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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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sich Wut, aber auch Panik und vor allem Verzweiflung ab.
    »Was ist denn jetzt mit ihm los?«, denke ich, während Marianne auf ihn zugeht und ihn scheinbar unbeteiligt anspricht.
    ER ignoriert sie voll und kommt zu mir ans Fenster, das einen kleinen Spalt offen ist, vielleicht einen Zentimeter oder so. Trotzdem klopft er dagegen und ruft anklagend: »Ich will doch nur mit dir reden!«
    Ja, klar. Erzähl das deiner Großmutter. Marianne steckt derweil das K.-O.-Spray wieder weg und baut sich vor ihm auf. Er brummelt irgendwas von einer Jungkuh, die wieder auf ihre Weide gehen soll, in seinen nicht vorhandenen Bart, und schaut mir ins Gesicht. Fast tut er mir schon leid, aber Marianne rettet mich vor meinem Mitleid.
    »So, mein Freund, jetzt nimmst du ganz schnell die Griffel von meiner sauberen Scheibe und machst mal ein paar Schritte rückwärts, verstanden?«, sagt sie ihm, nicht ohne eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme. Als er nicht reagiert, wird Marianne energischer.
    »Hör’ zu, Kumpel.« Sie schnappt ihn sich und schiebt ihn unsanft an den Armen weg vom Taxi, gegen die Hauswand.
    »Du lässt meinen Fahrgast in Ruhe, sonst reiß’ ich dir die Eier raus – hast du DAS jetzt verstanden, oder brauchst du Nachhilfeunterricht??«
    Man sieht ihn so richtig nach Luft schnappen, damit hat er wohl nicht gerechnet. Kein Wunder, wenn eine kleine Frau dieses Kalibers plötzlich so ... ausrastet ...? Ich kann mir ein gewisses Grinsen nicht verkneifen. Aber – hat er etwa wirklich Angst vor mir? Sieht er mich als Gefahr?
    Und dann kommt der Knaller. ER behauptet, ich hätte angefangen. Ich??? Ich verfolge ihn??? Dann doch eher er mich, oder wie sehe ich das? Fehlt nur noch, dass er mit seinem Fuß auf dem Boden aufstampft.
    »Es ist nicht toll, laufend an jemanden denken zu müssen«, quengelt er noch hinter Marianne her, die inzwischen wieder völlig cool eingestiegen ist. Aus dem geöffneten Fenster rät sie ihm ganz trocken, seine Taktik zu ändern.
    »Süßer«, sagt sie, »Wenn du verliebt bist, dann sag das auch so.« Und dann gibt sie Gas.

32
    Brix
     
    Obwohl das Taxi längst weg ist, stehe ich immer noch hier, ein bisschen abseits vom Reisebüro, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen, paralysiert. Ich bin fassungslos über sein Verhalten ... und über meines.
    »Er hat angefangen«, habe ich der Tussi an den Kopf geworfen. Was war bloß mit mir los? Bin ich ein kleines Kind? Na ja, viel peinlicher geht’s ja wirklich nicht mehr. Und was war das überhaupt mit der Tussi? Die hat sich doch aufgeführt, als wäre er ein Superstar und sie sein Bodyguard, oder etwas Ähnliches. Na ja, ihren Zweck hat sie wohl erfüllt, denn ich habe mich verteidigt, gezwungenermaßen. Dass ich dabei allerdings zugegeben habe, dass ich ständig an IHN denken muss, schmeckt mir gar nicht. Fuck! Hoffentlich hat es niemand gehört ... außer IHM natürlich ... nicht, dass es etwas genutzt hätte. Dabei hat er mich doch überrascht, es ist ja nicht so, dass ich ihn verfolgt oder abgepasst hätte ... und eigentlich hätte ich ihm doch sowieso nur »Hallo« oder etwas Ähnliches sagen wollen – und mich entschuldigen, für den Schwachsinn, den ich bisher produziert habe.
    Jedenfalls kein Grund, seine Flucht zu erklären ... oder das Eingreifen dieser ... Furie. Ich denke, ich habe ihm schon genug wehgetan, und eigentlich jedes Mal ohne Grund. Womit meine Tante leider recht hat. Bei der Sache mit dem Schicksal aber irrt sie sich.
    Denn im Endeffekt kann das doch gar kein Schicksal sein, wenn es immer und immer wieder damit endet, dass er mich zu Dummheiten treibt, mich kindisch verhalten lässt, einer von uns beiden flüchtet, oder ich ihm – und das ist ja offensichtlich so – Angst mache? Also, da wir anscheinend sowieso nicht zusammenpassen ... würden? Ende der Überlegung! Ich halte inne, stelle fest, dass ich wohl in Gedanken weitergelaufen bin, und frage mich, wo ich gerade stehe, jedenfalls nicht mehr vor dem Reisebüro. Als ich mich umschaue, fällt mein Blick auf ein Gebäude aus der Gründerzeit, das mir bekannt vorkommt.
    »Berliner Bank« steht darauf und »Vermögensverwaltung« in kleineren Lettern, alles auf einem Metallschild an der Wand – und ohne es richtig zu begreifen, habe ich bereits das Gartentor durchschritten, und laufe durch den kleinen, parkähnlichen Garten auf die Eingangstür zu.
     
    Hallo-ho! Hatte ich nicht eben beschlossen, dass sich die Sache mit IHM erledigt hat ... haben sollte? Ich

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