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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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Mitarbeiter des technischen Korps. Es dauerte nicht lange, bis er Jeremy Sands auf dem Schirm hatte. Mit Foto. Ein gut auss e hender Enddreißiger. Blond, blaue Augen. Feine Fältchen um die Mundwinkel, ein harter Zug, sehr schmale Lippen. Marc rief Sands’ Lebenslauf auf . Er hatte seine Arbeit bei den Mech a nikern Anfang September angetreten , war gebürtiger Lo n doner und besaß einen makellosen Lebenslauf. Zu makellos.
    Sein vorheriger Arbeitg e ber war Gain Energy . Die Firma, die die Ölförderung auf die Melville Bucht und die nördlichen Bere i che der Baffin Bucht bis hinauf in die Meerenge von Nares au s weiten wollte . Genau dagegen kämpfte Kaya mit allen Mitteln an. Marc starrte auf den Lebenslauf. Jeremy Sands hatte einige Wochen bei den Mech a nikern zugebracht und am Tag des Absturzes seine fristlose Künd i gung eingereicht. Er hatte sich nicht inne r halb des Stützpunktes versetzen lassen, keine Schulung zum Pil o ten aufgenommen , wozu er sowieso zu alt war, sondern hatte, nachdem er den Sensor in Silas ’ Hubschrauber ausgewechselt hatte, den Militärstützpunkt mit unb e kanntem Ziel verlassen. Laut der Unterlagen in der Datenbank war er nicht mehr in Grönland.
     
    *
     
    In der Nacht kehrte das Fieber zurück.
    Mit rasender Wut schlug es seine Zähne in Silas ’ Fleisch. Kaya wurde von seinem Zähneklappern geweckt . Im Licht einer Gaslate r ne verknotete Issitoq gerade seine Fellhose. So leise wie mö g lich kroch sie aus ihrem Schlafsack und zu dem alten Jäger. „ Du brichst schon auf? “
    „ Ihr könnt nicht gehen. “ Er nickte in Richtung Silas. „ Er kann unmöglich weiter. Falls er die Nacht überhaupt übersteht . “
    Sie fühlte eine eiserne Faust in ihrem Magen. Issitoq hatte r echt. In diesem Zustand würde Silas keine fünfhundert Meter weit ko m men, bevor er zusammenbrach oder gar starb. Silas gab im Fiebe r schlaf ein Ächzen von sich.
    „ Ich werde gehen “ , riss Issitoq sie aus ihren Gedanken. „ Mit den Hunden bin ich in zwei Tagen in Nuussuaq. Ihr bleibt so lange hier. “
    Sie würden gerettet werden. Die Dankbarkeit, die bei dem Geda n ken durch ihre Adern spülte, dass sie nicht mehr allein war mit ihrer Angst um Silas, der Ungewissheit und Verantwortung , war so übe r wältigend, dass ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Ihr Magen knur r te und sofort kam die Angst z u rück. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hoffte, dass Issitoq nicht merkte, wie es um sie stand.
    „ Unsere Vorräte sind aufgebraucht. Auch von dir haben wir mehr genommen, als richtig ist. Deine Schränke sind leer. “
    „ Ich werde mich darum kümmern. Warme Kleidung findest du in der Truhe dort. “ Er nickte zu der grob gezimmerten Kiste in der Hüttenecke , aus der er die Decken und Felle gezogen hatte, als sie bei ihm angekommen waren. Etwas in ihr hätte gern aufg e schrien, hätte am liebsten mit den Fäu s ten auf Issitoq eingeprügelt und ihm an den Kopf geworfen, dass er sich was vormachte. Die Situation ließ sich nicht mit ein wenig Walfleisch und Geduld lösen. Silas brauchte einen Arzt, medizinische Versorgung , v ernünftige Kle i dung, ein richtiges Bett.
    „ Achte auf deinen Mann “, sagte Issitoq.
    „ Er ist nicht mein Mann “ , murmelte sie, doch der alte Inuit öffnete schon die Tür und es ging im Kläffen der Hunde unte r.
    Hinter ihren Augen brannte es. Es kostete Mühe, sich Silas zuz u wenden und ihn zitternd und stöhnend auf dem Lager zu s e hen . Sie hatten ihn nicht aus dem Eis gefischt, damit er in der relativen S i cherheit einer Hütte starb . Sie ging zu ihm und legte eine Hand auf seine Stirn. Seine Haut glühte. T rotzdem schlotte r te er, als würde er jeden Moment erfrieren. Sie sortierte die Decken auf seinem Schla f sack, steckte sie um seinen Körper fest. „ Pst . Ist gut , Silas. Issitoq holt Hilfe. “
    Kaum strich sie ihm das schweißnasse Haar aus der Stirn, fl o gen seine Augenlider auf. Sein Blick war glasig, gehetzt. „ Dylan “ , kräch z te er.
    „ Nein, ich bin es. Kaya. “
    Sein Blick irrte ziellos umher , als suchten sie nach etwas oder j e manden . Schneller als sie reagieren konnte, schoss seine Hand unter dem Deckenberg hervor, umklammerte ihr Handgelenk wie ein Schraubstock.
    „ Befehl! “ , bellte er. „ Jay … Dylan, nein! “
    Er f antasierte. Mit der freien Hand rüttelte sie an seiner Schu l ter. „ Silas, wach auf. Du träumst. Hier ist kein Dylan. Du bist bei mir. Bei Issitoq. Wir sind in Sicherheit.

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