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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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seufze, denn ich habe recht gehabt: Ich muss immer wieder an ihn denken, und das macht mich langsam aber sicher wahnsinnig. Ich will, dass das endlich aufhört, weswegen ich gerade quer durch die Stadt gefahren bin, bloß weil ich Ducky fragen wollte, ob ihm wieder eingefallen ist, woher er IHN kennt. Nicht, dass ich noch wirklich glaube, dass das noch viel bringt. Nicht nach meinem Auftreten von eben und seiner Reaktion auf mich. Aber so wie jetzt kann es doch auch nicht weitergehen, oder?
    Auch wenn mir absolut nichts einfällt, was ich statt dessen tun sollte. Vielleicht weiß Ducky ja doch irgendetwas. Außerdem bin ich jetzt schon da. Also klingele ich. Es scheint ein etwas exklusiverer Verein zu sein, wenn man da nicht so einfach hereinlaufen kann. Passt auf jeden Fall zu den Reden, die Ducky immer schwingt. Eine junge Frau in züchtigem mausgrauen Kostüm öffnet und führt mich in die Empfangshalle, die etwas überladen scheint ... überall Marmor, Chrom, goldene Zierleisten und in der Mitte ein Springbrunnen.
    »Kein Wunder«, überlege ich, als ich zur Rezeption geführt werde und mir als Erstes eine Tasse Kaffee angeboten wird. »Wer in diesem Schuppen arbeitet, der muss ja bescheuert werden.« Was soll’s, solange ich hier nicht arbeiten muss ... Rein gedanklich ist ER jetzt wichtiger, damit ich vielleicht irgendwann mal etwas anderes tun kann, als an ihn zu denken. Ich wende mich der Empfangsdame zu, lächle sie an und stelle mich vor: »Mein Name ist Brix Mendelssohn.« Sie wartet kurz ab, ob ich noch etwas sagen möchte – gut erzogen, die Kleine – und begrüßt mich dann ebenfalls.
    »Guten Tag, Herr Mendelssohn, willkommen bei uns. Darf ich fragen, ob Sie zu einer bestimmten Person möchten? Haben Sie einen Termin?«
    Jetzt wird’s blöd. »Ich möchte zu Ducky«, sage ich gedankenverloren. Sie stutzt, schaut mich irritiert an und antwortet dann: »Bedaure, Herr Mendelssohn, ich habe Sie nicht verstanden. Zu wem möchten Sie bitte?«
    Ups. Ich sehe sie verlegen an, lächle, um Zeit zu schinden, während ich versuche, mich an Duckys Nachnamen zu erinnern. Nicht, dass ich den wirklich wüsste.
    »Zu Herrn Dagobert uhm... lassen Sie mich nachdenken ...«
    Offensichtlich reicht das, ihr geht ein Licht auf. So, wie sie mich anstrahlt, ist das helle Leuchten hinter ihren Pupillen genau zu erkennen, man muss sie nur genau ansehen ...
    »Nun, Herr Mendelssohn«, flötet sie in ihrem freundlichsten Tonfall, »dann bleiben noch genau zwei Herren übrig. Und die werde ich nun für Sie anrufen.« Sie ist voller Verständnis für mich, den scheinbar so vergesslichen jungen Herrn aus reichem Haus, der sich den Nachnamen seines Anlageberaters nicht gemerkt hat, weil der ach-so-unwichtig ist. Oder was weiß ich, was die Schnecke sich zusammenreimt.
    Jedenfalls greift sie zum Hörer, telefoniert, und keine zwei Minuten später steht Ducky in der Halle, mit überraschtem Blick und weit ausgebreiteten Armen. Ich bin begeistert ... und seufze unmerklich, selbstverständlich lächelnd.
    »Schön, dich zu sehen, Brix«, ruft er jovial, als müsse selbst der letzte Sklave im Keller hören, dass Ducky einen Klienten empfängt. »Du und deine Finanzen sind bei uns in den allerbesten Händen. Komm mit, was darf ich dir anbieten?«
    Innerlich rolle ich mit den Augen und füge mich in mein Schicksal, das ich IHM zu verdanken habe. Argh.
    Duckys Büro lenkt mich erstmal von weiteren Überlegungen dieser Art ab, denn ich muss mich ganz darauf konzentrieren, mir mein Staunen nicht anmerken zu lassen. Mein eigenes Büro ist ein Drecksloch gegen Duckys... groß, hell, Fenster mit Blick zum angrenzenden Park, edler Schreibtisch mit PC, Hi-Fi-Anlage (wofür auch immer er die braucht, er soll ja arbeiten und keine Musik hören) und eine gemütliche Sitzecke, wo er mich Platz zu nehmen bittet. Ein junger Mann serviert Cognac, und als er hinter sich die Tür geschlossen hat, fragt Ducky: »Was führt dich zu mir, Brix? Nur die Anlagemöglichkeiten?«, und zwinkert mir verwegen zu. Da kommt mir der Alkohol gerade recht.
    »Der Typ aus der U-Bahn. Weißt du wieder, woher du ihn kennst?«, frage ich, betont gelangweilt ... eher am Rande, damit Ducky keinesfalls merkt, dass ER mich doch interessiert.
    »Nein«, meint er, »wieso?«
    Argh. »Weil...«, mir fällt irgendwie keine passende Ausrede ein. »Weil... ich was bei ihm vergessen habe und seine Adresse nicht mehr weiß.« Nicht, dass ich ihm auch nur eine Silbe davon glauben

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