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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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wurde.«
    »Und?«
    Die Beleuchtung war trübe und schwach, doch der Raum war auch sehr klein. »Nein«, entschied Arkadi.
    Die beiden Männer sahen einander an, Hess mit der traurigen Miene desjenigen, der mit vertraulichen Mitteilungen und lukrativen Angeboten auf taube Ohren gestoßen ist.
    »Bagatellfälle sind meine Passion«, erklärte Arkadi wie entschuldigend.
    Die Luke sprang auf.
    »Warten Sie noch«, rief Hess, als Arkadi sich schon zum Gehen wandte. Der kleine Mann kramte in einer Schublade und brachte abermals einen glänzenden Gegenstand zum Vorschein. Diesmal war es Arkadis Messer. Hess reichte es ihm. »Staatseigentum, nicht wahr? Viel Glück.«
    Im Hinausgehen sah Arkadi sich noch einmal um. Unter dem schwarzweißen Monitor wirkte Anton Hess müde und erschöpft. Die farbigen Bildschirme daneben schienen in ihrer bunten Fröhlichkeit deplaziert, als wären sie auf eine glücklichere Wellenlänge geschaltet. In ihrem Lichtschein ähnelte die im schalldichten Boden versenkte Kuppel der Spitze eines rohen Eis, das der Flotteningenieur behutsam um die Welt bugsierte.
    Der Regen peitschte fast horizontal aufs Deck der Polar Star nieder, wo die Tropfen im Nu zu weichem, matschigem Eis gefroren. Die Mannschaft war unermüdlich im Einsatz, um das Schiff mit Frischdampf aus den Boilern eisfrei zu spritzen, und das Trawldeck rauchte, als hätte es Feuer gefangen. Überall waren Seile gespannt, und die Männer klammerten sich daran fest, um nicht hinzufallen. Mit ihren Südwestern über pelzbesetzten Kapuzen sahen die Leute aus wie sibirische Bautrupps, das heißt alle außer Karp, der immer noch bloß im Pullover arbeitete, so als könnte die Kälte ihm nichts anhaben.
    »Nun mal ganz ruhig!« Karp streckte dem näher kommenden Arkadi mit großer Geste die Hand entgegen. An einer Schlaufe im Gürtel des Trawlmasters baumelte ein Funkgerät. »Genießen Sie das erfrischende Klima des Beringmeers.«
    »Sie haben mich gar nicht mehr verfolgt.« Arkadi zählte das Deckteam, um sicherzugehen, daß Karps Männer auch alle in Sicht waren. Zu beiden Seiten des Decks türmte sich Schellfisch fast bis über den Rand der Bunkerschotten. Im rauchenden Dunstschleier, vom gefrierenden Regen glasiert, funkelten die Fische im Schein der Lampen wie silberne Rüstungen.
    »Ach, das hat keine Eile.« Karp grinste. »Schließlich können Sie ja von hier nicht türmen, stimmt’s?« Der Trawlmaster holte einen Flaschenzug am Seil herunter und begann, mit dem Griff seines Messers das Eis von der Rolle zu schlagen. Der Kranführer war nicht in seiner Kabine. Wegen der Eisdecke kamen keine Fangboote längsseits. Die Sicht auf dem dampfenden Deck betrug zeitweise keine fünf Schritt. »Vermutlich könnte ich Sie jetzt gleich über Bord werfen, und kein Mensch würde was mitkriegen.«
    »Und wenn ich nun aufs Eis aufschlüge und nicht unterginge?« wandte Arkadi ein. »Man muß so eine Sache immer bis zum Ende durchdenken, Korobets. Ihr Fehler ist, daß Sie zu impulsiv sind.«
    Karp lachte. »Nerven wie Drahtseile, die haben Sie, das läßt sich nicht leugnen.«
    »Welche Äußerung Wolowois hat Sie eigentlich so in Rage gebracht, daß Sie ihn erstochen haben?« fragte Arkadi. »War es seine Drohung, er würde das Schiff auseinandernehmen, wenn wir nach Wladiwostok zurückkommen? Die Gefahr haben Sie mit dem Mord nicht gebannt. Im Gegenteil! Der KGB wird uns jetzt erst recht unter die Lupe nehmen, sowie wir in den Hafen einlaufen.«
    »Ridley wird aussagen, daß ich den ganzen Abend mit ihm zusammengewesen bin.« Karp kratzte die letzten Eisreste mit der Klinge aus den Ritzen. »Und was Wolowoi angeht, so machen Sie nur einen Muckser, und Sie können den Fischen guten Tag sagen.«
    »Vergessen wir mal Wolowoi.« Arkadi zog eine Papirossa aus der Tasche, eine jener Zigaretten, die gegen Regen, Graupel, ja selbst Schneeschauer gefeit waren. »Ich bin nach wie vor an Sina interessiert.«
    Bis zur Hüfte in dampfende Wolken gehüllt, arbeitete Pawel sich mit einem Schlauch, aus dem ein heißzischender Wasserstrahl spritzte, an die Reling vor. Karp winkte ihn zurück. »Und wieso interessieren Sie sich so für Sina?« fragte er Arkadi.
    »Ganz einfach. Was immer sie gedreht hat, sie muß einen Partner gehabt haben. Sie hat nämlich nie allein operiert. Also habe ich mich auf dem Schiff umgesehen, und ich stelle fest, der einzige, mit dem sie zusammengearbeitet haben könnte, sind Sie. Aber Slawa haben Sie erzählt, Sie wären kaum mit ihr

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