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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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tun haben, denn er neigt den Kopf leicht, zieht eine Augenbraue nach oben, ganz Grandseigneur, und zuckt mit den Schultern.
    »Tut mir leid, junger Freund. Aber bedenken Sie, selbst der große Staatsmann und Präsident Russlands hat einst gesagt, dass das Leben diejenigen bestraft, welche zu spät kommen.«
    Okay. Nicht dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hätte. Dennoch beiße ich meine Zähne zusammen und unterdrücke den Drang, seinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen.
    »Nehmen Sie es locker«, fährt Alfaya fort. »Bedenken Sie doch einmal die Vorzüge der Situation. Sie können etwas Neues sehen, Museen, Kultur, frisches Weißbier, die herrlichen Berge ... und denken Sie doch mal an die Münchner Jungs ... Sie erweitern Ihren Horizont und werden reifer.«
    Jetzt versucht er auch noch, es mir als gut zu verkaufen – und alles auf seine billige, schmierige Art. Seine Anspielung auf die »Jungs« entgeht mir allerdings im Moment, ebenso wie die Tatsache, dass er mich schon wieder mit seinem Blick auszieht.
    Ich sag nur Weißbier ... ekelhaftes Gesöff. Ich und Berge ... von wegen. Bayerische Tucken ... alleine die Sprache zieht mir die Schuhe aus ... mal abgesehen von Lederhosen und Trachtenhüten. Innerlich verdrehe ich meine Augen, äußerlich wird mir allerdings klar, worauf das hinausläuft. Er will, dass ich kündige, und genau das kann er knicken. Bedeutet, ich werde jetzt eine gelassene Miene aufsetzen und ihm zusagen.
    »Okay – steht der Deal mit München? Da wollte ich schon immer mal hin«, sage ich und kriege sogar ein einigermaßen passables Lächeln auf meine Lippen. Er nickt, macht sein irgendwie tuckiges Aktenköfferchen auf und zieht einen vorbereiteten Arbeitsvertrag heraus. Plus Aufhebungsvertrag für Berlin. Aha ... eben war es noch ein Tipp, und wie zufällig ist schon alles vorbereitet? Mal sehen ... tausend Euro netto mehr macht achttausend im Monat, drei Monate Probezeit in München, fünfzigtausend Abfindung für Berlin ... okay, das hört sich doch vernünftig an. Ich lächele locker und unterschreibe beide Verträge.
    »Willkommen im Club«, meint er und ruft nach Nina. Ihr sagt er, dass ich in Zukunft von allen Aufgaben als Koordinator Lizenzen freigestellt bin, weil ich nächstes Jahr nach München wechsele, und mich ganz in Ruhe auf meinen neuen Job vorbereiten soll. Dann dreht er sich wieder zu mir um und doziert belehrend: »Lizenzmanagement ist nämlich was anderes als Content Management, und bei so einem Label wie unserem will das gelernt sein.«
    Ach nein, ehrlich? Ich hab ja ganz vergessen, dass ich blöde bin. Und außerdem ... es ist doch sowieso fraglich, ob das alles nötig wird. ICH sehe mich nämlich noch nicht in München, ganz im Gegenteil. Meine Unterschrift bedeutet nämlich nichts, gar nichts. Das Einzige, was sie wirklich bedeutet, ist der Zeitvorsprung, den sie mir verschafft, den ich brauche, um mir einen anderen, besseren Job zu suchen. Und wenn ich den dann gefunden habe, bin ich hier weg, da bin ich sicher! Und wie!
    Und es dauert nicht lange, da sieht mein Chef, wie schnell so was geht. Als er in mein Büro kommt, sind meine Sachen längst gepackt, und ich habe meine letzte, noch zu erledigende Arbeit an meine Mitarbeiter verteilt. Schade eigentlich, gerade die heiklen Angelegenheiten hatten ihren Reiz, aber den haben neue Aufgaben auch. Und da ich vorhabe, hier in der kurzen Zeit, die mir noch bleibt, noch so viel Know-how wie möglich mitzunehmen, werde ich meine Aufmerksamkeit in nächster Zeit auf zwei Dinge konzentrieren. Lernen, was wichtig ist, um in einem anderen Unternehmen Karriere zu machen ... und natürlich, mich nach diesem möglichst anspruchsvollen und lukrativen anderen Job umzusehen.
     
    Wie ich gerade in meinem Chefsessel sitze, auf meinen leeren Schreibtisch starre und im Geist alle Unternehmen durchgehe, die in Frage kommen, kommt Alfaya in mein Büro. Was ist denn jetzt noch? Er nervt, vor allem, als er um meinen Schreibtisch herumgeht und sich auf meiner Seite auf die Schreibtischkante setzt. Dabei schaut er mich an, als wäre ich Beute, und wenn ich nicht zu ihm hochgucken will, zwingt er mich, auf seinen Schritt zu schauen. Buäh.
    »Ich bin ja von nun an öfter in Berlin«, sagt er, und lächelt dabei sein Haifischlächeln, das er normalerweise Kunden schenkt, die er abzockt ... er zeigt seine Zähne. Und er ist wirklich widerlich. Alleine seine Körperbehaarung, sie scheint zuzunehmen. Glücklicherweise ist er so

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