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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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Verdammt, sein Handy ist ausgeschaltet, ärgere ich mich. Okay, dann eben später ... oder anders. Ja! Bevor ich an der ersten Ampel zum Stehen komme, weiß ich, wohin ich fahre ... direkt nach Hause. Na ja, fast. Vorher werde ich noch woanders vorbeischauen ... »Am Park«.

33
    Shahin
     
    Und ich bin baff. Da treffe ich statt dessen IHN und flüchte das erste Mal – irgendwie hab’ ich das Gefühl, jetzt wäre ich zur Abwechslung mal hilflos und könnte ihn gerade total verstehen.
    »Marianne?« Ich schaue sie an. »Ich hab’ ne Idee.« – »Was?«, fragt sie mich. Ich grinse spitzbübisch, aber das ist nur eine Maske.
    »Du würdest mich doch bestimmt zum Flughafen oder zum Bahnhof fahren, oder?«
    Sie nickt.
    »Hast du sonst etwas vor bis Mittwochabend?«
    Sie schaut in ihren Kalender, aber da steht nichts. Also buche ich uns kurz entschlossen zwei Einzelzimmer im Arabella Congress in München. Dann gehe ich mit Marianne einen Tee trinken, und erkläre ihr, dass sie mich bitte heute Abend nach München fährt, da bleibt, und am Mittwoch Mittag wieder zurück. Eine bessere Ablenkung gibt es nicht für mich. Und alleine sein mag ich auch nicht, nicht jetzt, nicht heute.
    »Die Frage, ob du das ernst meinst, stell ich dir aber nicht«, meint sie dann trocken. »Hast du einen Führerschein?«, fragt sie mich. Ich nicke. »Prima. Dann fährst du aber auch ein Stück«, sagt sie lapidar, und trinkt einen Schluck von ihrem Tee.
    Okay, dann habe ich das erste Problem gelöst. Nach dem Tee fahren wir zu meiner Bank und heben dreitausend Euro in kleinen Scheinen von meinem Konto ab. Spätestens jetzt hat Marianne begriffen, dass ich es ernst meine, das sehe ich an ihrem Blick. Als wir wieder im Auto sitzen, fragt sie mich, woher ich das Geld habe. Ich weiche ihr erst aus, nehme sie dann mit in meine Wohnung, zeige ihr, wie ich wohne, und dann erzähle ich ihr von meinem Job. Von meinen Regeln, meinen Prinzipien, Gefühlen und meiner Zukunft. Wir sitzen – beide mit ausgeschalteten Handys – auf meiner Couch, lachen, reden und trinken Tee. Und selbst wenn ER mich jetzt gerade anrufen würde, es würde mich nicht stören. Dann packe ich meine Sachen, und wir fahren zu Marianne. Sie wohnt auch nicht schlecht, mit ihrer Schwester zusammen in einem alten Häuschen am Wannsee. Während sie packt, schmökere ich in ihren Büchern. Dann fahren wir zusammen zur Tankstelle und tanken den Mercedes voll, bevor wir uns auf den Weg nach München machen. Während der Fahrt reden wir, hören Musik, tratschen über die Männer und lachen, bis Marianne kurz vor Nürnberg müde wird. Nun ist es an mir, die E-Klasse zu fahren. Nicht, dass ich nicht Auto fahren könnte, ganz im Gegenteil. Dass ich auch einen Taxischein habe, erwähne ich allerdings bewusst nicht. Mein bester Freund hatte einen Audi, einen A 6, auch ein Riesen-Schiff, das ich oft gefahren bin. Das Auto fahren passt nur irgendwie nicht zu Berlin, und auch nicht zu meinem ganz persönlichen Stil. Keine Ahnung, woran das liegen könnte.

34
    Brix
     
    Die Tage vergehen wie im Fluge, und ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, was genau an welchen Tagen passiert ist. Nachdem ich bei Ducky weg bin, überfällt mich wieder dieses komische Schwächegefühl. So, als hätte ich mir eine Grippe eingefangen, aber ich beschließe, sie zu ignorieren, so, wie ich bisher jede Grippe, die ich jemals hatte – wann hatte ich die Letzte? Vor drei, vier Jahren ... – erfolgreich wegignoriert hatte. Die einzige Schwäche, die ich mir leiste, ist, bei diesem Gemüseladen anzuhalten, mir ein paar Äpfel, frische Bananen und zwei Flaschen Orangensaft zu kaufen, bevor ich in Richtung Heimat fahre und auf der Schlossstraße kurz entschlossen nach rechts, in die Straße »Am Park« abbiege. Mal sehen – Hausnummer sieben, das ist direkt am Rondell. Am Klingelschild drei Namen und drei, nein, vier Stockwerke. »El Houssaine« steht ganz oben, also im zweiten oder dritten Stock. Unten »Müller« und in der Mitte »Wenze, Boller, Smedman, Trotha« – eine WG, nehme ich an. Während ich das Klingelschild studiere und noch mit mir ringe, ob ich klingeln soll, geht die Tür neben mir auf und zwei Leute stehen vor mir. Eine junge Frau, blond, Cordjacke, und ein Typ mit langen blonden Haaren, Jeansjacke und Palästinenserschal, also Alternative. Das Mädchen – sie ist keine 25 – läuft an mir vorbei, der Typ – auch nicht viel älter – stutzt, mustert mich und erkennt wahrscheinlich den

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