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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Amnestie gegeben hat, aber die ist nicht zu vergleichen mit der unter Chruschtschow, als wir alle und jeden laufen lassen mußten. Nein, als .«
    »Wir verlieren die Verbindung«, sagte Nikolai.
    »Sie sagten eben, Sina habe sechs Monate auf dem Frachter gearbeitet, aber in ihrem Soldbuch steht, sie sei drei Jahre bei der Schwarzmeerflotte gewesen«, versuchte Arkadi es weiter.
    »Schon, aber nicht als Küchenhilfe. Sie … mit … Empfehlungen und den üblichen Meistertiteln …«
    »Titel? War sie etwa eine Sportlerin?«
    »Aber ja, sie war eine ausgezeichnete Schwimmerin.« Auf einmal kam die Stimme des Obersten wieder klar und dröhnend aus dem Äther. »Sie ist überall auf Wettkämpfen für die Schwarzmeerflotte an den Start gegangen. Und davor ist sie für ihre Berufsschule geschwommen. Es gab Leute, die meinten, sie hätte bei der Olympiade mitmachen können, wenn sie nur disziplinierter gewesen wäre.«
    »Ein zierliches Mädchen, dunkles, aber blond gefärbtes Haar?«
    Arkadi konnte es kaum glauben, daß sie beide über dieselbe Frau sprachen.
    »Das ist sie, aber ja. Nur war ihr Haar damals wirklich noch dunkel. Hübsches Ding eigentlich, bis auf die billige . ausländische .   Hallo? .   Re .«
    Die Stimme des Obersten schwankte wie ein Schiff im Sturm und verlor sich dann in immer dichter werdenden Nebelbänken atmosphärischer Störungen.
    »Er ist weg.« Nikolai wies auf die Nadel, die völlig im Aus pendelte.
    Arkadi legte den Hörer auf die Gabel und lehnte sich zurück, ängstlich beobachtet von dem jungen Leutnant. Nikolai hatte auch allen Grund zur Besorgnis, denn es war eine Sache, wenn ein potenter junger Funker eine rechtschaffene Sowjetbürgerin in eine geheime Nachrichtenstation einschleuste, um sie auf die Pritsche zu bekommen, aber dafür, dieses Versteck an einen Kriminellen zu verraten, gab es einfach keine Entschuldigung mehr.
    »Es tut mir wahnsinnig leid.« Nikolai konnte die Spannung nicht länger ertragen. »Ich wollte Sie schon viel früher in den Funkraum holen, als die Verbindung noch besser war, aber es gab soviel Trubel wegen eines Netzes, das wir verloren haben. Ich mußte Gespräche zur Flotte und nach Seattle durchstellen. Es war das letzte Netz, das die Merry Jane noch hatte.«
    »Thorwald?«
    »Der Norweger, ja. Er gibt uns die Schuld, aber wir machen ihn verantwortlich, weil er versucht hat, mehr als die maximal zulässige Ladung zu übergeben. Dabei hat er sein Schleppnetz samt Ausrüstung eingebüßt, und wegen des Eises ist es wohl unmöglich, das Zeug wiederzubekommen, und so muß Thorwald umkehren - zurück nach Dutch Harbor.«
    »Dann bleibt uns also nur noch die Eagle?«
    »Die Gesellschaft hat bereits drei weitere Fangboote zu uns in Marsch gesetzt. Sie können es sich nicht leisten, ein Fabrikschiff wie das unsere von einem einzigen Trawler abhängig zu machen.«
    »Hat Sina erzählt, daß sie eine so großartige Schwimmerin war?«
    Nikolai räusperte sich. »Sie hat bloß mal erwähnt, daß sie es kann.«
    »Damals im Restaurant, im Goldenen Horn, war da noch jemand bei ihr, der jetzt mit uns auf dem Schiff ist?«
    »Nein. Hören Sie, ich muß Sie nach Ihrem Bericht fragen. Was werden Sie über mich schreiben? Sie scheinen einfach alles zu wissen.«
    »Wenn ich alles wüßte, würde ich keine Fragen mehr stellen.«
    »Jaja, aber werden Sie mich in Ihrem Bericht erwähnen?«
    Nikolai rückte näher. Er gehört zu denen, dachte Arkadi, die versuchen, ihre Noten verkehrt herum vom Lehrerpult abzulesen. »Ich habe vielleicht kein Recht, danach zu fragen, aber ich bitte Sie zu berücksichtigen, was mit mir geschehen wird, wenn Sie sich in Ihrem Bericht nachteilig über mich äußern. Es geht mir dabei gar nicht um mich. Meine Mutter arbeitet in einer Konservenfabrik. Ich schicke von jeder Stoffration, die uns die Marine zuteilt, einen Ballen nach Hause, und sie näht daraus Röcke und Hosen, die sie an Freunde verkaufen kann. So kommt sie über die Runden. Meine Mutter lebt nur für mich, und eine so schlimme Sache würde sie umbringen, verstehen Sie?«
    »Soll das etwa heißen, daß ich die Verantwortung tragen würde, wenn dieser Amtsmißbrauch die arme Frau in den Tod treiben würde?«
    »Natürlich nicht! Nein, so habe ich das doch nicht gemeint!«
    Wladiwostok würde Sinas Bänder abhören, ganz egal, was mit Arkadi passierte. Schon allein ihr Besuch im Bugraum würde den Leutnant hinter Gitter bringen. »Bevor wir wieder nach Hause kommen, würde ich mich

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