Ausgerechnet jetzt, wo ich nicht damit gerechnet habe ... hätte er nicht zum Beispiel morgen Abend kommen können? Da wäre ich sicher darauf vorbereitet gewesen, wir hätten essen gehen und reden können, zum Beispiel ... aber jetzt?
    Jetzt steht er mir so plötzlich gegenüber, dass ich gar nicht so recht weiß, was ich tun soll, völlig durcheinander bin. Die Ruhe, die er ausstrahlt, seine Gefasstheit, die ohne jegliche Emotion gestellte Frage »Was willst du?«, macht mich total fassungslos. Uhm... keine Ahnung ... Alles. Nichts. Mich entschuldigen. Wegrennen. Deine Nummer und Zeit zum Nachdenken? Es ist logisch, dass ich die nicht bekomme. Er verabschiedet sich von einem Typen aus dem Reisebüro, den ich erst jetzt bemerke. Der himmelt IHN an wie Chris oder Gregor mich ... eine Spur zu offensichtlich. Außerdem ist er tuntig und ... und ... er stört. Am liebsten würde ich ihn in den Laden schubsen und die Tür vor seiner Nase zuknallen.
    Ich spiele noch mit dem Gedanken, als ER versucht, sich an mir vorbeizuschlängeln, die Treppe runter, die ich halb versperre.
    »Fahrscheinkontrolleur, geh mir aus dem Weg!«, raunzt er mich an ... nicht laut, aber deutlich gereizt. Und ich weiche instinktiv zurück ... automatisch, aber hauptsächlich vor der Verachtung in seiner Stimme, in seinen Augen. Doch dann die Frage: Ist es wieder nur eine Vision? Einer meiner Engel in Verkleidung? Ich sollte es herausfinden ... ich werde es herausfinden ... ich packe ihn grob am Arm und kann ihn fühlen ... weiche, glatte Haut unter meinen Fingerspitzen, zum allerersten Mal. Dennoch bin ich nicht überzeugt, drücke ihn gegen die Hauswand. Als ob ich so verhindern könnte, dass er sich in Luft auflöst.
    Was er nicht tut, er ist wirklich hier ... real, und mein Verhalten ist total daneben.
    »Hey, Moment mal, was soll das?« Er ist überrascht, ich bin es auch. Wenn ich das nur wüsste.
    »Ich muss mit dir reden«, denke ich, sage ich, und will ihn fortziehen. »Komm mit.« Doch er reagiert nicht, statt dessen meldet sich die Reisebüro-Tunte zu Wort.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er unschuldig, trägt aber diesen Ich-bin-zu-allem-bereit-Blick zur Schau, als ich zu ihm rübersehe. Wenn er mich nicht so wütend gemacht hätte, würde ich ihn dafür glatt auslachen. Als ob das Hemd IHN retten könnte ... was im Übrigen ja auch gar nicht nötig ist.
    »Halt dich aus unseren Angelegenheiten raus!«, knurre ich deswegen, und kann gar nicht so schnell gucken, wie der warme Dienstleister hastig grüßt, zurücktritt und die Tür ins Schloss fallen lässt. Na bitte, geht doch. Zufrieden mit mir, dem Abgang des Typen und der Tatsache, endlich mit IHM allein zu sein, drehe ich mich um ... erstaunt, dass er so dicht vor mir steht ... verärgert, dass er vor mir zurückweicht. Was soll die Angst? Ich bin sie leid ... seine und meine, und beschließe, dass die Zeit reif ist für klare Worte.
    »So, jetzt hör mir gut zu, Condom-Boy«, beginne ich, und weiß nicht so recht weiter. Ich kann ihm ja schlecht erzählen, dass meine tote Tante mir erschienen ist ... und noch weniger, was sie mir gesagt hat. Okay, für den Anfang könnte ich mich natürlich bei ihm entschuldigen.
    Doch er gibt mir keine Chance dazu, sondern taucht blitzartig neben mir weg und flüchtet in ein Taxi, lässt mich vor verschlossenen Türen stehen ... meine Gefühle außer Kontrolle.

31
    Shahin
     
    Als wir schon drei Stunden suchen, bringt Marianne mich in das Reisebüro, in dem Doris ihre Teneriffa-Last-minute-Reise gebucht hat, weswegen sie seit Freitag im Urlaub ist und Marianne alleine fährt. Auch bei diesem speziellen Reisebüro habe ich keinen Erfolg. Statt dessen ist der Reisebüro-Typ ausgerechnet gay und anscheinend so was von im Notstand, dass er natürlich sofort zu baggern beginnt. Was hab’ ich nur verbrochen???
    Aber einen Flug hat er auch nicht für mich, und so lohnt es sich nicht, mehr als die ganz normale Standard-Höflichkeit an den Tag zu legen, zumal mir nach dem gestrigen Tag eigentlich nicht nach näherem

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