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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Qualität, welche die vom Ministerium für Elektrotechnik erstellte Hochtechnologie bisweilen auszeichnete.
    »Wale und Delphine klingen wie Richtbaken in großer Tiefe. Es gibt Wale, die bis an die tausend Meter weit erkennbar sind - tiefe Baßtöne in der typischen Langwellenfrequenz. Daneben melden sich andere Fische, Robben, die Fischen nachjagen, Walrösser, die mit ihren Stoßzähnen den Meeresboden aufwühlen. Das alles hört sich an wie ein großes Orchester, das unermüdlich seine Instrumente stimmt. Und dann, auf einmal ertönt mittendrin ein ganz eigenartiges Zischen, das nicht dazugehört.«
    »Sind Sie am Ende Musiker?« fragte Arkadi.
    »Als Kind dachte ich, ich wäre zum Cellisten berufen.«
    Arkadi sah auf die Monitore, beobachtete das dreifache Bild orangefarbener Fischschwärme, die in einem grünflimmernden Ozean emporstiegen. Die weiße Kuppel war mit Klammern befestigt, ließ sich also offenbar abnehmen. Was hätte Hess auch tun sollen, wenn die Winsch gewartet werden mußte, etwa einen Taucher hinunterschicken?
    »Was glauben Sie, warum ich Sie von der Schmutzbrigade abziehen ließ?« forschte Hess. »Ich will es Ihnen sagen, mir war etwas höchst Verdächtiges zu Ohren gekommen: daß nämlich dieses tote Mädchen, diese Sina, die Angewohnheit hatte, jedesmal, wenn die Eagle uns ein Netz lieferte, an die Heckreling zu laufen. Warum? Um einem jungen Aleuten zuzuwinken? Nun, wir glauben doch wohl beide nicht an solche Kindereien. Die einzig denkbare Lösung war die, daß sie Kapitän Morgan signalisierte, ob wir das Kabel ausgefahren hatten oder nicht.«
    »Ist es denn sichtbar?«
    »Bei den Tests hatten wir nicht den Eindruck, aber sie muß irgendwie gemerkt haben, daß außer Morgans Netz da noch was anderes im Wasser war.«
    »Wie ich höre, ist er ein guter Fischer.«
    »George Morgan hat im Golf von Thailand gearbeitet, vor Guantanamo und Grenada. Mit dieser Erfahrung sollte er sein Handwerk verstehen. Darum habe ich ja auch anfangs die Untersuchung befürwortet. Weil ich es für ratsam hielt, die Wahrheit so bald wie möglich ans Licht zu bringen und den Verräter zu entlarven. Aber ich muß Ihnen sagen, Renko, daß es für meinen Geschmack inzwischen schon zu viele Leichen gegeben hat. Erst das Mädchen, dann Wolowoi und der Amerikaner. Und Sie schlängeln sich in allen Fällen rein und raus, ohne daß man Sie zu fassen bekäme.«
    »Sinas Tod kann ich aufklären.«
    »Und auch, wie unser Erster Maat zu Röstfleisch wurde? Nein, wir wollen das Wladiwostok überlassen. Mittlerweile haben sich zu viele Fragen angesammelt, einschließlich der, wie Sie in die Sache verstrickt sind.«
    »Jemand versucht mich umzubringen.«
    »Damit können Sie bei mir nicht landen. Sina-Susan-Morgan, das ist die Kette, an der ich interessiert bin. Sehen Sie zu, daß Sie sich da irgendwie reinfinden, und Sie haben mein Interesse gerechtfertigt. Alles übrige geht mich nichts an.«
    »Es kümmert Sie also gar nicht, was mit Sina geschehen ist?«
    »Für sich genommen? Natürlich nicht.«
    »Und wie steht es mit Beweisen für Schmuggel an Bord? Würde Sie das interessieren?«
    Hess wehrte entsetzt ab. »Um Himmels willen, nein! Das wäre doch bloß eine Einladung für den KGB, seine Nase in die Angelegenheiten des Nachrichtendienstes zu stecken. Renko, versuchen Sie doch mal, den Blick über solche Bagatellfälle zu erheben. Liefern Sie mir was Handfestes!«
    »Zum Beispiel?«
    »Susan. Ich habe Sie beide in Dutch Harbor beobachtet. Renko, Ihr angekränkelter Charme ist offenbar irgendwie unwiderstehlich. Susan jedenfalls hat Feuer gefangen. Machen Sie sich an das Mädchen ran. Geben Sie mir was gegen sie und Morgan in die Hand, und ich lasse eigens für Sie einen Kahn kommen, der Sie hinbringt, wohin immer Sie wollen.«
    »Was hätten Sie denn gern? Belastende Schriftstücke? Geheimcodes?«
    »Wir werden noch mal Wanzen in ihrer Kabine anbringen, oder wir könnten Ihnen unauffällig einen Sender mitgeben.«
    »Es gibt unendlich viele Wege und Möglichkeiten, wie wir’s anstellen könnten.«
    »Wir richten uns da ganz nach Ihnen.«
    »Ach, wissen Sie, eigentlich möchte ich doch lieber verzichten«, sagte Arkadi nach einiger Überlegung. »Im übrigen wollte ich ganz etwas anderes hier bei Ihnen.«
    »Warum sind Sie gekommen?«
    Arkadi stand auf, um die dunklen Winkel des Kettenkastens besser überblicken zu können. »Ich wollte bloß sehen, ob Sinas Leiche zunächst hier versteckt gehalten

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