Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
Vom Netzwerk:
einfach folgen, und mir das nehmen, was er mir noch schuldet ... seinen delikaten, perfekten Hintern. Nein, nicht nur das. Ich will IHN, wird mir bewusst. Ich starre ihm hinterher, verstehe nicht, warum er mich so reizt, so anmacht? Verdammt, wenn er nicht will, dann eben nicht. Wer nicht will, der hat schon. Sein Pech, wenn er auf mich verzichtet. Oder? Das kümmert mich doch sonst auch nicht, zumal ich mir eben einfach den Nächsten greife ... oder die Nächsten. Andere Mütter haben auch schöne Söhne. Aber wieso habe ich dann diese verdammte Wut im Bauch? Und dieses Prickeln noch tiefer? Es drängt mich zurück an die Bar! Und weshalb mache ich mir solche Gedanken? Ist doch nicht das erste Mal, dass ich meinen Schwanz entscheiden lasse. Der wiederum macht mir schmerzhaft klar, was er will – und wen. IHN. Okay, dann werde ich wohl nachgeben müssen.
    Als Nächstes greife ich nach den beiden Händen, die unter meinem Hemd meine Brust streicheln, um sie festzuhalten und wegzuziehen, während ich ihm weiter nachschaue. Aber dadurch wird mir klar, dass das nicht mehr ich bin. Klar bin ich scharf auf Condom-Boy, aber deshalb würde »ich« doch niemals die beiden Jungs abblitzen lassen. Condom-Boy könnte ich mir später auch noch schnappen, wobei die Betonung auf »könnte« liegt. Meine Gier nach ihm ist jedoch so stark, dass mir fast schlecht wird. Die Erkenntnis, dass ER mir gehört, mir gehören sollte, ergibt jedoch keinen Sinn, denn ich stelle keine Besitzansprüche. Habe ich nie, werde ich auch nie. Das Schlimmste für mich ist aber was anderes: Anscheinend belüge ich mich selbst. Weil ich höre nicht auf meinen Schwanz, sondern ich rede es mir nur ein. Fakt ist, dass das Gefühl, der Drang, ihm zu folgen, aus meinem Innersten, aus meinem Bauch kommt. Gefühl! Genauer brauche ich es gar nicht zu wissen. Das schmeckt nach Ärger, nach Stress, und den brauche ich nicht. Also muss ich ausweichen, etwas anderes suchen, um mich daran festzuhalten, bis das vorüber ist. Da kommen die beiden Hotties gerade recht. Also stoße ich ihre Hände nicht von meinem Körper, sondern dirigiere sie nur um. Zu meinem besten Stück, ehe ich mein Hemd ausziehe, sie sanft aber bestimmt näher zu mir ziehe, um ihre Lippen auf mir zu spüren ... und Lust, statt dieser widerlichen Sehnsucht.

6
    Shahin
     
    »Dieses Arschloch«, denke ich, als ich nach einer knappen Stunde wütend und frustriert die Disco verlasse. »Wahrscheinlich hat er da drin gerade weitergemacht – und ich war gerade gut genug für die erste Runde. Was ist nur mit mir los?«, frage ich mich, schaue an mir herunter, stelle aber keinen offensichtlichen Makel fest, der eine sinnvolle Begründung dafür abgibt, dass er mir nicht gefolgt ist – außer, ich bin nicht sein Typ. Wenigstens weiß ich jetzt, dass er schwul ist. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich rattenscharf auf den Typen bin, und er mir gerade zum zweiten Mal an diesem Abend einen Korb gegeben hat. Mir, wohlgemerkt, nicht dem Dorfbuben aus der brandenburgischen Uckermark, sondern mir. Auf dem Fußweg zum Taxistand – denn ich brauche jetzt frische Luft zum Nachdenken – rege ich mich aber wieder so weit ab, dass ich sogar schon wieder anderen Jungs nachschaue. Nichtsdestotrotz, der Frust bleibt.
    Ich nehme ein Taxi, das eine junge Frau steuert. Ich fahre lieber mit Frauen, sie sind nicht so aggressiv, was das Fahren angeht. Und sie lassen mich in Ruhe, heißt: Sie baggern mich nicht an, wie so mancher Taxifahrer, wenn sie denken, du bist schwul und nimmst jeden Kerl – die Pakistani sind die Schlimmsten – den meisten ist es egal, ob sie in einer Frau stecken oder in einem Kerl, Hauptsache, sie dürfen überhaupt mal ’ran. Und Schwule nehmen in deren Augen sowieso jeden, egal, wie alt, dick und ungepflegt er ist. Nicht dass ich was gegen Dicke hätte – mein bester Freund war auch ziemlich mollig. Ein ganz lieber Mensch, leider ist er mit 27 an einer Nierenerkrankung gestorben, die auch der Grund für sein Übergewicht war. Aber wer schon mal mit einem Dicken, der nach Schweiß, Curry und vier Wochen lang getragener Unterwäsche riecht, in einem Auto gesessen hat, weiß, was ich meine. Und so was passiert mir mit Frauen eben nicht. Die hier ist eine ganz Nette, hat sofort gemerkt, dass ich schwul bin, lästert an allen Ampeln mit mir über die Typen, die am Steuer ihrer aufgemachten Karren den Breiten herauskehren. Als das Wort »Potenzkrücke« fällt, frage ich mich insgeheim,

Weitere Kostenlose Bücher