Poison (German Edition)
würde, aber Ducky kauft es mir ab.
»Na«, meint er väterlich (*würg*), »das ist doch überhaupt kein Problem für mich. Dann habe ich aber was gut, wie?«
Innerlich knirsche ich mit den Zähnen, lächle ihn aber an. »Klar, Ducky.« – »Ein Bekannter von mir hatte zufällig gestern Dienst, und er hat bestimmt die Daten mitbekommen ... auf der Wache. War ja noch ’ne tolle Nummer, wie dein Ex-Kollege den mit auf die Polizei geschleppt hat. Mann, Mann, Mann. Also, ich hätte mir das an dessen Stelle ja lieber in Naturalien ausbezahlen lassen.«
Sein anzügliches Grinsen entgeht mir völlig, ich denke nur: »Polizei, oh Shit!« Kein Wunder, dass ER so panisch reagiert hat, und ein Zeichen dafür, dass Kalle wirklich das volle Programm gefahren hat. Hoffentlich hat er es nicht geschafft, IHM die 100 Euro aus der Tasche zu ziehen.
»Es wäre jedenfalls nett von dir, wenn du mir den Namen und die Adresse geben könntest. Und vielleicht noch ein paar Infos über ihn ... rein interessehalber«, sage ich und versuche, meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen.
»Klar«, sabbelt Ducky, »für dich doch immer, Brix.«
Schleim weiter, Dagobert von Mahlzahn. Kein Wunder, dass in der Szene niemand deinen richtigen Namen kennt ... kannte. Ich bin ja nicht blöd, ich habe das Türschild gelesen. Mahlzahn – ich lach mich tot – wie der Drache bei Jim Knopf ... oder wie Raffzahn, was zum Ambiente passen würde.
Oh Mann! Allein dieser billige Versuch, mich abzulenken ... ich verliere an Qualität, denn es funktioniert nicht. Bevor ich es auch nur ansatzweise verhindern kann, muss ich schon wieder an IHN denken. »Wie kann ich das nur wieder gutmachen?«, überlege ich krampfhaft, komme aber zu keinem Ergebnis. Währenddessen telefoniert Ducky mit seinem Bekannten. Irgendwie scheint er da jedoch gerade Stress zu bekommen, denn er windet sich, ganz anders als sonst, erzählt irgendwas von »wichtig«, »dringend«, »eine Ausnahme machen«, »für einen guten Freund« und solches Blabla, aber scheint nicht so wirklich Erfolg zu haben, und sein frustrierter Gesichtsausdruck spricht Bände.
»Hoffentlich kriegt er trotzdem was über Condom-Boy raus«, hoffe ich stumm.
Ducky seufzt, als er auflegt, und sieht nicht so wirklich glücklich aus. »Tja, den Namen hab’ ich, aber sonst sagt mein Bekannter nix. Es hätte genügend Ärger mit ihm gegeben. Er heißt übrigens Shahin El Houssaine... keine Daten über ihn im Rechner. Sie mussten im Polizeipräsidium in Bonn anrufen, und ihn anschließend gehen lassen. Komische Sache«, erzählt Ducky, und verfällt dann in Schweigen. Ich auch. Null Informationen über IHN ... uhm... Shahin hier bei den Bullen, aber in Bonn. Merkwürdig. Shahin... sein Gesicht erscheint vor meinem geistigen Auge, ich finde, der Name passt zu ihm, auch wenn ich nicht weiß, was er bedeutet ... noch nicht.
Ducky schnippt mit den Fingern und schreckt mich damit aus meinen Überlegungen. Er hat offenbar eine Idee, sagt, er macht ganz einfach eine Schufa-Abfrage, um zu sehen, was ER so für Konten hat. Dann setzt er sich an seinen Computer, tippt ein paar Sachen ein, wartet, studiert die Bildschirmanzeige und pfeift leise zwischen den Zähnen. »Dicker Fisch«, grinst er mir zu, und winkt mich zu sich. »Schau her.«
Ich schaue ... und präge mir seine Adresse ein ... »Am Park«, das ist bei mir um die Ecke, nur ein paar Meter entfernt. Ich Fass es nicht. Wieso haben wir uns nie getroffen? Er lebt schon seit drei Monaten dort, in einer Eigentumswohnung, die er – ohne Kredit – gekauft hat. Beeindruckend.
Er ist gerade mal 25, hat aber schon vier Konten und die dazugehörigen Karten, Amex, VISA, MasterCard, alles in Gold. Bei der Berliner Bank hat er auch ein Konto, ebenso bei der Baden-Württembergischen Landesbank, der UBS Bank AG (eine Schweizer Privatkundenbank, bei der man echt Kohle haben muss, sagt Ducky) und bei der Deutschen Bank.
»Was ist dein Geheimnis, Condom-Boy?«, frage ich mich in Gedanken.
»Die Mastercard-Umsätze krieg’ ich alle und die auf seinem Konto bei uns«, meint Ducky, tippt in einem anderen Programm herum, und ist in der Eingabemaske der GZS, der Gesellschaft für ZahlungsSysteme, dem größten Provider für Kreditkarten Deutschlands. Da gibt er dann SEINE Kreditkartennummern ein, während ich über Duckys Schulter schaue ... und ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Keine einzige benutzt innerhalb der letzten sechs Monate, trotzdem nirgends ein Limit unter
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